laut.de-Kritik

Markenpop im Schlussverkauf.

Review von

Katy Perry ist 'ne Marke! Das ist nicht unbedingt so kumpfelhaft gemeint, wie es wirkt. Auf ihrem neuen Album klingt die Frau die eigentlich Katheryn Elizabeth Hudson heißt, noch mehr nach kalkulierter Konfektionsmusik als je zuvor. Überrascht sein braucht im Grunde niemand, weil es sich bei der Brand "Perry" schon immer viel mehr um ein Show- und Tanzfranchise als um das Pseudonym einer Musikerin gehandelt hat. Ihren größten Moment hatte die Performerin beim Super Bowl 2015, als sie in einer der visuell beeindruckendsten Halbzeitshows aller Zeiten auf einem megalomanischen goldenen Plastiklöwen triumphal übers Spielfeld ritt.

Perry wurde nach ersten zaghaften Versuchen, sie als christliches Sternchen zu etablieren, seit ihrem Durchbruch 2007 von Capitol Records als Superstar für die Zielgruppe "junge weiße Teenagerinnen" aufgebaut. In ihren Texten küsste sie Girls und mochte es. Sie befand, dass Jungs nicht ständig ihre Kleidung wechseln sollten, wie Mädchen es sonst tun. Sie benutzte das Wort "schwul" als sanftes Schimpfwort und posierte dazu entschieden weiblich im 50er-Jahre-Pin-Up-Stil mit toupiertern Haaren, Polkadots und Minirock. Andere Zeiten: Im Jahrzehnt von Queer Theory und Cancel Culture ist man mit solchen offensiv verstaubten Geschlechterrollenbildern eher vorsichtig.

Trotzdem ist auf Perrys sechstem Studioalbum namens "Smile" inhaltlich alles beim Alten. Gute Laune am laufenden Band, nette Musik für Clubs und Kaufhäuser, diesmal ausnahmsweise ohne nennenswertes Hitpotenzial. "Never Really Over" bietet verlorene Liebe, "Cry About It Later" ein bisschen Partyparty, "Teary Eyes" die herkömmlichen Szenen trotziger, auf dem Dancefloor weinender Menschen im Stil von Lady Gaga.

Perrys Stimme ersäuft regelrecht unter der Flut an Effekten und Autotune. Sie doppelt sich ständig selbst, röhrt über Refrains, jeder Atemzug ein neuer Take im Aufnahmestudio. Roboterhafte Gesangsschnipselei im digitalen Workflow entfernte entgültig alles Menschliche aus dieser Bausteinmusik.

Im Video zu "Daisies" posiert die fleischliche Entsprechung der Computertöne mit rundem Bauch in der Natur wie die germanische Göttin Freya herself. Perry ist fruchtbar: frischgebackene Mutter von Orlando Blooms Tochter namens Daisy Dove Bloom (Gänseblümchen Taube Blüte). Und sie ist psychisch stabil: "I am resilient / Born to be brilliant." Nebenbei ist sie irgendwie Aktivistin: Seit ihrem letzten Album vertritt sie die Idee des "Purposeful Pop", ein Ansatz, bestimmte Werte in ihren Songs vermitteln zu wollen. Diffuse Parolen vom Nichtaufgeben, Freisein und das Leben leben beinhaltet dieses Vorhaben in der Tat couragiert.

Zumindest erklärt Perry zum Schluss noch, was ihrer Meinung nach eine echte Frau ausmacht: "Is it the way I cut my hair / And put no makeup on? / I feel most beautiful / Doing what the fuck I want." Nicht festzulegen, also. Hauptsache frei in jeglichen Entscheidungen betrefflich Schminke und Kleid. Soweit geht der politische Ansatz eines Popstars im Jahr 2020, er entspricht dem nicht existenten musikalischen exakt.

