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Lippenlesen

Beginnen wir mit einer Rundschau durch die Musikwoche, wie eigentlich immer. Antifuchs zum Beispiel habe ich schon eine ganze Weile für ein irgendwie interessantes Phänomen gehalten, auch, weil ich nie ganz sicher war, was ich eigentlich von ihr halte. Ihre Leadsingle fürs dritte Album wirkt nun endlich mal wie ein konkretes Mission Statement, was ihre Präsenz im Rap eigentlich ausmacht.

Ich find "Feminem" auf eine irgendwie fast sympathische Art und Weise hängengeblieben. Da ist erstmal viel Fragwürdiges drin. Allen voran die Anbetung von Savas oder Eminem und dieses Verständnis von Rap, das irgendwo in 2008er-rappers.in-Vibes steckengeblieben ist. Generell weiß ich nicht, was ich von diesem starken Abgrenzen von anderen Rapperinnen denken soll, vor allem, weil sie sich an den selben Talking Points abarbeitet wie jüngst auch Finch oder PA Sports.

Und das ist vielleicht auch, was mich am meisten an "Feminem" stört. Heldenverehrung hin oder her, von mir aus auch alles gucci daran, dass sie sich selbst nicht als Feministin sieht. Es wirkt nur so ein bisschen belastend, dass so viel ihrer Persona wirkt, als wolle sie sich bei irgendwelchen Pappnasen anbiedern, indem sie nicht wie die anderen Frauen ist, die sie aber eh nie richtig für ihr Handwerk respektieren werden.

Und das, um mal die Gegenposition zu halten, ist halt wirklich saugut. Nicht nur in Sachen Flow und Raptechnik: sie rappt mit so viel Hunger und Feuer, dass man merkt, dass es für diesen Menschen kein anderes Leben gibt, als zu rappen. Und das ist für mich die Eigenschaft, die eigentlich alle anderen Attribute an Rap sticht. Klar ist es aus der Zeit gefallen, klar, muss man nicht alles richtig finden, was sie sagt. Aber sie lässt hier auf jeden Fall niemandem eine Chance, ihr ihr Talent abzusprechen.

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