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Der Status Quo von Alligatoah

Fangen wir mit einem interessanten Thema an: Was geht eigentlich gerade bei Alligatoah? Im Grunde dasselbe wie immer: Ein Rapper, der singen und Gitarre spielen kann, bleibt ein singuläres Faszinosum für das Land. Dabei war sein Material schon seit ein paar Alben höchst wechselhaft in seiner tatsächichen Qualität. Sein letzter Song "Mit Dir Schlafen" bewegte sich zum Beispiel für sein Äquivalent einer Hornyjam sehr tief in musikalischen Jugendpriester-Gefilden, die auch erzwungene Wortspiel-Masturbation nicht rettete. "Nebenjob" hält da schon besser mit, macht aber auch nicht gerade Feuer unterm Arsch:

Warhscheinlich muss ich persönlich einfach damit leben, musikalisch sehr krass am Geschmack seiner Zielhörerschaft vorbeizusegeln. Ich weiß nicht, ich höre da aalglatten Festival-Core und die Vertonung eines jeden Poetry Slams, es ist musikalisch so kompetent, wie es absolut banal ist. Trotzdem würde ich "Nebenjob" zugute halten, dass er inhaltlich hier mehr Treffer landet als auf den meisten seiner früheren Songs: Shots gegen die linke Twitter-Bubble, das ist bei seiner Zielgruppe ja schon ein bisschen risqué - aber zumindest, wenn es darum geht, die Lebenswirklichkeiten von realen Arbeitern und Wohlstands-Moralisten abzugleichen, auch wirklich nicht unberechtigt. Aus der Perspektive des Paketboten singt Alligatoah gegen die Leute, die sich den Anti-Klassismus wohl in jede Online-Selbstbeschreibung packen würden, dann aber doch angesichts des verschwitzten Postmanns die Nase rümpfen.

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