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Dirty South Gems

Die Doku hat mich dazu getrieben, etwas mehr in diese auch von mir sehr geliebte und wertgeschätzte Welt des Dirty South abzutauchen und ein paar Klassiker aufzulegen. Ich hatte vor Jahren einmal die Idee, ein paar der besten Releases dieses Subgenres in einer Liste zu ranken. Da ich diesen Plan nach wie vor nicht vollends verworfen habe, will ich jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Zumindest drei meiner liebsten Projekte ("Mystic Stylez" mal außen vor) möchte ich euch aber ans Herz legen.

Koopsta Knicca - The Devil's Playground

Vielleicht das beste Tape, das diese Stadt je hervorgebracht hat. (Das beste Cover allemal.) Düsterer als Three 6 Mafia jemals waren. Das eröffnende Metallica-Sample gibt die Marschrichtung vor, und von dort aus steigt das Tape minütlich tiefer in die Hölle hinab, die im Herzen dieser Stadt brodelt. Manche der Songs verlieren sich so dermaßen in einem Delirium aus Gewalt, Sex und Drogen, dass man das Gefühl bekommt, einem echten Serienkiller zuzuhören. Auch weil Koopsta Knicca rappt, als hätte seine Seele längst seinen Körper verlassen. Da sind nur noch Leere und Blutlust in seiner Stimme.

DJ Paul und Juicy J passen sich daran an und basteln einige der hypnotischen Beats, die Memphis je zu hören bekam. Die Atmosphäre, die sie hier oft nur mit simplen Loops erzeugen, ist dick genug, um sie mit dem Messer zu schneiden. Allen voran das dämonische "Robbers" und der Sample-Alptraum "Purple Thang" geben einem teilweise das Gefühl, dass die Audiospur vom selben Teufel besessen ist, der auch von Koopsta Besitz ergriffen hat.

Blackout - Dreamworld

Rap aus Memphis ist jetzt nicht gerade bekannt dafür, besonders frohsinnige Alben hervorzubringen, aber das Solo-Debüt des Produzenten Blackout klingt wirklich, als hätte man einen Alptraum auf Tape gebannt. Die Klangwelten von "Dreamworld" erscheinen geradezu bösartig und ansteinflößend. Bisweilen klingt das Album mehr nach dem Soundtrack eiens Horrorfilms als nach Rap.

Wenn "Devil's Playground" in seiner verdrogten Paranoia eher dem realen Amoklauf eines Psychopathen glich, dann versetzt einen "Dreamworld" in einen Slasherfilm, der in den finstersten Ecken der Videothek von der Zeit vergessen wurde.

"Mission Of A Murder" fühlt sich wie eine Szene aus einem Horrormovie an, die stetig Suspense bildet und einen am Ende ohne Katharsis und Jumpscare allein im Dunkeln stehen lässt. "Syko Sound" klingt mit seinen choralen Sample und seinen hektischen Drums, als hätte John Carpenter einen Cloud Rap-Song geschrieben. Die diabolischen Glockenschläge auf "Dim Da Lights" setzen einem einen Schatten in die Ohrmuschel, der einen den ganzen Track über verfolgt und am Ende mit einem knurrenden "Evil!" über einen herfällt. Bis heute habe ich nur wenige Alben gehört, die eine so dichte Atmosphäre erzeugen wie dieses Tape.

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