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1 Chicken Nuggie

Schließen wir das deutsche Segment mit zwei etwas eigenwilligeren Empfehlungen ab. Zum einen: Frank Hemd heißt jetzt Furk und macht noch seltsamere Musik als davor. Seine neue EP "McDonalds Schlaflieder" ist ein so schräges Stück Konzeptkunst, dass ich ehrlicherweise nicht so recht weiß, was ich überhaupt davon halten möchte.

Auf der einen Seite ist diese komische Mischung aus Hyperpop und Schlafliedern (mit Rap hat das ehrlicherweise überhaupt nichts zu tun, aber wo sonst würden wir das besprechen?) eigentlich schnell auserzählt. Es sind Schlaflieder mit McDonalds-Theme. Wie eine Menge anderer sehr experimenteller Sachen krankt es eventuell ein wenig daran, dass man eigentlich alles darüber weiß, sobald man einmal die Prämisse geschnallt hat.

Aber andererseits bin ich irgendwie sehr happy, dass jemand die Verwurzelung vom Hyperpop in anderen abseitigen Internet-Genres wie dem Vaporwave oder dem Mallsoft schnallt. Gerade in Deutschland, habe ich das Gefühl, halten Leute Hyperpop als Genre einfach nur für ein Kurzwort für sehr verzerrte Trap-Beats, ganz viel Edge und sehr viel Autotune. Dabei waren die richtigen OGs jenseits von ihren EDM-, Pop- und Hip Hop-Bezügen einfach nur kollosal surreale Weirdos wie GFOTY, die machen, was sie wollen.

"McDonalds Schalflieder" macht auf jeden Fall, was es will. Irgendwie hittet es einen seltsamen emotionalen Ton, den Ton dessen, wenn einen die gewerbliche Manipulation erwischt. Ich bin zum Beispiel ein kompletter Sucker für Maskottchen oder Cartoon-Tiere. Du könntest mir Moza, das Amazon-Zebra oder Drachi, den Heckler & Koch & Nestle-Drachen geben, und ich wäre komplett abgeholt davon. Diese Dissonanz macht Furk hier auch auf, indem er dieses Marketing-Gefühl "Kauf deinen Kindern Fast Food, und sie werden dich lieben!" vom Happy Meal und von Verniedlichungen wie "Chicken Nuggies" in diese irgendwie zarten, sentimentalen Lieder bettet. Besonders "Happy Dreams" führt dann auch instrumental an diesen emotional komplett komischen, fast ein bisschen psychedelischen Ort.

Wie gesagst, ich bin mir nicht sicher, ob diese EP so wirklich funktioniert, aber ich respektiere auf jeden Fall immens, dass der Kerl sich zu einem komplett absurden Projekt hat hinreißen lassen. Hyperpop (oder PC Music, wie die Hags sagen) war einmal richtig gut darin, genau diese komischen widersprüchlichen Gefühlswelten um den Konsum ad absurdum zu führen. Ich wüsste nicht, wie eine Ausarbeitung dieses Ansatzes aussehen würde, ich bin aber extrem gespannt, es herauszufinden.

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