15. August 2022

"Ich bin froh, nicht beim ESC gewesen zu sein"

Interview geführt von

Im Interview erzählt Frontmann Nico Sallach, warum er froh ist, nicht beim ESC gewesen zu sein, warum die Band sich umbenannte, was er von "Layla" hält und was wir von dem kommenden Album "Tekkno" erwarten können.

2010 gründeten sechs Jungs in Castrop-Rauxel in NRW die Metal-Trancecore-Rock-Punk-Electro-whatever-Formation Eskimo Callboy. Knapp zwölf Jahre und fünf Alben später hat sich einiges getan: nicht nur, dass sie sich in Electric Callboy umgetauft haben, seit 2020 ist mit Nico Sallach auch ein neuer Sänger am Start, der sich die Zeit für ein Interview mit laut.de genommen hat.

Und dann war da vergangenes Jahr ja noch die Geschichte mit dem ESC, die die Gruppe raus aus der Szene auf den Schirm aller deutschen Otto Normalverbraucher gebracht hat. Aber eins nach dem anderen ...

Moin Nico, cool, dass du dir die Zeit nimmst für dieses Interview.

Moin, ja gerne.

Unser Presse-Kontakt von Sony meinte, alle anderen Bandmitglieder seien im Urlaub. Warum du nicht?

Wir sind gerade alle so ein bisschen in einer freien Zeit, wenn man so will. Wir haben es dann Urlaub getauft. Ich war jetzt drei Tage weg, also alles cool.

Ja ich denke als Musiker ist Arbeit ja sowieso auch immer ein bisschen Hobby gleichzeitig. Zum Beispiel, wenn man auf Festivals spielt. Ich habe euch dieses Jahr schon auf dem Southside gesehen, das ging ganz gut ab.

Ach schön. Ja das hat richtig Bock gemacht.

Ihr habt da auch einen eurer erfolgreichsten Songs gespielt, "Hypa Hypa". Davon gibt es mittlerweile ja zig Versionen mit richtig bekannten Namen wie 257ers, Sasha, The BossHoss, Gestört Aber Geil und so weiter. Wie kam es denn dazu?

Als der Song damals rauskam, haben wir auf TikTok eine bayrische Version davon rausgehauen, so ein kleines Snippet. Das gleiche haben wir dann noch mal gemacht in Richtung Black Metal, so Immortal-mäßig. Und dann waren die Reaktionen relativ eindeutig "Geil, geil, geil, macht mehr davon!" Irgendwie kam es zustande, dass wir gesagt haben: why not? Dann haben wir ein paar Instrumentals geschrieben, die in alle möglichen Richtungen gingen, Pop, Hip Hop, Country. Und wie du schon erwähnt hast, hatten wir das große Glück, dass die Künstler, die wir gefragt haben, auch direkt Bock hatten. Die ganzen Versionen haben wir nach und nach zu einer kleinen Special EP geformt. Eigentlich war das mehr so eine Schnapsidee, die zu einem Spaßprojekt geworden ist.

Euer zweiter großer und in Deutschland wahrscheinlich bekanntester Hit ist "Pump It". Obviously durch den ESC und die ganze Aufregung drumherum. Deswegen müssen wir darüber natürlich sprechen. Ihr wolltet gern zum ESC für Deutschland, der NDR hatte da nicht so Bock drauf, weil ihnen euer Song nicht radiotauglich genug war und hat dann mit dem Song von Malik Harris wie immer ordentlich ins Klo gegriffen. Wie habt ihr denn die ganze Zeit und das drumherum erlebt?