"Smile" ist weder Musik noch Politik, sondern ausschließlich Produkt und Ware. Nur die absolute Einfallslosigkeit des Songwriting- und Produktionsteams überrascht an diesem Ausschussartikel des bevorstehenden Sommerschlussverkaufs. Dass man ihn dem Titel nach mit Brian Wilsons verhindertem Meisterwerk in Verbindung bringen könnte, ist pure Häresie der Musikindustrie.

Trackliste

  1. 1. Never Really Over
  2. 2. Cry About It Later
  3. 3. Teary Eyes
  4. 4. Daisies
  5. 5. Resilient
  6. 6. Not The End Of The World
  7. 7. Smile
  8. 8. Champagne Problems
  9. 9. Tucked
  10. 10. Harleys In Hawaii
  11. 11. Only Love
  12. 12. What Makes A Woman

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5 Kommentare mit 25 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    War schon immer belanglos und zum Kotzen. Quasi die Britney Spears der Popmusik.

  • Vor 3 Jahren

    Seit Milliarden weiß ich, dass ich alles schaffen kann, wenn ein Song von Katy Perry im Radio läuft.

  • Vor 3 Jahren

    Schlagt mich dafür, aber das Trötensolo von TGIF war on fire. Was anderes kenn ich von dem Plastikprodukt eh nicht.

  • Vor 3 Jahren

    Ich frag mich nur, was die hier offensiv gelobhudelten K-Pop Produkte so immens besser macht als diese Rotze

    • Vor 3 Jahren

      Hey Christopher,

      nun, du stellst zu Recht die Frage, inwieweit es moralisch vertretbar ist, Musik-, Stil-, oder Kulturrichtungen miteinander zu vergleichen, wenn doch alle unter dem Scheinwerfer der Oberflächlichkeit stehen.

      Zunächst einmal: Ich finde das sehr mutig und auch sehr wichtig, dass du diese interessante Frage stellst. Vermutlich ist es auch noch niemandem aufgefallen.

      Dennoch solltest du eines bedenken:
      Da die Laut.de Rezensionen meist von Menschen geschrieben werden, ist durchaus eine gewisse Irrationalität stets vom Leser mit einzuplanen.
      Dies bedeutet im Klartext, dass es oft unmöglich erscheint, verschiedene Rezensionen miteinander wie Schablonen zu vergleichen. Denn, Christopher, meist mag Rezensent A Künstler B und Rezensent B Künstler C, usw.
      Hinzu kommt eine spontane Emotionalität, vielleicht kennst du das, wenn du vor Wut dein Wohnzimmer auseinander nimmst oder deine Katze verprügelst. Das kann einfach mal so kommen - ohne erkennbaren Grund.

      Also, lieber Christopher: lass dich nicht so sehr auf den engen Pfad führen. Menschen muss man nicht immer verstehen.
      Genieße einfach weiterhin das Angebot auf dieser Seite, lehne dich zurück, entspanne dich mit Yoga und schaue weiter zuversichtlich mit deiner uns bekannten positiven Art in die Zukunft!

      Ein schönen Herbst wünsch ich Dir!
      Dein Verschwöri

    • Vor 3 Jahren

      "EIN" SCHÖENEN HERBS? SACH MA GEHTS NOCH? WARST DU AUF DER BRETTERSCHULE ODER WAS? Lern erstmnakl deutsch JOgne!

    • Vor 3 Jahren

      Der Name des Users über mir steht sinnbildlich für die Lebensrealität des Users über ihm.

    • Vor 3 Jahren

      Der Name des Users über dem User über mir steht sinnbildlich für die Lebensrealität des Users über mir sowie zuzüglich zwei Geschlechter gleichzeitig.

    • Vor 3 Jahren

      @DeineMutterhatdichgezeugtOBWOHLeseigentlichkeineSOguteIdeewar:

      Ja, tut mir Leid. Manchmal kann auch ich mein angeborenes hessisch nicht verleugnen.

