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Ulf Lüdeke "Rammstein: "Am Anfang war das Feuer"

Gut 20 Jahre nach seiner Gründung eckt das Berliner Sextett immer noch an. Dass das von Anfang an der Plan war und wie es der Band gelungen ist, so lange das Interesse von Medien und Fans aufrecht zu erhalten, erklärt der Wolfsburger Journalist und Fotograf Ulf Lüdeke in "Am Anfang war das Feuer". Im selben Verlag hat er 2012 bereits ein Buch über Bud Spencers Leinwandkumpel Terence Hill veröffentlicht.

Mehr als um eine Biographie handelt es sich hier um eine Phänomenologie. Bis auf Sänger Till Lindemann wird der Werdegang der einzelnen Mitglieder nur kurz umrissen. Lüdeke geht es eher darum zu erklären, welche Mittel die Band eingesetzt hat, um erfolgreich zu werden und um den Erfolg nicht nur zu bestätigen, sondern sogar auszubauen. In erster Linie waren es Skandale (in Wort und Bild, nie im Privatleben) und spektakuläre Liveshows.

Stellenweise hat man den Eindruck, eine etwas salopper formulierte akademische Arbeit zu lesen. Lüdeke bietet aber einige interessante Einsichten. Etwa, dass Rammstein für ihre Pyrotechnik keine gewöhnlichen Brennstoffe einsetzen, sondern aus China importierte Bärlappsporen. Für eine Welttournee geht mit vier Tonnen mehr ein Drittel der jährlichen Produktion in Rauch auf.

Besonders gelungen ist Lüdekes Porträt von Sänger Lindemann, dessen Obsession für Feuer er auf seine Bühnenangst zurückführt. So finster und böse sich der Frontmann auf der Bühne gibt, so schüchtern und zurückgezogen führt er sein Privatleben in Berlin und auf seinem Hof in der Nähe von Schwerin. Dass er seine Texte über die Schattenseiten der menschlichen Natur, vor allem in sexueller Hinsicht, am liebsten in der Natur schreibt, überrascht nach der Lektüre nicht mehr.

Die größten Mankos des Buches sind, dass Lüdeke keinen direkten Kontakt zur Band und seinen Mitgliedern hatte, weshalb er (ausführlich und mit Quellenangaben) aus Interviews und Video-Making-Ofs zitieren muss. Schwerwiegender jedoch ist der totale Mangel an Bildern. Dafür muss man das Internet zu Rate ziehen.

Zum Schluss versucht sich Lüdeke als Orakel und lässt offen, ob sich die Mitglieder noch einmal den Stress antun werden, gemeinsam zu musizieren. Zumindest in diesem Punkt hat er sich vertan, denn kurz vor Drucklegung haben Rammstein angekündigt, 2016 auf Festivaltour zu gehen. Im Oktober 2015 waren sie zum ersten Mal seit 2009 sogar wieder im Studio.

Ulf Lüdeke, "Am Anfang war das Feuer", Riva Verlag, 198 Seiten, Hardcover, 16,99 Euro. Wertung: 3/5.

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