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Rückkehr nach Reims

Woo! Das war ein Downer zum Anfang. Machen wir doch mit etwas Erbaulicherem weiter: Ich war diese Woche im Theater!

"Rückkehr Nach Reims" in der Berliner Schaubühne läuft schon eine ganze Weile, aber weil ich ein absoluter Theater-Noob bin, habe ich keine Ahnung, was so läuft und bin nur auf Empfehlung einer Freundin mitgekommen, weil das Buch von Didier Eribon eigentlich echt cool war und ich gespannt darauf war, was sie so aus einem theoretisch-autobiographischem Werk auf der Theaterbühne machen. Ich hätte auf jeden Fall nicht damit gerechnet, plötzlich Amewu zu sehen zu bekommen.

Und verdammt, hat er das gut gemacht! Nicht nur die elegant eingebettete Rap-Einlage, aber auch generell als Schauspieler: Wirklich, wirklich überzeugend, wie sie "Rückkehr nach Reims" eine Meta-Ebene hinzugefügt haben. Das Stück handelt nämlich von einem Dokumentarfilmer, der sich in Amewus Studio schnorrt, um mit einer Schauspielerin Passagen aus Eribons Buch einzulesen, um sie filmisch zu verwerten. Zwischendurch kommt es dann zu Zusammenstößen zwischen dem Regisseur und der schwarzen Schauspielerin und Amewu und einer Diskussion über Rassismus in Deutschland, mediale Ausbeutung und politische Ignoranz, die gegen Ende wirklich durch Mark und Bein geht. Das Gemeine ist: Wahrscheinlich habe ich mich - genau wie all die anderen weißen Unikids im Publikum - mehr als einmal unangenehm in diesem Regisseur gespiegelt habe. Dieses Wort "Privilegien" hat inzwischen ja leider schon einen so totgerittenen Anklang, dass das Stück es geschafft hat, die Ideen von Eribon über Klasse und gesellschaftliche Gewalt in diesen Diskurs zurückzubringen. Solltet ihr in Berlin abhängen und noch eine Chance bekommen, euch das anzusehen, tut es unbedingt, es ist wundervoll und unangenehm und schwer anzusehen und wahrlich multi-layered.

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