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Schamlos Pt. 2

Hier, da habt ihr:

Solche Diskussionen finde ich aus demselben Grund interessant, wie ich "ONS" interessant finde: Was ist das eigentlich für ein Frauenbild, das da dahintersteht? Das meine ich jetzt nicht einmal feministisch, sondern ganz simpel: Teenager-Jungs halten Frauen eben für mysteriöse Automaten, die bei gewissem Input, von dem sie noch nicht wissen, worin er besteht, Sex produzieren werden, und diese Teenie-Boys werden alles und jeden idolisieren, der diese Formel geknackt zu haben scheint. Das führt dann in Fällen besonders schwachköpfiger Jungs zu Gestalten wie Andrew Tate, oder zum Konsum dieses Songs.

Disclaimer: Ich bin kein Fachmann für Ballerman-Sexualität, wo dieser Song offensichtlich verortet ist, vielleicht läuft es mit dem Sex dort ja so. Aber ich bezweifle das stark. "ONS" hat so überhaupt nichts auch nur mit Casual Sex zu tun. Es ist ein Song mit der Logik des In-den-Puff-Gehens. Zumindest ist das Katjas Verhältnis zum Erotik-Produzieren. Sie muss dem verunsicherten männlichen Du direkt per Hook versichern, dass sie eh überhaupt keinen Bock hat, sich zu unterhalten. Puh! Nochmal Glück gehabt, Jungs! (Röchelndes Gelächter.)

Finch dagegen hat einfach gar keine Logik. Ich bin mir unsicher, ob er überhaupt weiß, was sich hinter dem Begriff "Sex" für ein Konzept verbirgt. Er rappt mit der erotischen Intensität der YTitty-Parodie eines Meghan Trainor-Songs (was nur gut ist, denn wie Kollegin Dani schon einmal ermittelt hat, ist auch er all about that bass). Dazu läuft im Hintergrund Rummelbumsdisco, die gerade so würdevoll genug für Kirmes-Boxauto klingt. Würde man alle 412.617.293 existierenden Songs und Musikstücke nach ihrer erotischen Strahlkraft sortieren, dann würde dieser Song in den untersten 20 landen.

Ist er also ein Witz? Wahrscheinlich nicht. Dass Finchs Witze nicht landen, davon ist auszugehen, aber ich bin mir relativ sicher, hier überhaupt keine Versuche von Comedy zu identifizieren. Nein: Das hier ist Finchs Versuch, sexy zu sein, und wir reden nicht genug darüber, wie spektakulär er daran scheitert. Er hat den Sex-Appeal eines Traktors. Finch in die Rolle von Katjas Lover zu casten, funktioniert etwa so gut, als ließe man Mine den Refrain von Haftbefehls "Lass Die Affen Aus Dem Zoo" covern. Es ist von bisher selten gesehener Lächerlichkeit - und was bedeutet das? Glasklar: Platz eins den Charts. Oh, Deutschland.

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 2 Monaten

    Für mich ist Finch seiner eigenen Definition von Sex am nächsten gekommen, als er versehentlich fremde Pisse getrunken hat.

  • Vor 2 Monaten

    Dass solche Fragen seitens heranwachsender Jungs überhaupt im Raume stehen, liegt an der unsäglichen Dekadenz, in der diese Kinder aufwachsen. Anstatt sich solche allein dem Hedonismus frönenden Gedanken zu machen, sollte dieser Jungspund seine sexuelle Energie lieber in Kraft- und Kampfsport umleiten, sich Gedanken darüber machen, wie er eine ehrbare Frau für die Gründung einer gesunden Familie finden kann, anstatt auf eine schnelle Nummer beim Flaschendrehen zu hoffen.