Seite 2 von 20

Sido - "Maske"

Yay, das Jahr der Maskenrapper! Das können wir im Land der Kartoffeln doch wohl auch? Wie in so vielen Punkten, bewiesen sie bei Aggro Berlin seinerzeit das richtige Näschen: Sido diese silbern glänzende Totenschädel-Mikrofon-Chimäre über die Rübe zu stülpen, entpuppte sich schlichtweg als genialer Marketing-Schachzug, nur einer von vielen. Ihr Zugpferd (nebenbei bemerkt, trotz raptechnischer Drittklassigkeit das mit Abstand talentierteste im Stall) gewann so einen optischen Wiedererkennungswert, von dem Sido mit blanker Normalo-Kifferfresse nicht ansatzweise hätte träumen können. Sprach man 2004 schon von Memes? Diese Maske war eins, mit Ansage. Klar, dass Sidos Debüt - wie hätte es auch sonst heißen sollen? - den Titel "Maske" trug.

Hätten wir vor zwanzig Jahren geahnt, dass wir hier schon den künstlerischen Zenit einer Rapper-Karriere beäugen, wir wären vielleicht ein bisschen gnädiger mit diesem Album umgesprungen. Wobei ... eher nicht. Die billig produzierten Beats, die thematische Im-Kreis-Trampelei, den aus jeder dritten Line triefenden Sexismus und Hooklines von Olli Banjo hätten wir wahrscheinlich trotzdem mittelprächtig bis peinlich gefunden.

Sido kanns wurscht sein, er hat seitdem auch ohne unseren Beifall eine steile Karriere hingelegt. Der zugedröhnte Bürgerschreck von einst ist zum arrivierten Popstar mit medialer Dauerpräsenz herangewachsen, das superintelligente Drogenopfer zu einem Geschäftsmann, der sein Gras inzwischen ganz legal verhökert und dabei noch werbewirksam mit dem Gesundheitsminister chillt. Wer hätte das gedacht? Wir nicht unbedingt. Trotzdem: Besser als zu "Maske"-Zeiten war Sido nie mehr, und an die Größe von "Mein Block" reichte danach, wenn überhaupt, maximal noch "Strassenjunge" heran. Deswegen: Steig ein, Glas hoch, Fuffis in den Club und bow, bow!

Kaufen?

Sido - "Maske"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 2 von 20

Weiterlesen

Best of 2004 20 Jahre, 20 Alben

Zwei Hochzeiten und eine Garderobenfehlfunktion? Britney und Janet regierten vielleicht die Schlagzeilen, die Platten des Jahres lieferten jedoch andere.

Noch keine Kommentare