Seite 26 von 36

September: Alben / Deutsch

Freshman Mirco: Hm, schwierig. Ich sehe hier wirklich eine nicht gerade knappe Liste an Releases für diesen Monat, aber muss gestehen, dass ich kein einziges davon in voller Länge gehört habe. Im Falle von Bausa, Twenty4Tim und RAF Camora sicherlich auch aus gutem Grund, aber bei Shacke One habe ich nach wie vor das Gefühl, irgendetwas nicht ganz verstanden zu haben. Ich habe dieses Tape mehrmals angespielt und jedes Mal nach ein paar Songs komplett auf Durchzug geschaltet. Das soll der neue Deutschrap-Messias sein? Kannst du mir erklären, wieso?

Yo Grandama Fromm: Nö, weil: Der Messias ist Shacke sicherlich nicht, ich fand die Höchstwertung auch minimal übertrieben, aber ich versteh' schon, warum das Leute abholt. Mich ja auch. Es wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen, leise gestrig, aber nicht auf diese unangenehme Früher-war-alles-besser-Art, die immer gleich meint, das Neue schlechtreden zu müssen, um eine Ausrede für die eigene Hängengebliebenheit zu haben. Shacke braucht aber keine Ausreden, für nix. Der fährt da einfach seinen Film, und den hat der Kollege Mauerer wirklich sehr schon beschrieben:

"Kennt ihr das Gefühl, auf dem Dach der S1 Richtung Wedding zu sitzen, den Fahrtwind um die Ohren, ihr hört Motown auf Kopfhörer und seht links und rechts die Graffiti vorangegangener Rapper-Generationen, während die Bundespolizei versucht, euch da herunterzuholen, bevor der Tiergartentunnel euch in Stücke zerfetzen wird, es euch aber egal ist, weil das Rauchzeug richtig gut war?"

Finde, genau so isses. Hilft dir das?

Dieser Yannik™: Ich kenne das Gefühl trotz längerer Zeit in Berlin tatsächlich … gar nicht so gut? Aber gleichzeitig seh' ich es ein bisschen ähnlich. Viel Oldschool-Rap ist so nutzlos zähnefletschend. Es gibt diese Facebook-Gruppe "Das ist deutscher Rap!", die sich jetzt im Grunde seit zehn Jahren daran abarbeitet, ob Haftbefehl und Autotune auch guter Rap sein könnten. Da kreuzen oft so kleine Backpacker-Kids durch, die dick die Werbetrommel für sich rühren, dass sie Rap wie früher machen, nix mit Autotune und Pi-pa-po. Shacke macht Oldschool geil, indem er das Gegenteil davon ist. Seine Hängengebliebenheit passiert nicht aus Abgrenzung, sondern aus Liebe zum Material. Und diese Freude steckt an.

Seite 26 von 36

Weiterlesen

Noch keine Kommentare