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November: Alle auf den Alman, Casmho gegen alle

Dieser Yannik™: Ich brüte jetzt wirklich seit einem guten Monat darüber hin und her, ob ich diese ganze Cashmo-Situation noch einmal lang und breit ausrollen will. Einerseits sind mir alle Beteiligten aus dem einen oder anderen Grund unsympathisch, auf der anderen Seite scheint das Thema irgendwie wichtig. Cashmo macht einen Song darüber, dass es hart ist, als Deutscher in den schwierigen Vierteln aufzuwachsen, und verwendet dabei (ob nun bewusst oder unbewusst) Symbole, die ein bisschen nach Pegida aussehen.

Die Deutschrap-Medien flippen aus und nennen ihn einen Nazi, er rastet aus und beleidigt die eine Frau, die ihn kritisiert hat, mit allem was er hat. Schön. Ich glaube, das Gemeine an all dem Rumgeeiere, das sich da vollzogen hat, ist die Tatsache, dass Cashmo im Kern-Konflikt eigentlich irgendwo Recht hatte. Sein Song war nicht rassistisch, weder in der Intention noch in der Wirkung. Die Symbolik war tatsächlich fragwürdig, aber wenn man daran denkt, dass die meisten Hörer der Nummer selbst migrantischen Background haben, kann man sich die Sorgen vielleicht schenken. Vielmehr ist das Ganze zu einem Duell der Dickköpigkeit geworden.

Aber so sehr ich mit den Hip Hop-Medien normalerweise sympathisiere, hier zeichnet sich ein alter Konflikt ab: Studierte Leute von Twitter, die dreimal täglich zu El Hotzo beten, halten ihre soziologische Theorie über die Gesellschaft für wichtiger als die realen Erfahrungen eines Typen, der aus der Gegend kommt, über die sie so viel lesen. Und weil der sich im Nachgang dazu als misogyner Trottel herausstellt, fühlen sie sich bestätigt. Es ist die völlige Spaltung zwischen Leuten, die links sind, und Leuten, die eigentlich von einer starken Linken profitieren würden. Würde man sich hier nicht stur darum dreschen, wer jetzt die Deutungshoheit haben darf, und stattdessen die Theorie mit der Praxis in Einklang bringen, wäre so viel mehr gewonnen, als bei dieser Shitshow herausgekommen ist.

Yo Mama Fromm: Amen, Bruder. Viel mehr, als du jetzt schon mehrfach zu disem Thema gesagt hast, gibt es nun auch wirklich nicht her. Schön aber, dass uns die Beschäftigung mit Cashmo davor bewahrt, an dieser Stelle über verschiedene andere unschöne Dinge zu sprechen. Das Schmierentheater der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl zum Beispiel. (Hast du vorhin nicht irgendwas von "kein Ende in Würde" geschrieben? Passt hier auch.) Oder dass Obama Dinge sagt, die sich als "Rapmusik ist schuld am Werteverfall" verstehen lassen. Oder (noch schlimmer) Terroranschläge in Wien. An all das will man sich gar nicht so genau erinnern. Schon gar nicht an Trap in Rübenbauernidiom.

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