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What the fuck is cancel culture, dawg?

Gerade was die wichtigsten Schlagpunkte angeht, die den aktuellen Diskurs um "Mr. Morale & The Big Steppers" bestimmen, bedarf es ohnehin keines musikalischen Genius, um mitreden zu können. Viel lieber als über die Qualitäten des Songwritings oder die Musik an sich, diskutiert das Internet nämllich über die Kontroversen, die das Album umgeben, wie die oft angeprangerte Umsetzung eines Songs wie "Auntie Diaries" oder die Zusammenarbeit mit Kodak Black. Was solls: Wenn wir gerade schon dabei sind, geb' ich meinen Senf auch noch schnell dazu ab.

Die Verwendung des F-Slurs und des Misgenderings in "Auntie Diaries" halte ich für effektiv und im Rahmen der Geschichte, die Kendrick erzählt, sogar für gut, da er damit ungeschönt eine persönliche Progression zeichnet, die die Leute, die er damit anzusprechen versucht, sicherlich eher nachvollziehen können als den Rap aus der linken Bubble, der auf 'unwoke' Menschen meist belächelnd herabschaut statt einen Dialog zu suchen. Sicherlich ist das Konzept des Songs nicht makellos exekutiert, aber können wir uns nicht einfach für einen Moment darüber freuen, dass der vielleicht größte Rapper der Welt sich in einem Song für Trans-Personen stark macht, statt ihn für die Worte, mit denen er das tut, an den Pranger zu stellen?

Die Inklusion eines verurteilten Vergewaltigers wie Kodak Black auf einem Album über Generational Trauma kann ich nachvollziehen, halte sie dennoch für höchst problematisch, da Kodak eben nichts weiter darstellt als ein Beispiel für einen Täter, der gleichzeitig auch Opfer gewesen ist. In keinster Form gelobt er in seinen mehrfachen Auftritten Besserung oder zeigt Reue. Für jede Person, die in ihrem Leben Gewalt durch jemanden wie Kodak Black erfahren musste, ist das ein Schlag ins Gesicht. Gerade für einen sonst so reflektierten Typ wie Kendrick wirkt die Entscheidung, ihn so prominent auf dem Album zu platzieren, äußerst unreflektiert.

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