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Neil Young - To Feel The Music

Worum geht's?

Das Sachbuch beschreibt, wie der Rockmusiker Neil Young ein neuartiges Klangformat mit höherer Qualität als MP3, FLAC, WMA und CD-Qualität entwickelt - mitsamt dem zugehörigen Abspielgerät. Auslöser: Young vermisste jene Raumtiefe in der Musik, die man auf Vinyl und Kassette fühlen und haptisch empfinden konnte. Die Seele der Musik und die Intentionen der Beteiligten ist dort seiner Ansicht nach direkter spürbar. Klangliche Unterschiede? Eine Frage des Glaubens oder auch des Trainings. Wer nie mit exzellenter Tonqualität aufgewachsen sei, vermisse schließlich nichts, so die These des Kanadiers. Physikalisch lassen sich jedenfalls klare Unterschiede nachweisen.

Young führt aus, dass die Tonträgerindustrie seit der Erfindung der CD nur eine Simulation anbietet. Töne werden stark komprimiert und klingen klirrend. Dies habe die Musikindustrie maximal damit ausgeglichen, Bass-Verstärker in MP3-Player einzubauen. Deren Prinzip greife aber nur bei Hip Hop und Rap. Kurz: Streaming-Dienste, große Plattenfirmen, Online-Musik-Stores und Gerätehersteller kommen hier nicht allzu gut weg. Die eigene Entwicklung eines besseren Geräts mit höherem (Hi-Res)-Klangstandard ist aber alles andere als einfach, wie die Geschichte minutiös und mit vielen technischen und geschäftlichen Details zeigt.

Wer hat's geschrieben?

Neil Young und der Physiker Phil Baker. Young stellt sich schon lange die Frage, wieso Fotos und Film stetig von digitalen Verbesserungen (etwa in Smartphones) profitieren und Musik/Audio in digitalen Formaten dagegen nicht. So reift in ihm der Entschluss, selbst Unternehmer zu werden, um den PONO-Player auf den Markt zu bringen. Nur einige direkt formulierte Kapitel des Buches steuert er bei, das Gros übernimmt Baker, der die technische Entwicklung des besagten Produkts verantwortet. Über jedem Kapitel ist der Verfasser gekennzeichnet. Baker hält zahlreiche Patente, zum Beispiel auf ein besonderes Keyboard, und hat für namhafte Hersteller von Fotoapparaten, Uhren oder Smartphones gearbeitet.

Wer soll's lesen?

Wer gerne in Elektronik-Märkte geht, um mit dem Verkaufspersonal zu fachsimpeln, dürfte nach Lektüre dieses Buches von Adaptern, Kilobit-Raten, knisterndem Vinyl, alten Tonstudios und Touch-Displays träumen. Wer Unternehmensgeschichten, speziell von Start-Ups und Crowdfunding-Kampagnen, und deren Kampf gegen Windmühlen aufregend findet, bekommt eine ganz gute Dramaturgie zum Thema, "wie wir es fast schafften, obwohl alles ganz schwierig war". Wer sich allgemein für jüngere Musikgeschichte und Musikentwicklung interessiert, könnte sich langweilen, weil sich das Buch von der Musik relativ weit entfernt.

Das beste Zitat

"Wir entschieden uns für einen 64 Gigabyte-Speicher. Wir waren dermaßen besorgt, dass der Endkunde vielleicht das Bedürfnis haben könnte, so viele Alben wie möglich gleichzeitig zu speichern (...) Das machte den ganzen Player 30 Dollar teurer. Später fanden wir in einer Marktforschung heraus, dass der Speicherplatz für die wenigsten ein Thema war, weil sie ihre Files auf dem Computer behalten und einfach dann draufladen konnten, was sie gerade hören wollten. (...) Unser Software-Qualitäts-Ingenieur bemerkte während der Testphase, dass die Displays auf einigen Pono-Playern auf eigenwillige Art reagieren, so als ob jemand den Display berührt hätte, auch wenn das gar nicht der Fall war. Der Effekt war, dass ein Song, der gerade am Abspielen war, plötzlich stoppte und ein anderer von selber losging. Wir nannten das 'False Touch'."

Wertung: 3/5. Text von Philipp Kause

Neil Young & Phil Baker - To Feel The Music, BenBella Books, englisch, 242 Seiten, gebunden, 19,35 Euro

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