Man muss dazusagen, wir haben auch da wieder wegen irgendeiner Fan-Reaktion gesagt: Was solls? Was haben wir zu verlieren? Und zu der Zeit hatten die beiden Songs, die zur Debatte standen, "We Got The Moves" und "Pump It" schon mehrere Millionen Views. Also wir dachten, wir haben ein ganz gutes Portfolio, warum nicht? Let's go. Dann haben wir ein relativ unkonventionelles Bewerbungsvideo gemacht, uns in unsere Outfits geworfen und das Ganze transparent gemacht. Wir haben uns wirklich öffentlich beworben, was die wenigsten Künstler gemacht haben. Ich glaube Ikke Hüftgold hat das auch so ähnlich aufgezogen. Jedenfalls waren wir bei diesem Pre-Casting, also wir wurden tatsächlich eingeladen. Das war auch ganz witzig, wir haben da auf so einer kleinen, lauschigen Bühne vor den ganzen Presse-Menschen gestanden und sollten da den Song performen. Und ja, was soll ich sagen, es war echt eine coole Erfahrung, voll und ganz.

Es war nur ein bisschen schwierig nachzuvollziehen, warum Deutschland sich nicht einmal – auf gut Deutsch – den Stock aus dem Arsch gezogen hat und gesagt hat: "Wir wagen was." Völlig unabhängig, ob wir die Band sind, sondern im Großen und Ganzen mal zu sagen: "Hey wir fahren mit der Schiene, auf der wir die ganze Zeit waren, einfach nicht gut. Also so überhaupt nicht. Und da haben wir jetzt neuen, frischen Wind. Und eine Petition, bei der Tausende Menschen gesagt haben, haben wir Bock drauf." Wir gehen nicht davon aus, dass das alles unsere Fans waren. Ich glaube das waren auch viele Leute, die gesagt haben: "Hey, die sind anders, die wollen wir." Sehr, sehr schade. Schade für Malik Harris, muss ich ehrlich gestehen. Schade für alle anderen Künstler, die sich beworben haben. Weil ich glaube, wenn das ganze Aufgebot ein bisschen diverser gestaltet worden wäre, hätte sich Deutschland einen großen Gefallen getan. Ich bereue es nicht. Dass da dieser ganze Hype war, war ja auch gut für uns. Aber jetzt im Endeffekt muss ich auch echt sagen, wenn ich die ganze Veranstaltung im Nachgang betrachte, bin ich relativ froh, nicht dagewesen zu sein.

Warum?

Naja, weil: es war so cool, uncool. Weißt du was ich meine? Es wurde versucht alles so super geil zu machen, dabei war es – ich benutz mal das Jugendwort des Jahres – sehr, sehr cringe irgendwie. Schon beim Zuschauen hab ich mich nicht wohlgefühlt. Und wenn ich mir so vorstelle, so als einer der Künstler. Also, Alter, ne. Vielen Dank.

"Wir selbst nehmen uns einfach nicht zu ernst"

Die Geschichte hat euch auf jeden Fall in Deutschland nochmal deutlich mehr Reichweite beschert, auch bei einem Publikum, das euch vorher nicht so kannte. Im Zuge dessen hat sich natürlich auch einiges verändert. Ich denke da zum Beispiel an eure Umbenennung von "Eskimo Callboy" in "Electric Callboy". Vielleicht kannst du nochmal erzählen, was dabei der Hintergrund oder der Gedanke war.

Wir haben das ja sehr lange mit uns rumgeschleppt und auch ausführlich erklärt. Tatsache ist: der ESC war nicht der ausschlaggebende Punkt für die Umbenennung. Das fing viel früher an. Als wir mit Singles wie "Hypa Hypa", "Pump It" oder "We Got The Moves" wirklich auch über den Teich hinaus Erfolg gefunden haben. Also durch den internationalen Erfolg kamen so ein paar Hürden, die wir vorher so krass nicht wahrgenommen haben. Das Wort "Eskimo" ist in Deutschland und Europa gar nicht sehr in Verruf. Also es gibt immer mal wieder einen kleinen Aufschrei, aber es war nie so – das Wort ist ja auch nach wie vor im Umlauf – dass man das Gefühl hatte, man benutzt da jetzt ein böses Wort. Das hat sich für uns aber geändert. Weil wir aus Kanada, aus Skandinavien, teils aus den USA Nachrichten bekommen haben, die uns gesagt haben: "Hey Leute, informiert euch mal. Schaut mal bitte ein bisschen genauer. Das ist bei uns ein absolutes Unwort." Daraufhin haben wir angefangen zu recherchieren, haben unsere Fans mitgenommen, das Ganze in Videos verpackt. Und haben uns eben mal richtig schlau gemacht und tiefer gegraben, was diese ganze Thematik angeht. Und haben dann uns, aber auch allen anderen ein bisschen mehr Aufklärung zu dem Thema gebracht. Nach der Fülle an Informationen gab es dann am Ende nur noch eine Entscheidung für uns.

