laut.de-Kritik

Yo, Musik darf Zeit in Anspruch nehmen!

Review von

Glänzend besetzt präsentiert Reinhard Flatischler die neueste Veröffentlichung seines inzwischen seit 15 Jahren bestehenden offenen Projekts Megadrums. Offen, weil die Besetzung variabel ist. Dieses Mal hat der Magier und "Botschafter" der Weltsprache Rhythmus große Persönlichkeiten eingeladen, mit ihm auf Tournee zu gehen und als Ergebnis "Terra Nova" zu veröffentlichen. Airto Moreira und Glen Velez sind die Vertreter der trommelnden Zunft. Wolfgang Puschnig am Gebläse (Flöten, Klarinetten und Saxofone). Zakir Hussain bedient die Tabla und Stephen Kent steuert sein Didgeridoo bei. Zusammen mit zahlreichen unerwähnten Künstlern entführen sie uns in eine bunte, schöne Weltmusiklandschaft.

Eingeladen auf den Trip werde ich mit einem wunderschönen "Ruf" Stephen Kents. Ihm zu folgen auf die Reise ist die spontane Reaktion. So lass ich es geschehen, und werde es nicht bereuen. Nach der Einleitung überzeugt "Terra Nova", der Titelsong, mit einer Vision über eine Welt voller Vielfalt, Kraft und Schönheit. Die gesprochenen traditionellen Worte eines Santeria-Priesters in der Yoruba-Sprache bilden den Gegenpol zum freundlicheren Tabla-dominierten Hauptteil des Stücks.

Einfachheit und gleichzeitig Vielfalt zweier Rhythmusmotive bilden die Basis für "Matrix". Ein Lehrstück in Sachen Half- bzw. Doubletime! Das sphärischere "Orbit" zeigt uns "größere Dimensionen von Zeit und Zwischenraum". Der äußerst langsam groovende 9/4 Beat erschließt sich auch tatsächlich erst nach einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Pausen. Sehr gelungen!

Der direkte Übergang zum "Dialog" zwischen Zakir Hussain an den Tablas und Glen Velez an der Riqq (so einer Art Basshandtrommel) lässt dichte Atmosphäre und hohe Qualität der Livekonzerte vermuten. Schade, dass ich nicht dabei war. Nach "Obatala/Eclipse" entfaltet sich in "Nucleus" das wunderschöne Thema erst langsam aus dem Klangteppich, der von einem 12-schlägigen Beat umwoben wird. Yo, Musik darf Zeit in Anspruch nehmen!

Mein einziger Kritikpunkt an der Platte ist der zweite Teil von "Dancing between the Worlds". Nachdem das Didgeridoo zusammen mit zwei Trommeln das Stück einleitet, wird es immer wieder unterbrochen von einigen Samba-Parts. Leider habe ich inzwischen zu viele (schlechte) Laien-Samba Gruppen gehört, die man im Sommer vermehrt in Stadtgärten antrifft. Da ergötzen sich deutsche darf-ich-auch-mal Sambistas an ihrem scheinbaren Groove. Man muss nur genug Leute denselben Rhythmus trommeln lassen, dann stellt sich irgendwann auch etwas Beat-Ähnliches ein. Aber das ist ein anderes Thema. "Breath" ist mein persönlicher Rauswerfer aus der Platte, weil mir Airto Moreira´s Solo "Rei da Mata" nicht gefällt. Einfach so!

"Terra Nova" überzeugt durch seine Qualität. Mit 45 Minuten Spielzeit übertreibt es Reinhard Flatischler nicht an Quantität, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Reise noch nicht zu Ende sei. Abwechslungsreich und dem weltmusik-offenen Ohr sehr wohlgesonnen darf man diese Platte getrost in seine Sammlung aufnehmen.

Trackliste

  1. 1. Terra Profunda
  2. 2. Terra Nova
  3. 3. Matrix
  4. 4. Orbit
  5. 5. Dialog
  6. 6. Obata / Eclipse
  7. 7. Nucleus
  8. 8. Dancing Between The Worlds
  9. 9. Breath
  10. 10. Rei Da Mata

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