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Andreas Dorau "Ärger Mit Der Unsterblichkeit"

Mit Andreas Dorau mögen die meisten nur seinen großen Hit "Fred vom Jupiter" assoziieren, den er 1981 als 15-Jähriger mit dem Kinderchor Die Marinas aufnahm, weswegen die Single unter dem Namen Die Doraus & Die Marinas erschienen ist. Der Zeitgeist – nicht Dorau - wollte es so, dass "Fred vom Jupiter" sofort der gerade angesagten Neuen Deutschen Welle zugeschrieben wurde, leider aber jener der Nenas, Hubert Kahs und UKWs. Dabei atmete Doraus "Jupiter" eher den dilettantischen Geist von Trio, wenngleich Dorau sich wohl allerhöchstens einen Vergleich mit seinem frühen Förderer Holger Hiller (Palais Schaumburg) gelten lassen würde. Egal.

Der scheinbar extrem schüchterne Hamburger hat das Buch "Ärger mit der Unsterblichkeit" geschrieben und fühlte sich scheinbar sicherer, den renommierten Autoren und alten Kumpel Sven Regener an seiner Seite zu wissen. Das Ergebnis ist ein herrlich kurzweiliges, absurd lustiges und nicht chronologisches Essay über die Musikbranche und über Kunst geworden. Dorau beschreibt, wie er "Fred vom Jupiter" in der Projektwoche seiner Schule für den Kurs "Wir machen einen Popsong" geschrieben hat oder wie er, mittlerweile in München an der Akademie für Fernsehen und Film seine Abschlussarbeit mit dem Titel "Schlag Dein Tier" realisierte. In den 90ern sollte er mit Tommi Eckart relativ erfolglose Dance-Alben veröffentlichen, bevor letzterer mit Inga Humpe als 2raumwohnung durchstartete.

Das Tolle an dem Buch ist: Es spielt keine Rolle, ob man den bis heute aktiven Künstler Dorau kennt, die Bücher von Regener mag, oder dessen Band Element Of Crime. Man sollte nur rudimentäres Interesse an den Mechanismen des Musikgeschäfts oder dem Alltag eines Künstlers mitbringen, den Rest erledigt Entertainer Dorau. Man kann "Ärger Mit Der Unsterblichkeit" entweder in einem Rutsch durchlesen oder es aufgrund der Episodenhaftigkeit an einem stillen, regelmäßig frequentierten Örtchen aufbewahren. Ein Beispiel für Doraus trockenen Humor ist folgender Abschnitt: "Als Kind und Jugendlicher habe ich nie Alkohol getrunken. Ich mochte das nicht und fand betrunkene Leute abstoßend. Aber als ich nach München kam, war ich ja Student und musste genauso Alkohol trinken wie alle anderen Studenten auch (...) Alkoholtrinken verschärfte meine Unfähigkeit, mir Straßennamen zu merken und wenn ich was intus hatte, konnte ich überdies kaum reden. Als wahrer Glücksfall erwies sich einmal eine Wohnung, die lag über einer Kneipe namens 'Zum Zum' und egal wie viel ich getrunken hatte, ich konnte immer in ein Taxi steigen und sagen: 'Summ Summ Summ'".

Andreas Dorau, "Ärger Mit Der Unsterblichkeit", Kiwi Verlag, 192 Seiten, gebunden, 16,99 Euro. Wertung: 4/5.

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