Nach dem Verbot aller Großveranstaltungen bis Ende August feilen Veranstalter an Notfallplänen. Der neue Termin für Rock am Ring steht bereits.

Berlin (ebi) - Spätestens nach den Absagen der ersten großen Player im europäischen Ausland wie Nova Rock, Download, Roskilde oder auch Hellfest dürften die deutschen Festivalveranstalter die Entscheidung der Politik, alle Großveranstaltungen bis Ende August zu verbieten, erwartet haben. Entsprechend einhellig begrüßten sie den Beschluss der Bundesregierung und der Bundesländer, selbst, wenn dieser harte und wirtschaftlich noch unübersehbare Folgen haben wird: Die Gesundheit jedes Einzelnen hat die höchste Priorität!

Nicht wenige Festivals fallen deshalb zum ersten Mal überhaupt aus. Die weiteren Planungen gehen die Veranstalter teils unterschiedlich an, auch wenn sie vor ähnlichen Herausforderungen stehen, etwa bezüglich der Verträge mit Bands oder versicherungstechnischer Fragen.

Neuer Termin für Rock am Ring

So verschiebt der Veranstalter von Rock am Ring/Rock im Park - beide Events sind ausverkauft - das anstehende 35. Jubiläum gleich auf 2021, der neue Termin: 11. bis 13. Juni. Das ausverkaufte Wacken Open Air, das Melt! Festival, das Splash! und viele weitere Festivals sind ebenfalls gecancelt. FKP Scorpio, der Veranstalter von Festivals wie Southside, Hurricane, Deichbrand, M'era Luna oder Highfield, will sich so schnell wie möglich mit weiteren Infos zurückmelden.

Beim kleineren Green Juice in Bonn beispielsweise hofft man, das Festival 2021 am selben Juli-Wochenende und mit "hoffentlich denselben Künstlern" nachholen zu können. Beim Reload bittet man die Fans ebenfalls um Geduld - gerade hinsichtlich der Infos über gekaufte Tickets.

Was passiert mit den bereits gekauften Festivaltickets?

Denn die Frage, die am meisten unter den Nägeln brennt, bleibt jene, wie die Veranstalter mit den zehntausenden bereits abgesetzter Tickets verfahren wollen. Einerseits sollte gewährleistet bleiben, dass Käufer diese zurückgeben können und rückerstattet bekommen. FKP Scorpio, Wacken und Rock am Ring wollen sich auch diesbezüglich zeitnah und umfassend erklären. Bei Festivals wie dem Wacken, Melt! oder Splash! spricht man bereits von "Optionen" bezüglich bereits gekaufter Tickets.

Welche Optionen das sein könnten, hat zuletzt das Schweizer Gurtenfestival in einem bemerkenswert offenen Artikel dargelegt: Ticket-Besitzer könnten auf jeglichen Ersatzanspruch verzichten, um den Fortbestand ihres Lieblingsfestivals zu sichern. Oder sie könnten ihr Ticket einfach behalten, falls der Veranstalter dessen Gültigkeit auf die Folgeveranstaltung im nächsten Jahr ausdehnt.

Und sie könnten schließlich die Erstattung des Kaufpreises verlangen und hoffen, dass sie wenigstens einen Teil davon zurück bekommen. Wenn viele diese Option wählen, steigt allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass jeder nur noch einen Teil seines Geldes zurück bekommt, weil der Veranstalter insolvent wird.

"Vollständige Rückabwicklung nur schwer zu verkraften"

Das Überleben gerade kleinerer Events und Veranstalter hängt jetzt tatsächlich davon ab, wie sich der einzelne Ticketkäufer entscheidet. Beim Ruhrpott Rodeo ist zwar die Rede von einem "Drama", gekaufte Tickets behalten aber ihre Gültigkeit für den neuen Termin (2. bis 4. Juli 2021), zudem würden die meisten Bands auch im kommenden Jahr spielen. Gleichwohl bleibe aufgrund der Vorleistungen ein großer finanzieller Schaden stehen. Um diesen abzufedern, riefen die Veranstalter eigens eine Gofundme-Kampagne ins Leben.

