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Mania D., Malaria!, Matador - "M_Dokumente"

Worum gehts?

"Frauenmusik verkauft sich nicht so gut": Eine Aussage, die als Teil der Diskussion um Geschlechtergleichheit auf Festivalbühnen auch 2022 noch so fallen könnte. In dieser Hinsicht erscheint "M_Momente" erscheckend aktuell. Dass die Malaria!-Mitgliederinnen Bettina Köster, Gudrun Gut, Manon Duursma, Susanne Kuhnke und Christine Hahn als rein weibliche Band Anfang der 1980er Jahre noch ganz anderen Kämpfen im männerdominierten Musikgeschäft ausgesetzt waren, versteht sich von selbst. Doch es ging ihnen nicht nur um den Kampf gegen die Männerdominanz in der Musik, sondern vor allem um kreatives Ausleben und das Erschaffen von Kunst.

Früh beschloss die All-Female-Band, sämtlichen Soloprojekten oder Spin-Offs einen Titel zu geben, der mit dem Buchstaben M beginnt (Mania D., Malaria! und Matador), Gut benannte ihr Label später Monika Enterprises. "M_Dokumente" ist eine Oral History mit allen Beteiligten, mit zahlreichen tollen Dokumenten und Fotos angereichert, deren Ästhetik viel zur Faszination dieser Bands beigetragen haben.

Mehr Infos und eine Auswahl der tollen Fotos bekommt ihr auf der Homepage zum Buch.

Wer hats geschrieben?

Köster, Gut und Mania D.-Mitglied Beate Bartel fungierten als Herausgeberinnen und beeindrucken mit einer Sammlung an Artefakten, die bis zu einer Alltagsnotiz auf einem Schmierzettel reichen. (Aufschrift: "Liebe Gudrun, bitte komm sofort zu SFB, altes Gebäude. Nimm Taxi! Bettina") Das nach wie vor hohe Standing all ihrer Bands bei Musiker*innen und Musikbegeisterten belegen Beiträge von unter anderem Nick Cave, Diedrich Diederichsen und Mark Reeder.

Wer solls lesen?

Menschen, die die 80er Jahre als vermeintlich seelenloses Popper-Jahrzehnt verunglimpfen, werden hier eines Besseren belehrt. Den M-Bands ging es, ähnlich wie den Einstürzenden Neubauten, stets um Subversion und die Suche nach neuen Ausdrucksformen nach dem Abebben der Punkrock-Welle. Wenn man dann noch ein Faible für das Mauer-Berlin und seine speziellen musikalischen Auswüchse mitbringt, ist dieses Werk eine einzige Freude. Abgebildete Eintrittskarten mit internationalen Bands runden das Bild ab, etwa Mania D. als Vorband von Siouxsie & The Banshees in der Neuen Welt Berlin 1980 oder Konzert-Flyer und Poster mit zum Beispiel New Order. Außerdem erfährt man, wer die Idee zum internationalen Hit "Kaltes Klares Wasser" hatte und wie sie zustande kam. Alle Texte sind in deutscher und englischer Sprache verfasst.

Das beste Zitat:

Aus einer Art Zehn-Punkte-Plan zu Malaria! im Frühjahr 1983: "3. Life gigs: Devise 'Lieber zu spät als zu früh'. Nur gute Angebote wahrnehmen. Qualität. Jede Veranstaltung gut überlegen. Japan!"

Wertung: 4/5

Text von Michael Schuh

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