laut.de-Kritik

Mit Trallala und Hopsassa auf Schmusekurs.

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Im Hamburger "Schellfischposten" tanzt Ina Müller gerne auf den Tischen. Hier stimmt sie mit dem Wilhelmsburger Shantychor Gassenhauer wie "Drunken Sailor" und "Moskau" an und filetiert nebenbei Talkgäste wie Axel Schulz und Tim Wiese. Letzteren hat die Blondine vor ein paar Tagen gar dermaßen charmant das Eiweiß aus den aufgeblähten Muskeln gezogen, dass einem der ehemalige Proll-Goalie fast schon wieder leid tun konnte. Aber so ist sie halt, die Ina: unbeirrbar, klug, frech und mit allen Wassern gewaschen. Wer nichts zu sagen hat sollte ihrer Late-Show-Talkrunde lieber fernbleiben.

Ina quatscht aber nicht nur für ihr Leben gern. Ina liebt es auch zu singen. Zwischen Pop, Rock, Chanson und Country pendelnd, bringt die gebürtige Niedersächsin alle paar Jahre ein neues Sammelsurium von Songs an den Start. Nach drei Jahren Studiopause präsentiert sich Müller nun im glänzenden Selbstreflektionsmodus.

"Ich bin die, die schnell mal auf die Nerven geht", haucht sie im Titelsong ins Mikrofon. Ja, da mag was dran sein. Aber wer interessiert sich schon für weibliche Leisetreter, die sich in den Wechseljahren zum Nörgeln in den Keller verkriechen? Ina Müller will keine Frau um die 50 sein, die sich darüber beklagt, dass sie für Männer immer unsichtbarer wird. Müller will ihren Emotionen freien Lauf lassen. Sie will auf "Kommando Heulen", jungen Männern die Röte ins Gesicht treiben ("Wenn Du Jetzt Aufstehst"), über Ü-50-Wehwehchen schmunzeln ("Immer Eine Mehr Wie Du") und sich vorstellen, wie es wohl gewesen wäre, ein Kind zu bekommen ("Wie Du Wohl Wärst").

Ina Müller geht in die Selbstanalyse. Und das gewohnt ironisch und mit einem Augenzwinkern. Man hört ihr gerne zu, wenn sie über sich und ihr Leben philosophiert, ihre Stärken und Schwächen nach außen trägt und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Doch wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Nicht ganz so viel Applaus erntet die Musik, mit der Müller ihre Texte ummantelt. Der Brückenschlag zwischen beliebigem Radio-Pop und schmachtenden Piano-Balladen präsentiert sich in etwa so spannend wie eine Greatest Hits-Compilation ihres geliebten Wilhelmsburger Shantychors.

Ein bisschen Country ("Das War's"), eine Prise Folk ("Ich Bin Die"), ein angedeuteter Offbeat ("Immer Eine Mehr Wie Du"): Mit handgemachtem Trallala und Hopsassa geht die 51-Jährige auf Schmusekurs. Bloß keinem weh tun? Passt eigentlich gar nicht zur sonst so kantigen Performance der Powerfrau. Hier hätte man durchaus noch mehr Staub aufwirbeln können.

Trackliste

  1. 1. Ich Bin Die
  2. 2. Das War's
  3. 3. Tag Eins Nach Tag Aus
  4. 4. Immer Eine Mehr Wie Du
  5. 5. Klammerblues
  6. 6. Wenn Du Jetzt Aufstehst
  7. 7. Wie Du Wohl Wärst
  8. 8. Zahlen, Bitte
  9. 9. Bei Jeder Liebe
  10. 10. Zimmer 410
  11. 11. Kommando Heulen
  12. 12. Dorf Bleibt Dorf
  13. 13. Sowas Wie Glück

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