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Objekte sexualisieren

Die Zeiten, in denen sich die Szene über Shirin David lustig machte, sind gottseidank schon eine Weile vorbei, schließlich hat die Frau mit ihrem letzten Album nachdrücklich bewiesen, dass sie sehr wohl ihren Platz im Deutschrap-Diskurs verdient. Diese Qualität schwappt allerdings nur bedingt in ihre erste neue Single seit dem Release von "Bitches Brauchen Rap" über.

"Lächel Doch Mal" fällt wieder einmal in die Kategorie: Inhalt top, Song eher flop. Ja, es ist mehr als willkommen Rollenbilder zu verdrehen und Männern ihre Misogynie und ihren Alltagssexismus aggressiv unter die Nase zu reiben, aber wenn das musikalische Korsett nicht passt, dann bleibt letzten Endes auch der Inhalt ein wenig auf der Strecke. Nicht nur klingt die Hook sehr hakelig und unausgegoren, auch manche der Zeilen, die David rappt, klingen inmitten dieses Rollenspiels wie absolute Fremdkörper.

Da mimt sie den Prollo, der Frauen an den Arsch packt und 'Nein' als 'Ja' versteht, legt ihm aber Dinge wie "Ich sеxualisiere das Objekt in dir, Boy" in den Mund, die kein Mensch der Welt jemals sagen würde. Es ist vollkommen offensichtlich, dass genau das in den Verses geschieht, niemand muss nochmal explizit daran erinnert werden. Gleiches gilt für: "Geb' ihm eine Kostprobe seiner toxischen Medizin". Wir hören, dass du gerade genau das tust, Shirin, danke für den Hinweis. Da entsteht ein Clash zwischen dem Duktus, den David hier nachahmen will, und ihrer distanzierten Beobachtung der Situation, die das Durchhören des Songs holprig gestaltet.

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