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Long Live Lance

Über meine Review zur neuen Lance Butters-EP habe ich mir dagegen in der Tat viele Gedanken gemacht. Da wurde in den Kommentaren zurecht angemerkt, dass ich mich sehr griesgrämig und unnötig haterig aufführe. Stimmt schon. Ich wollte irgendeinen größeren Punkt über seine Attitüde machen, den aber nicht zusammengekriegt habe. Stattdessen hätte ich einfach bei Kritik an der Musik bleiben sollen.

Aber auch beim Nochmal-Hören: Ich bleibe dabei, was ich gesagt habe. Hauptaspekt für Lance war ja schon immer der Sound. Da gibt es ein, zwei solide Vorstöße auf der EP, aber auch das fühlt sich ein bisschen träge an. Wenn der Sound aber nicht mehr trägt, dann muss ich wohl auf die Texte hören, und die fühlen sich für mich halt wirklich einfach sehr ausgebrannt und abgenutzt an.

Ich glaube, am meisten hänge ich mich daran auf, weil ich diesen Rest Battlerapper-DNA in ihm eigentlich total interessant finde, und weil er definitiv schon eine Menge Musik gemacht hat, die mir damals gefallen hat oder bis heute gefällt. Faszinierend ist ja, dass er mit "Angst" ein Album gemacht hat, auf dem er sich plötzlich mit Depression auseinandergesetzt hat. Seine ganze Diskographie fühlt sich wie eine recht flüssige Bewegung an.

Auf den EPs war es Battlerap mit der Aussage, dass die Person hinter der Maske niemanden etwas angehe. Die letzten Tracks von "Blaow" waren so etwas wie ein Cliffhanger, der angedeutet hat, dass da etwas hinter der Maske schlummere. "Angst" hat das durchdekliniert, aber den Battlerap-Modus hat Lance dabei eigentlich nur selten verlassen. Auch "Angst" hat ja eine gute Quote Lines gegen die Konkurrenz im Gepäck.

Wenn ich dann in der Review schreibe, ich habe mir Lance verdorben, dann meine ich damit, dass ich spät bemerkt habe, dass er trotz der Tatsache, dass seine ganze Karriere aus Battle-Zeug herausmutierte, nie ein besonders guter Battlerapper war, nur Delivery ohne Substanz, und Spanndendes über die Szene hat er nicht wirklich zu sagen. Das war mein Hauptproblem mit der EP: dieser Rückschritt vom ambitionierten Storytelling zu generischem Rumgepose, das seine extreme Stagnation ein bisschen hinter der Präsenz dieses interessanteren Mental Health-Themas versteckt.

Aber, ja: Die Review war trotzdem ein bisschen drüber. Ich bin sicher, dass Lance in absehbarer Zeit auch wieder geiles Zeug machen wird. Nichts für ungut.

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1 Kommentar

  • Vor einem Monat

    Find's korrekt dass du dir da nochmal Gedanken drüber gemacht hast. Btw hab bei Lance auch dass Gefühl bei ihm ist dass so nen Ding wie bei nem Earl Sweatshirt. Das ist irgendwie dieser schrullige anti alles sound, bloß bei lance mit weit aus einfacheren Texten. Die machen beide halt irgendwo Sound für ne core fanbase, haben beide ähnlich kurze Projekte und wenn da nicht durchgehend in dem Werdegang involviert war kann es schwierig sein die Faszination so nachzuvollziehen. Obwohl du's schon ziemlich auf dem Punkt bringst. Dennoch vielleicht schwierig die EP so objektiv wie möglich zu bewerten. Für mich ist sie nach ein paar Wochen auch nur noch so ne 3.5/5. Die Sommer EP war zugegeben doch langlebiger und hat sich doch mehr zugetraut. Die neue klingt weiter einzigartig für drap Rap Verhältnisse aber ist für lance als Künstler wirklich nicht so die größte Entwicklung. Bis auf "Krank" vielleicht.