Es ging ja nicht nur um den Namen, ihr habt im Zuge dessen auch verkündet, einige ältere Songs offline nehmen zu lassen, an deren Songtexten es Kritik gab, etwa wegen Diskriminierung. Ich habe mir den Instagram-Post von damals angeschaut, da habt ihr geschrieben: "Das Internet vergisst nicht. Auch nicht die Texte, die wir heute nicht mehr schreiben würden." Was würdest du sagen, wie wichtig ist es heutzutage als Künstler*in oder Band, sich selbst regelmäßig zu reflektieren?

Ich glaube tatsächlich wahnsinnig wichtig. Niemand ist davor gefeit, mal etwas Falsches zu sagen oder sich mal falsch auszudrücken. Oder in der Vergangenheit vielleicht mal Dinge geschrieben, gesagt, gefilmt zu haben, hinter denen man heute nicht mehr steht. Ich glaube das kann einfach jedem passieren. Wichtig ist es nur, dass man sich immer wieder reflektiert. Vor allen Dingen – das ist meine Meinung – wenn man auch eine gewisse Verantwortung entwickelt. Dass man einfach ein bisschen Aufklärungsarbeit leistet, vorbildlich agiert. Dass man nicht immer alles richtig machen kann, ist klar. Aber ich glaube man kann schon sehr viel für sich selbst und andere bewirken, in dem man einfach nur ein kleines bisschen reflektierter durch das Leben geht.

Im heutigen Kontext oder zum aktuellen Stand eurer Band: wo sind die Grenzen, über was ihr singen wollt, oder was gesagt werden darf und was nicht?

Also jetzt mal ganz vorne weg: alles, was irgendwie in Richtung Fremdenfeindlichkeit oder generell in Richtung Diskriminierung geht, davon entfernen wir uns. Wir selbst nehmen uns eben einfach nicht zu ernst, ich glaube damit fängt das Ganze an. Auch das was wir an Videos machen, ist ja teils eine kleine Selbstkarikatur, dass wir einfach immer noch Kinder sind. Ich glaube, es werden immer noch witzige Texte und Videos kommen. Aber alles, was irgendwie Menschen verletzen, beleidigen, angreifen könnte, ist auf gar keinen Fall Bestandteil unserer Kunst.

Ich finde es super spannend, sich da Gedanken drüber zu machen. Gerade auch im aktuellen Kontext. Ich weiß nicht, ob du die Riesen-Debatte über "Layla" mitbekommen hast. Bei der es eben auch so die zwei Lager gibt. Die einen sagen, es sei sexistisch und gehe gar nicht. Die anderen finden es überempfindlich und reden von Cancel Culture.

Ja, es wurde ja auch der Vergleich mit der Spider Murphy Gang und "Skandal Im Sperrbezirk" gezogen, den habe ich mir auch noch mal angehört. Da geht es ja um eine ähnliche Thematik in dem Lied. Aber "Layla" habe ich glaube ich nur einmal mit einem Ohr irgendwie gehört, ich kann da nicht viel dazu sagen. Es ist ein Ballermann-Song, der soll Spaß machen. Ich weiß auch nicht, ob es da um eine echte oder fiktive Person geht, also ich habe da keine echte Meinung dazu. Aber bei dem Song werden alle hellhörig und was in der deutschen Hip Hop-Landschaft stellenweise so abgeht, das ist einfach da und es redet kein Mensch darüber. Obwohl die deutsche Hip Hop-Szene, vor allem was die Jugend angeht, sehr populär ist. Das darf man ja auch nicht vergessen. Also ich finde es schwierig, dass da immer Grenzen gezogen werden, die irgendwie keine sind.

