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Jeder macht mal Fehler

So, jetzt aber schleunigst über den großen Teich. Da verweilt schließlich noch der echte Hip Hop©, zu dessen Verfechtern sicherlich auch Joey Badass zählt. Ich fand sein Album "2000" ja sowohl als Comeback-Album wie auch als Fortsetzung seines Debüts ziemlich enttäuschend. Bis auf einige Ausnahmen in der zweiten Hälfte bot es wenig Inhalt, seichte Beats und eine sehr absurde Liste an Features, die sich alle etwas fehl am Platz anfühlten. Schlimmer als all das finde ich jedoch die Rechtfertigung, die Badass kurze Zeit nach Release für die Inklusion von Chris Brown gab.

In einem Reddit-AMA antwortete er auf die Frage, wieso er denn ausgerechnet den auf sein Album geholt habe, mit den Worten: "Chris Brown is one of the most talented musicians of all time are you kidding me?" Weiter schreibt er: "I get it, you guys may not think he's perfect or cool because of things he's done in his past but which one of you guys are perfect?" Klar, wer noch nie eine Frau fast totgeschlagen hat, der werfe den ersten Stein.

Mal ganz abgesehen von meinem Unverständnis, was die Wertschätzung von Browns Talent angeht, macht es mich unglaublich wütend, wie seine Verteidiger die Dutzenden Straftaten und körperlichen Übergriffe des Sängers vehement als halb so wilde Bagatellen abtun. Seine Freundin beinahe umzubringen, ist kein Fehltritt, von dem man sich eben mal so wieder rehabilitiert, weder juristisch noch gesellschaftlich.

Es hilft auch nicht, dass Joey in einem anschließenden Interview auf seinem Punkt beharrt. "People make mistakes, and I'm not justifying anybody's mistakes in any type of way, but after a while there's a growing opportunity for everybody", sagt er da. Daran ist grundsätzlich auch nichts auszusetzen, nur hat Chris Brown über die Jahre bewiesen, dass er keinerlei Ambitionen pflegt, sich zu bessern. 2019 wurde ihm erneut Vergewaltigung vorgeworfen, die Beziehung mit seiner Freundin Karrueche Tran endete in einer einstweiligen Verfügung, weil Brown ihr mit Gewalt und dem Tod drohte. Es vergeht kaum ein halbes Jahr ohne eine weitere Meldung, dass der Sänger erneut eine Frau geschlagen habe.

Hier findet ihr eine ziemlich vollständige Auflistung der verachtenswerten Dinge, die Brown über die Jahre vorgeworfen wurden, und sie ist verdammt lang.

Es scheint, als könne passieren, was wolle, der Mann ist so tief in der Industrie vernetzt und genießt den unendlichen Support der wohl blindesten Fanbase der Welt, dass ein Feature von ihm niemals seinen lukrativen Reiz verlieren wird.

Dann hab' aber wenigstens die Eier und sag', dass Chris Brown auf deinem Album ist, weil es dir einen monetären Vorteil bringt, und nicht weil ihr 'homies' seid und jeder eine zweite Chance verdient. Joey Badass schoss sich in den letzten Jahren mit sich häufenden fragwürdigen Aussagen mehr und mehr selbst ins Abseits, aber hiermit erreicht er einen neuen Höhepunkt der Ignoranz.

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