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Journalismus ist wichtig

Höhere Literatur ist aber ganz sicher das hier nicht: Dieser Artikel von Neues Deutschland hat sich diesem Phänomen Deutschrap mal angesehen und ein kleines bisschen differenziert. Leider aber auch nicht viel mehr:

Ich bin langsam echt ein bisschen erschöpft von diesen Artikeln. Diese "Hallooo, darf ich bitte einmal den CEO von Deutschrap sprechen, ihr Unternehmen hat da ein paar Probleme"-Artikel. Der hier macht einen sehr seltsamen Aufriss der Genre-Geschichte und konstatiert: "Die Zeit der Unschuld für Deutschrap ist lange vorbei". Wo dieser Deutschrap-Sündefall passiert ist, bleibt aber unklar. Dabei erklärt er davor, dass schon am Ende der Neunziger Freundeskreis Songs mit antisemitischen Klischees aufgenommen haben.

Das wahre Exponat sind jetzt aber ein (leider eh schon viel zu bekannter) Nazi-Rapper und ein komischer Verschwörungs-MC aus Cottbus, die scheinbar den endgültigen Abgesang des Genres markieren. Hier wird ein sehr seltsamer Strang durch die Geschichte konstruiert: Erst war Rap kapitalismuskritisch, dann war er für Kapitalismus, dann hätte irgendjemand mal etwas gegen Sexismus und Homophobie sagen sollen, hat aber leider keiner, weswegen wir jetzt komische Nischenrapper für Nazis haben. Die benannten Probleme sind zutreffend, aber auch altbekannt.

Es gibt eben keine Deutschrap-Prüfstelle bei der wir einen Karl Hades ablehnen könnten, damit er seine MC-Zulassung nicht kriegt. Wenn jemand beschließt, Hitlergrüße auf Beatbox aufzunehmen und hunderttausend Leute beschließen, das geil zu finden, dann ist das eben da. Und wahrscheinlich interessieren sich dessen Fans dann auch nicht dafür, was der Hiphop.de-Chefredakteur dazu zu sagen hat. Fast so, als wäre Rap wie jede Kultur eine Reflexion der Gesellschaft, aus der sie hervorgeht. Nur eben etwas ungefilterter. Ich würde also mit der Gegenfrage antworten, wer im Deutschrap mehr Naziproblem hat: Das Deutsch der das Rap? Ich bin mir da relativ sicher.

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