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Curtis Mayfield - "Pusherman"

Es passiert nicht oft, dass Soundtracks den dazugehörigen Film komplett in den Schatten stellen. "Super Fly" ist ein guter Film, doch er ist NICHTS gegen seinen Soundtrack. Dabei meckerten erst einmal alle über den Streifen. Er glorifiziere den Dealer-Lifestyle, moralisierten die einen, doch auch aus der Bürgerrechtsbewegung hagelte es Kritik: Schwarze Communitys werden, hieß es von dieser Seite, da als unfähig dargestellt, sich aus dem Sumpf eines kriminellen Drogennetzwerks zu befreien.

Alle Empörten hätten vielleicht ein wenig genauer zuhören sollen. Wenn Curtis Mayfield für den Sound verantwortlich zeichnet, einer, der dem Civil Rights Movement schon Hymnen wie "People Get Ready" oder "Move On Up" beschert hat, darf man durchaus sowohl Tiefgang als auch eine politische Dimension erwarten. Die liefert der Soundtrack zu "Super Fly" auch, und den wiederum bringt ein Song wahrscheinlich am direktesten auf den Punkt. Der "Pusherman" setzt sich als King im Ring in Szene: "I'm your mama, I'm your daddy, I'm that nigga in the alley." Huch? Ja, Mayfield droppte bereits vor 50 Jahren die N-Bombe. "I'm your doctor when in need / Want some coke? Have some weed! You know me, I'm your friend, your main boy, thick and thin. I'm your pusherman."

Dabei bleibt es keineswegs bei den Posen als dicker Max. Unter der polierten Oberfläche, "super cool, super mean", verbirgt sich eben auch nur ein Opfer der Umstände, "a victim of ghetto demands". "Pusherman" porträtiert einen Mann, der alles zu haben oder zumindest alles kriegen zu können scheint, nur eins nicht: Er kommt nicht raus aus den Umständen, in die er hineingeboren wurde. "Lord, Lord, it's all messed up." Eine komplette Milieustudie in einem Song.

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