Joule - " Glücksgriff"

Da war die Marketingabteilung aber besonders fleißig: Wer das Debüt-Album von Joule kauft, hat unter Garantie einen "Glücksgriff" getätigt. Schade nur, dass der Inhalt dem Albumnamen nicht gerecht wird. In zwölf Liedern versuchen hier drei Kölner, "die deutsche Elektroszene mit Sinn und Sinnlichkeit zu bereichern". Leider fehlt dem Album die zündende Idee, ein Song, der auch alleine stehend Aufmerksamkeit erzeugen könnte.

Der Opener "Tanz Auf Dem Zufall" schielt zwar klar auf den Single-Release, aber schon hier zeigt sich die chronische Joule-Schwäche in aller Deutlichkeit: Gesang und Sound harmonieren viel zu oft nicht. Vor allem dann, wenn Juliane Pasternaks Stimme im Vordergrund steht, wird der Song dadurch mal schmachtend, mal schmalzig völlig ausgebremst. "Sommer Sonne" gibt das kleine Geschwisterchen von Klee- und Paula-Stücken, nur eben ohne Mitreißfaktor. Etwas mehr Biss beweisen Joule in "Jugend Auf Eis", das zwischen Trip Hop und Drum'n'Bass pendelt. Das Kleinod "Tiefenrausch" schlägt dieselbe Richtung ein, während die Lyrics das Thema Selbstzweifel behandeln.

Ironischerweise ist "Vergessen" noch eines der besseren Lieder eines Albums, das über weite Strecken akute Amnesie auslöst. Hier begnügen sich die Kölner ausnahmsweise mit Gitarre und Gesang und verzichten komplett auf elektronische Spielereien. Auch textlich verlässt der Track die sonst dominierenden Stammtischphilosophien zwischen Redewendung und Bauernweisheit. Gemessen an der Konkurrenz ist "Vergessen" aber allenfalls durchschnittlich.

Bei Joule handelt es sich übrigens auch um eine physikalische Maßeinheit für Energie und Arbeit. Vielleicht lösen diese Zutaten ja bei der nächsten Platte das "Glückgriff"-Versprechen ein.