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Weiße Wände

Sicher. Dafür flanken wir allerdings mal eben über Ländergrenzen und Sprachbarrieren hinweg nach Argentinien. Urraka Negra hält dort das Andenken an die verfolgten und ermordeten indigenen Ureinwohner Südamerikas lebendig. "Für uns gab es nie Gerechtigkeit in Bezug auf den Völkermord, im Gegenteil, nach der totalen Auslöschung unserer Körper kam die Auslöschung unserer Geschichte, indem man uns verbot, Mapuzungun zu sprechen. Das ist für uns die Fortsetzung des Völkermords und die Fortsetzung der Unterdrückung unserer Identität als Indigene, als Mapuche, als Tehuelche", erklärt sie.

Urraka Negra, die selbst dem Volk der Mapuche angehört, kritisiert insbesondere die museale Erinnerungskultur, die nicht im Sinne der Opfer vonstatten gehe, sondern den Regeln der Täter gehorcht: "Das Museo de la Plata ist ein beliebter Ort für Schulausflüge. Die Kinder sollen dort ihre weltanschauliche und identitäre Prägung erhalten. Das ist einer der Gründe, warum es Museen gibt. Und immer bleibt etwas hängen, es bleiben Spuren und Erinnerungen. Das ging mir auch so: Sie bringen dich dazu, auf den Gräbern deiner Vorfahren herumzulatschen, während die Spuren deiner eigenen Schritte verlorengehen, weil sie nicht Teil der Erinnerung sind, weil sie Generationen nach Generationen von der Erinnerung abgeschnitten haben. Und so setzt sich Völkermord fort. Er ist kein statisches Ereignis der Gegenwart oder der Vergangenheit, sondern er reproduziert sich im Laufe der Zeit."

Ganz und gar kein Zufall also, dass sie sich als Schauplatz für ihr Video zu "Paredes Blancas" eben dieses Museum ausgesucht hat:

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