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Jobhaft mitten im Boss FM-Life unterwegs

Ungefähr das Gegenteil von Klassenkampf personifiziert Kollegah. Als der unlängst kundtat, er werde sich wieder einmal dazu herablassen, Deutschrap zu retten, hatte ich allerdings noch keine Vorstellung davon, welche Promolawine der Mann diesmal loszutreten gedachte. Titel und Releasetermin des Albums, das da unzweifelhaft droht, hat er meines Wissens bisher zwar noch nicht verraten. Statt mit derlei unwesentlichen Eckdaten erschlägt er seine Followerschaft lieber mit Videoformaten.

Ey, wer schaut das denn alles? Zum Glück hab' ich leidensfähige Assistenz, sonst würde ich gar nicht mehr durchsteigen. Wir haben also zum einen "Mitten Im Bosslife", davon gibt es mittlerweile zwei Episoden:

Über deren erste hab' ich mir erzählen lassen (Danke, D-Vee! ❤), Kollegah fahre da den "Men in Black"-Film, spreche in der dritten Person von sich und erkläre, was "der Boss" so alles braucht, um den Deutschrap zu retten. Spoiler: "einen Wingman" (Asche), "einen verdammt guten Soundmann" (sein Producer Masri, wahrscheinlich wieder einer dieser Leute, die "seit Tag eins"" hinter ihm stehen und von denen zumindest in meinem Umfeld niemand jemand je zuvor gehört hatte) und "seinen treuen Butler" (ah, ja). Wer in einen innenarchitektonischen Alptraum abtauchen will, gestellte Interviews, gestellte Dartbattles, gestellte Rapbattles und generell unterdurchschnittlich gute Schauspielkunst mag oder sich per Flashback an gewisse Trainingsraum-Videos erinnern lassen möchte, ist hier gut aufgehoben. Die Strategie erscheint recht durchsichtig: Kollegah macht jetzt wieder auf witzig. Das tut zwar weniger weh als sein Geschwurbel zuletzt, man kann es ihm danach halt bloß nicht mehr so richtig abkaufen. Fazit: Es wirkt, als stricke da einer kalkuliert an der Möglichkeit, mit einem "Ey, der meint das alles offensichtlich doch sowieso nicht ernst" den Kopf aus jeder Schlinge zu ziehen, in die er sich eventuell wieder reinquatschen könnte. Naja.

Unterdurchschnittliche Schauspielkunst gibts auch bei "Jobhaft unterwegs" zu bezeugen. Hier probieren Kollegah und Majoe verschiedene Berufe aus, zum Beispiel Pizzabäcker.

Auch das hab' ich mir kompetent zusammenfassen lassen (Danke, Ultraraphi! ❤) und für euch noch einmal gerafft: Der Boss steigt aus dem Olymp herab in die niedere Arbeitswelt. Majoe hat er wahrscheinlich dabei, um smarter zu wirken, das ist in dessen Gegenwart nicht so schwer. Das Ergebnis? Wie man es sich vorstellt, ein ranziger Mix abgestandener Sprüche. Reichlich dünkelhaft, bisschen sexistisch, bisschen dumm, bisschen pubertär. Raphis Fazit: "Wenn ihr Rapper in Küchen sehen wollt, dann schaut lieber 'Fuck, That's Delicious'." Kommt mir auch lohnender vor.

Rappt Kollegah eigentlich auch noch? Ei, sichi, TikTok-tauglich bei "Boss FM", und zwar in dem Stil, der bei uns seinerzeit in der Grundschule "Reizwortgeschichte" hieß. Während wir damals "Dackel", "Stehlampe", "Geburtstagstorte" im Text unterbringen mussten, lauten die Vorgaben bei Kollegah eben "Karussell" (wie schreibt man das noch gleich?), "Oliver Pocher", "Bild-Zeitung" oder "Hundekorb". Das Ganze auf "Chabos Wissen, Wer Der Babo Ist" oder dem Intro von "Löwenzahn" ... naja. Überzeugt das irgendwen so wirklich?

Immerhin hat uns Kollegah einen Lorbeerkranz mitgebracht. Das trifft sich gut, wir wollten ja eigentlich Lorbeeren verteilen.

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