Fontella Bass - "Free"
Als "die beste Soul-Single, die Aretha Franklin nie aufgenommen hat" feiern Bescheidwisser*innen "Rescue Me" aus dem Jahr 1965. Allein, es wissen einfach viel zu wenige Bescheid. Den meisten dürfte der Name Fontella Bass völlig unvertraut erscheinen, dabei hätte die Sängerin, Pianistin und Komponistin die Aufmerksamkeit durchaus verdient gehabt.
Das musikalische Talent bekam sie in die Wiege gelegt, als Tochter der Gospel-Sängerin Martha Bass sang sie bereis als kleines Mädchen im Chor und lernte Klavierspielen. Über Talentshows und kleinere Auftritte arbeitete sie sich bis zur Begleitmusikerin von Blues-Sänger und -Gitarrist Little Milton hoch. Es folgten eigene Aufnahmen, ein Plattenvertrag bei Chess Records, besagter Hit, ein Album und zwei weitere zusammen mit dem Art Ensemble of Chicago ... eigentlich standen alle Zeichen auf Erfolg.
Warum ihr zweites Solo-Album 1972 die kommerziellen Erwartungen nicht erfüllte, erkläre, wer kann. An den Songs lag es nicht, an der Darbietung ebenfalls nicht. Produzent Oliver Sain, mit dem Bass schon zu ihren Hochzeiten gearbeitet hatte, kitzelte die Gospel-Wurzeln in ihrem Gesang heraus und packte ordentlich Blues in den Soul. Nicht grundlos trägt das Album den Titel "Free": Schon die Trackliste verrät mit Titeln wie "To Be Free", "Talking About Freedom" und "My God, My Freedom, My Home" das Kernthema. Eine wundervolle, zu Unrecht vergessene Perle einer wundervollen, zu Unrecht als One-Hit-Wonder abgestempelten Künstlerin.
Fontella Bass, inzwischen mit Jazztrompeter Lester Bowie verheiratet, zog sich, nachdem dieses Album floppte, aus dem Musikgeschäft zurück und konzentrierte sich auf ihr Familienleben. In den 80ern war sie auf zwei Alben ihres Gemahls zu hören. Später moderierte sie kurzzeitig eine Radio-Sendung und sang noch etliche Gospel-Aufnahmen ein, ehe sie 2012 den Folgen eines Herzinfarkts erlag.
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