laut.de-Kritik

Für Puristen ein Gräuel, für Freigeister ein Fest.

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Während man bei vielen Bands bereits im Voraus weiß, was man zu erwarten hat, sind Nachtmystium immer wieder für eine Überraschung gut. Dass die Grundzutaten irgendwo im Black Metal liegen, ist zwar immer gewährleistet, doch gerade "Addicts: Black Meddle Part II" dürfte bei einigen mit seinen Classic Rock-Anleihen für Verwirrung gesorgt haben.

"Silencing Machine" vollführt nun wieder die Rückbesinnung auf maßgebliche Black Metal-Elemente, wie der Opener "Dawn Over The Ruins Of Jerusalem" wohl kaum verleugnen kann. Doch egal, welche Schwingungen den jeweiligen Songs nun zu Grunde liegen - egal ob sie auf Blastbeats und klirrende Gitarren oder straighte Rhythmik und lang klingende Akkorde zurückgreifen: was sämtliche Kompositionen der Chicagoer gemeinsam haben, ist die unglaublich dichte Atmosphäre.

Fans, die sich nach "Instinct: Decay" nicht mehr so recht mit dem Sound der Truppe anfreunden könnten, werden am Opener genauso ihre Freude haben wie am Titeltrack oder "Reduced To Ashes". Dass Blake Judd und seine Jungs auch hier gerne mal mit durchaus melodischen Elementen experimentieren, sollte man ja gewohnt sein.

Wer sich allerdings mit den Klangwelten auf dem letzten Album eher anfreunden konnte, wird sich in Songs wie dem rockigen "Borrowed Hope And Broken Dreams" oder dem vom Bass dominierten "Give Me The Grave" wieder finden. Manche Tiamat- oder Fields Of The Nephilim-Assoziation ist mit Sicherheit nicht zu weit hergeholt, wenn es um die 70s-lastigen Gitarren geht.

Allen Songs gemein sind aber die ungewöhnlichen, teils auch nervigen Keyboard-Effekte, die aber einen nicht geringen Anteil an der einzigartigen Atmosphäre und Spielart von Nachtmystium haben. Bestes Beispiel das düster-bedrohliche "And I Control You", bei dem vermutlich selbst Celtic Frost eine Gänsehaut bekommen.

Allein das finale "Theses Rooms In Which I Weep" ist die Anschaffung von "Silencing Machine" schon wert. Bedauerlich finde ich an dieser Stelle nur, dass Blake Judd gesanglich dermaßen eingeschränkt ist. Mit entsprechendem Gesang wäre das ein wunderbares Stück Musik geworden.

In gewisser Weise bleiben sich Nachtmystium also treu und schweren sich einen Dreck um Grenzen oder Richtlinien, die im Black Metal anscheinend nichts zu suchen haben. Für Puristen ein Gräuel, für Freigeister ein Fest.

Trackliste

  1. 1. Dawn Over The Ruins Of Jerusalem
  2. 2. Silencing Machine
  3. 3. And I Control You
  4. 4. The Lepers Of Destitution
  5. 5. Borrowed Hope And Broken Dreams
  6. 6. I Wait In Hell
  7. 7. Decimation, Annihilation
  8. 8. Reduced To Ashes
  9. 9. Give Me The Grave
  10. 10. These Rooms In Which We Weep
  11. 11. Ashes To Ashes

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22 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    diese noch gar nicht so alte eher künstlerische strömung im black metal finde ich großartig. solche bands sind echt evolution des metal. tolle band; von anfang an

  • Vor 11 Jahren

    Viel Gekeif' um nichts. Übrigens auch für Germanisten und Lateiner ein Gräuel. Nachtmystium? Wie meinen? Es gibt da höchstens das aus dem Griechischen abgeleitete lateinische Adjektiv "mysticum" (in weiblicher Form "mystica"). Meinen die vielleicht das? So ergibt es jedenfalls überhaupt keinen Sinn. Aber vermutlich brauchte man irgendwas mit einem coolen Digraphen und dabei kommt dann so sein Unsinn raus. Aber schon ok. Gerade im angloamerikanischen Sprachraum macht ja einige Menschen unser stimmloser velarer Frikativ irgendwie geil.

  • Vor 11 Jahren

    @ForbiddenForest (« Viel Gekeif' um nichts. Übrigens auch für Germanisten und Lateiner ein Gräuel. Nachtmystium? Wie meinen? Es gibt da höchstens das aus dem Griechischen abgeleitete lateinische Adjektiv "mysticum" (in weiblicher Form "mystica"). Meinen die vielleicht das? So ergibt es jedenfalls überhaupt keinen Sinn. Aber vermutlich brauchte man irgendwas mit einem coolen Digraphen und dabei kommt dann so sein Unsinn raus. Aber schon ok. Gerade im angloamerikanischen Sprachraum macht ja einige Menschen unser stimmloser velarer Frikativ irgendwie geil. »):

    Falsche Orthografie ist Krieg.

  • Vor 11 Jahren

    Agalloch - Faustian Echoes (natürlich wieder mal nicht rezensiert, weil Edele lieber Quatsch-Metal junger Suppenkasper-Bands promotet) - sonst ist Black Metal leider ziemlich tröge und die Versuche, dieses Genre im Shoegaze zu verwursten, auch nicht richtig ernst zu nehmen ist. Und jetzt dieses Album dazu - na ja, gibt ungleich Schlechteres. Geht so, dennoch ein weitere Band, die eigentlich niemand braucht. Referenzen im Review kommen keine - war ja zu erwarten (Vorposter haben das mal übernommen). Hype, auch wenn es wahrlich schlechteres gibt. Rechtfertigt aber gar nichts.

  • Vor 11 Jahren

    ich seh schon, ich bin hier unter den hartgesottenen puristen der einzige hipster :D

  • Vor 11 Jahren

    @JaDeVin (« Agalloch - Faustian Echoes (natürlich wieder mal nicht rezensiert, weil Edele lieber Quatsch-Metal junger Suppenkasper-Bands promotet) - sonst ist Black Metal leider ziemlich tröge und die Versuche, dieses Genre im Shoegaze zu verwursten, auch nicht richtig ernst zu nehmen ist. Und jetzt dieses Album dazu - na ja, gibt ungleich Schlechteres. Geht so, dennoch ein weitere Band, die eigentlich niemand braucht. Referenzen im Review kommen keine - war ja zu erwarten (Vorposter haben das mal übernommen). Hype, auch wenn es wahrlich schlechteres gibt. Rechtfertigt aber gar nichts. »):

    nächste woche dann ein neuer versuch, etwas nicht puristischesmit dem ausgangspunkt bm zu präsentieren. bin gespannt, ob jene band (die ihr zweifellos kennen werdet) dann gefällt