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Achim Reichel - "Ich hab das Paradies gesehen"

Worum geht's?

Zuna erzählt von seiner Odyssee "Richtung Paradies", und Achim Reichel so: "Hold my beer." Jedenfalls suggeriert das der Titel seiner Autobiografie: "Ich hab das Paradies gesehen". Er hatte ja auch ein bisschen mehr Zeit, es zu finden, als sein jüngerer Kollege, und er musste dafür auch nicht ganz so weit reisen, zumindest nicht unfreiwillig. Die Kapitel zwischen "Eine Kindheit auf St. Pauli" und "Vom Star-Club in die Elbphilharmonie" beginnen und enden in und kreisen um Hamburg. Dazwischen passen trotzdem ein ganzes Leben und gefühlt 27 unterschiedliche musikalische Strömungen. Als Frontmann der Rattles die Hütte gerockt. Mit den noch kaum bekannten Stones getourt und mit den Beatles. Novalis oder Ougenweide produziert. Beat. Krautrock. Liedermacherei. Schlager. Shantys. Rock'n'Roll. Folk. Rock. Im Grunde hat der Mann (mit Ausnahme von Techno und Rap, vielleicht) wahrscheinlich irgendwann alles schon gemacht und jeden mindestens einmal getroffen. Und dann? Dann steigst du auf eien Frachter nach Namibia, damit du endlich dazu kommst, dein Leben aufzuschreiben. So geschehen hier, und es passiert angenehm unaufgeregt. Obwohl sich bei der Star-Parade, die Reichels Leben (und damit auch dieses Buch) bevölkert, die Größen des Musikgeschäfts die Klinke in die Hand geben, bleibt Reichel bodenständig, selbstkritisch, nahbar und stellenweise einfach ungeheuer witzig.

Wer hat's geschrieben?

Achim Reichel, siehe oben: alles gemacht, jeden getroffen.

Wer soll's lesen?

Fans dürften ob des Schinkens entzückt sein, erfahren auf den über 400 Seiten aber vermutlich wenig allzu Neues. Alle dagegen, denen der Name wenig bis gar nichts sagt (oder, schlimmer, die Achim Reichel für irgendeiner dieser ollen, drögen Schlagersänger halten), denen dürften Augen und Ohren übergehen.

Das beste Zitat:

"Wir wollten uns dem Progressiven öffnen. Wonderland neu erfinden, dem puren Mainstream mit seinen Drei-Minuten-Popsong-Format nicht länger die Alleinherrschaft überlassen (...) Yeah, aber hallo - wir waren nicht nur dem Progessiven auf der Spur, sondern hielten uns für Avantgarde. Dass wir verdammte Hirnis waren, die glaubten, sich dem Wahren in der Verspieltheit nähern zu können statt durch unsere gewachsene Erfahrung, sorgte dafür, dass das Album 'Wonderland Band No. 1' zu einem Werk wurde, dessen Wildheit am Reißbrett entstanden war (...) Es war der erste herbe Rückschlag in unserer Erfolgsgeschichte."

Wertung: 3/5
Text von Dani Fromm

"Ich hab das Paradies gesehen"*

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