Der Doggfather, eine Ikone des US-Raps, lässt die Halle vibrieren, und nebenan spielt man seelenruhig Badminton.

Berlin (ros) - Es gibt an diesem Donnerstagabend genau zwei Arten von Menschen, die zur Max-Schmeling-Halle pilgern: die, die zum Konzert eines nicht ganz so unbekannten US-Rappers streben, und jene, die dieser Umstand gar nicht tangiert, weil sie in einem Nebenareal der Mehrzweckhalle in aller Ruhe Badminton spielen wollen. Wer über einen Platz auf den oberen Rängen der Location verfügte, konnte die sportelnden Besucher beim Aufstieg im Treppenhaus durch Glasscheiben beobachten.

Im Inneren des Konzertsaals füllen sich ab 20:30 Uhr im Sekundentakt Steh- und Sitzplätze, D-12 heizen bereits ein. Das Publikum setzt sich aus einer bunten Mischung aus Hip Hop-Fans der 90er bis hin zur Generation, die Hip Hop via TikTok kennengelernt hat, zusammen. Dass lediglich die Mitglieder Swift und Kuniva das dreckige Dutzend aus Detroit vertreten, stört die Stimmung nicht. Die beiden MCs versprühen beste Laune, animieren das Publikum bei Hits wie "My Band" oder "Purple Pills" und werfen riesige Strandbälle ins Auditorium. Fast eine Stunde lang versetzen sie die Halle in Hip Hop-Schwingung.

Snoop tritt ins Licht

Danach ist erst mal Ruhe auf der Bühne, bis sich der Hauptprotagonist des Abends gegen Viertel vor zehn, eingeleitet von einem Einspieler auf den Videoleinwänden, auf den Weg gen Bühne macht. Als der Beat von "The Next Episode" ertönt, tritt Snoop Dogg ins Licht und zementiert gleich seinen Legendenstatus.

Das schwarz-weiß gemusterte Gewand des Doggfathers erinnert an ein Bandana in überdimensionaler Größe, das er sich über den Körper gestreift hat. Dazu marschiert er mit funkelnder Sonnenbrille, Goldkette und Dreadlocks ein, gleich bei seinem ersten Song von vier Pole-Tänzerinnen begleitet. Erste Rauchschwaden wabern von der Bühne ins Publikum und zurück.

Snoop Dogg hält sich nach kurzer Begrüßung nicht lange auf, sondern tanzt lieber lässig vor sich hin und rappt die erste Portion seiner Hits straight durch, von "Nuthin' But A G-Thang" über "Gin & Juice" bis "Sweat". Nach "P.I.M.P." setzt er seine Brille ab. Ganz so, als wolle er sich im Rahmen seiner "I Wanna Thank Me"-Tour, die ihn nach mehrmaliger Verschiebung nun endlich nach Berlin führte, selbst für seine kongenialen Hits danken.

Westcoast-Nostalgie

Es folgen Songs aus einer Zeit, in der sich der einstige Liebhaber von Oldschool-Westcoast-Beats mit seiner Musik sanfteren und poppigeren Tönen zuwandte, beispielsweise "Sensual Seduction" oder "Beautiful". Zudem rappt er seinen Part vom Katy Perry-Song "California Gurls".

Nach etwa einer halben Stunde leght Snoop eine kurze Rauchpause ein: Er verschwindet dafür aber nicht von der Bühne, sondern lässt sich direkt hinter dem DJ-Pult nieder und lässt den Mann an den Plattenspielern ackern. Dieser hält das Publikum mit ein paar kurz angespielten Klassikern von Nate Dogg, Warren G oder Ice Cube auf Betriebstemperatur.

Währenddessen bleibt Zeit, einen Blick auf das Bühnenbild zu werfen: Sieht für einen Rap-Superstar doch recht spärlich aus. Links und rechts vom DJ-Pult stehen Holztische, die mehr oder weniger an eine Bierzeltgarnitur erinnern und deren Funktion sich nicht so recht erschließen will. Dazu noch die Videoleinwände - das wars. Als Attraktion geht noch ein Mann in einem Kostüm mit Affenkopf durch, der mal auf der Bühne, mal im Publikum herumturnt.

Tupac, Biggie und "Drop It Like It's Hot"

Nach der kurzen Auszeit entert Snoop Dogg seine Spielwiese wieder mit seinem Part auf "Still D.R.E." Die Menge kopfnickt begeistert mit. Als Snoop anschließend auch noch "California Love" von Tupac und "Hypnotize" von The Notorious B.I.G. zum Besten gibt, ist die Glückseligkeit in der Max-Schmeling-Halle förmlich zu spüren. Snoop Dogg hat jede Menge Liebe für Nostalgie und rappt die Songs ohne große Anstregung mit seinem unverkennbaren Organ durch.

Gegen Ende dreht der Doggfather den Hip Hop-Regler noch einmal verstärkt in Richtung Westcoast-Beats. Mit "Murder Was The Case", "Who Am I (What's My Name)?" und natürlich "Drop It Like It's Hot" lässt er die Halle ein letztes Mal vibrieren. Mit "Young, Wild & Free", das er als "Nationalhymne hierzulande" bezeichnet, verabschiedet er sich pünktlich gegen 23 Uhr vom jubelnden Berliner Publikum.

Zugabe? Fehlanzeige! Wobei, so ganz stimmt das nicht. Für umgerechnet schlappe 1.645,95 Euro konnten Hardcore-Fans (oder jene, die diese Summe mal eben locker sitzen haben) den US-Rapper zum Meet & Greet treffen. Trotz der gelungenen Hommage an glorreiche Hip Hop-Zeiten zieht es der Autor dieser Zeilen dann doch lieber vor, zum Badminton zu gehen.

Fotos

Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!

What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof) What's my motherfuckin' name? Snoop Doggy Dogg!, Berlin, Max-Schmeling-Halle, 2023 | © lautde (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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1 Kommentar mit einer Antwort

  • Vor einem Jahr

    Selbst 2007 auf'm Splash hat er schon fast nur noch über die Aura funktioniert. Wüsste keinen Grund, mir das fast 20 Jahre später noch freiwillig anzutun. Hat langsam Flavor Flav Vibes, auch optisch.

    • Vor einem Jahr

      Rapkonzerte reizen mich 0. Vorallem nicht wenn da alte Säcke auf der Bühne stehen oder jemand 20 Backup MCs mitgebracht hat. Kleine Shows in kleinen Spelunken von kleinen Undergroundrappern mag ich aber sonst sehe ich da keinen Sinn.