    • Vor 3 Jahren

      Ist was dran. Wüßte spontan auch nicht, was an der Scheibe weniger Abfall wäre als das, was hier aus dem K-Pop gelobt wird

    • Vor 3 Jahren

      Hey Ragizzle McQueen,
      nun, du stellst zu Recht die Frage, inwieweit es moralisch vertretbar ist, Musik-, Stil-, oder Kulturrichtungen miteinander zu vergleichen, wenn doch alle unter dem Scheinwerfer der Oberflächlichkeit stehen.

      Zunächst einmal: Ich finde das sehr mutig und auch sehr wichtig, dass du diese interessante Frage stellst. Vermutlich ist es auch noch niemandem aufgefallen.

      Dennoch solltest du eines bedenken:
      Da die Laut.de Rezensionen meist von Menschen geschrieben werden, ist durchaus eine gewisse Irrationalität stets vom Leser mit einzuplanen.

      Dies bedeutet im Klartext, dass es oft unmöglich erscheint, verschiedene Rezensionen miteinander wie Schablonen zu vergleichen. Denn, Ragizzle, meist mag Rezensent A Künstler B und Rezensent B Künstler C, usw.

      Hinzu kommt eine spontane Emotionalität, vielleicht kennst du das, wenn du vor Wut dein Wohnzimmer auseinander nimmst oder deine Katze verprügelst. Das kann einfach mal so kommen - ohne erkennbaren Grund.

      Also, lieber Ragizzle: lass dich nicht so sehr auf den engen Pfad führen. Menschen muss man nicht immer verstehen.
      Genieße einfach weiterhin das Angebot auf dieser Seite, lehne dich zurück, entspanne dich mit Yoga und schaue weiter zuversichtlich mit deiner uns bekannten positiven Art in die Zukunft!

      1 schönen Herbst wünsch ich Dir!
      Dein Verschwöri

    • Vor 3 Jahren

      "1" SCHÖENEN HERBS? SACH MA GEHTS NOCH? WARST DU AUF DER BRETTERSCHULE ODER WAS? Lern erstmnakl deutsch JOgne!

    • Vor 3 Jahren

      1 SCHÖENEN "HERBS"? SACH MA GEHTS NOCH? WARST DU AUF DER BRETTERSCHULE ODER WAS? Lern erstmnakl deutsch JOgne!

    • Vor 3 Jahren

      WIe entäscuend, das du 1fahc was kopiern tusT!

    • Vor 3 Jahren

      Oh sorry, hab gerade aus Versehen etwas gepostet bei dem Versuch, die Brötchenkrümel aus den Tastaturritzen zu lecken!

    • Vor 3 Jahren

      Laut.de, das Helge Schneider unter den Musikportalen. :rolleyes:

    • Vor 3 Jahren

      "Musikportal"

    • Vor 3 Jahren

      Mir gefällt die schablonenhafte Art der Antwort, Schwoeri! Ernsthaft. Chapeau!

    • Vor 3 Jahren

      Um die Frage zu beantworten: K-Pop ist frischer, mehr Liebe zum Detail und einfach anders. Das sage ich nicht als Fan, sondern als jemand, der gerade ein BTS-Video und ein Katy Perry-Video hintereinander geschaut hat.

    • Vor 3 Jahren

      Oder einfach nur noch schablonenhafter nach eklektischen Erfolgsformeln am Reißbrett entstanden und auf eingängig getrimmt bis zur Diabetes, mit willigsten Marionetten?

    • Vor 3 Jahren

      Mit "frisch" meint CoolerTyp auch z.B. eine Dose Ravioli, die seit den 90ern im Keller stand und flugs hochgeholt wird, wenn einer der besoffenen Gäste plötzlich Hunger bekommt und man ihm nichts anderes zum baldigen Herauskotzen servieren möchte.

  • Vor 3 Jahren

    Ich glaube euch dass das Album scheiße ist. Ich habe ehrlich gesagt nicht einmal lust es mir anzuhören.