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Globehead

Kianush würde etwas mehr politische Bildung sicherlich auch nicht schaden. Der gebürtige Iraner war bislang bekannt dafür, seinem geistigen Schwurbler-Dünnschiss wenig bis keinen Filter vorzuhalten. Der Wissenschaft könne man nur so halb vertrauen, den Medien gar nicht, gab er etwa in einem mittlerweile auf YouTube gelöschten Interview mit Aluhut-König Leon Lovelock preis. Die Pyramiden sollen außerdem nicht von Menschenhand gebaut worden sein und die Erde sei keine Kugel.

Letzteren Punkt hat der von PA Sports gesignte Rapper nun revidiert. In einem siebenminütigen Instagram-Statement faselt er anfangs lange um den heißen Brei herum und flext mit seinen Albumstreams, ehe er klar und deutlich sagt, sich in diesem Punkt geirrt zu haben. "Ich bin ein extrem kritischer Typ, ich glaube grundsätzlich nicht viel von dem, was die Medien mir servieren. [...] Ich probiere, mein Vertrauen so gut wie es geht in die Hände der Demokratie zu legen, wenn man das so nennen kann. [...] Da möchte ich die Gelegenheit auch gleich mal nutzen, um folgendes klarzustellen: Ich glaube nicht an die flache Erde."

Das kann man sicher auch etwas besser auf den Punkt bringen, lobenswert ist es trotzdem, dass ein Rapper wie er, der scheinbar kurz davor stand, vollends zum Qanon-Jünger rekrutiert zu werden, sich der Lächerlichkeit des Ganzen bewusst wird und rechtzeitig wieder aus dem Schwurbel-Sumpf auftaucht.

"In dem Moment war ich einfach auf 'nem komischen Film und hab paar YouTube-Videos zu viel geguckt. [...] Die Aussage war nicht besonders klug, viele junge Leute gucken bestimmt auch zu, und man muss vorsichtig sein mit solchen Theorien." Da hätte er aufhören sollen, und ich hätte tatsächlich ein wenig Respekt vor Kianush gehabt, inmitten dieser Szene diesen Fehler so offen einzuräumen. Hintenraus in seinem Statement folgt dann jedoch noch ein latentes 'aber', mit dem er seine Haltung ein wenig relativiert.

Die Corona-Maßnahmen sehe er weiterhin kritisch, Cancel-Culture auch. Außerdem habe er neue Musik am Start. "Wahrscheinlich wird meine Meinung nie Axel Springer-konform in die Mitte der Gesellschaft passen": Alles legitim, in diesem Kontext gibt das seiner aufrichtigen Entschuldigung allerdings einen kleinen Beigeschmack.

"Grundsätzlich sollten wir alle probieren, die Gesellschaft zusammenzuhalten." In dem Punkt pflichte ich ihm bei. Weswegen ich unterm Strich auch sagen muss, dass es tatsächlich so scheint, als habe Kianush aus dem ganzen Fiasko gelernt. Was ein matter Hoffnungsschimmer für diesen verloren geglaubten Teil der Szene ist. B-Lash, you're next!

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