Auch beim Taubertal Festival in Rothenburg o.d.T. kämen viele Bands 2021 wohl wieder. Florian Zoll vom Veranstalter KARO ging der Südwest Presse gegenüber auch auf die Frage der Bandverträge ein. Werde das Taubertal aufgrund einer 'höheren Gewalt' abgesagt, hätten die Bands grundsätzlich keinen Anspruch auf Gage, auch wenn die Verträge individuell gestaltet seien: "Bei den Bands überwiegt ein solidarischer Gedanke. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Band auf Entschädigung pocht. Die wüsste ja auch, dass sie in so einem Fall wohl nicht mehr gebucht werden würde", zitiert ihn swp.de. Bei der Ticket-Frage appelliert er an die Fans: "Wir würden unsere Besucher bitten, ihre Tickets zu behalten. Eine vollständige Rückabwicklung aller Käufe wäre für uns nur schwer zu verkraften".

Wann ist eine Veranstaltung 'groß'?

Nach dem allgemeinen Verbot bleibt noch die Frage zu klären, wann ein Event als Großveranstaltung gilt. Eine einheitliche Definition gibt es Wikipedia zufolge nicht, nach Leitlinien in zuständigen Ministerien liege sie aber u.a. vor, wenn "mehr als 5.000 Besucher gleichzeitig auf dem Gelände sind". Die Zahl dürfte angesichts der bisherigen Veranstaltungs- und Kontaktverbote vermutlich weit niedriger angesetzt werden und sich eher z.B. an der Schweiz orientieren, wo alles ab 1.000 Besuchern als Großveranstaltung gilt. Die Entscheidung darüber obliegt am Ende den Bundesländern.

Beim kleinen Golden Leaves Festival im hessischen Darmstadt (29. und 30. August) etwa, nimmt man diese Frage folglich noch pragmatisch: "Solange noch keine genauen Vorgaben der Landesregierung vorliegen, gehen wir erstmal davon aus, dass das Golden Leaves weiterhin wie geplant stattfindet".

Noch mit einem blauen Auge davon kommen - Stand heute - Festivals wie das Lollapalooza, das am 5. und 6. September in Berlin (Olympiastadion, Olympiapark) stattfindet. Und auch das Immergut in Neustrelitz: Dessen Veranstalter hatten den für Mai geplanten Event aufgrund der Covid-19-Pandemie kurzerhand auf den 2. und 3. September geschoben. Könnte immer noch knapp werden, aber toi, toi, toi!

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1 Kommentar

  • Vor 4 Jahren

    Und der HERR sprach zu Mose und Aaron: Dies ist die Ordnung für das Passa: Kein Fremder soll davon essen.
    Ist er ein gekaufter Sklave, so beschneide man ihn; dann darf er davon essen.
    Ist er aber ein Beisasse oder Tagelöhner, so darf er nicht davon essen.
    In einem einzigen Hause soll man es verzehren; ihr sollt nichts von seinem Fleisch hinaus vor das Haus tragen und sollt keinen Knochen an ihm zerbrechen.
    Die ganze Gemeinde Israel soll das tun.
    Wenn ein Fremdling bei dir wohnt und dem HERRN das Passa halten will, der beschneide alles, was männlich ist; alsdann trete er herzu, dass er es halte, und er sei wie ein Einheimischer des Landes. Aber ein Unbeschnittener darf nicht davon essen.
    Ein und dasselbe Gesetz gelte für den Einheimischen und den Fremdling, der unter euch wohnt.
    Und alle Israeliten taten, wie der HERR es Mose und Aaron geboten hatte.
    An eben diesem Tage führte der HERR die Israeliten aus Ägyptenland, Schar um Schar.