Wie einig ist man sich denn bei solchen Themen, gerade Umbenennung, alte Texte und so weiter. Gibt es da auch mal Streit?

Beim aktuellen Songwriting haben wir ehrlich gesagt gar keine Probleme, weil das primär in Kevins (Sänger und Keyboarder Kevin Ratajczak, Anm. d. Red.) und meinen Aufgabenbereich fällt. Wir schreiben eigentlich die kompletten Texte zu zweit, und man merkt an den jüngsten Texten, denke ich, dass es vielleicht mal witzig oder albern wird, aber eigentlich nie mehr in irgendeine andere Richtung geht. Was die Debatte rund um Bandname und alte Texte angeht, das war relativ schnell abgefrühstückt. Wir ziehen in allen Belangen eigentlich an einem Strang, sind eine ziemlich eingeschworene Truppe. Und ich glaube, wenn das nicht so wäre, würde das alles so wie wir es machen auch nicht funktionieren.

"Es freut uns total, wieder in die ganzen glücklichen, verschwitzten Gesichter schauen zu können"

Man hat auf jeden Fall den Eindruck ihr zieht so euer Ding durch, mit frei Schnauze Texten, mit euren Outfits und natürlich vor allem mit eurer Musik. Es fällt sowieso schwer, euch musikalisch in eine Schublade zu stecken, das ist ja schon ein sehr eigener Sound. Wie würdest du den beschreiben?

Schwierige Frage. Ich glaube, dass man uns mit einem Genre schwer abfrühstücken kann. Wir haben ja mittlerweile so gut wie jedes Genre irgendwo in unserer Mukke verpackt. Keine Ahnung, wirklich. Ganz schwer zu sagen. Wir haben Pop-Elemente, Metal, Hip Hop – eigentlich von allem etwas und das ist auch das, was uns ausmacht. Dass jeder so ein bisschen seinen Senf dazu gibt, wir uns nicht auf ein Genre festlegen und eigentlich von Song zu Song machen, worauf wir Bock haben. Und dass die Songs sich einfach so entwickeln.

"Von Song zu Song" ist ein gutes Stichwort. Ihr habt ja gerade eine neue Single rausgebracht, "Fuckboi" mit Conquer Divide. So ein bisschen 2000er-Jahre-Pop-Punk-Sound. Der ist ja auch gerade wieder total im Trend mit Machine Gun Kelly, Olivia Rodrigo, Avril Lavigne und so weiter. Ist es da auch euer Ziel, mit der Zeit zu gehen und die neuesten Trends mitzunehmen?

Jein. Das ist tatsächlich ein Song, der ist einfach passiert. Der steht auch schon echt lange. Wir fanden den Song an sich super locker und leicht, passt irgendwie gerade zum Sommer. Aber dass der jetzt diesen Vibe – den es übrigens auch schon länger gibt – trifft, war nicht geplant. Also du setzt dich jetzt nicht hin und sagst: So, jetzt schreiben wir mal einen Pop-Punk-Song. Es war eher so, dass Daniel (Gitarrist Daniel Haniß, Anm. d. Red.) das Gitarrenriff gespielt hat, dann kam die Melodie drauf. Dann hatten wir die Idee mit der Feature-Anfrage, weil es halt irgendwie ein verrückter Love-Song ist. Und wir kommen ja auch alle aus der Zeit. Ich bin mit dem ganzen Skate-Punk und Nu Metal groß geworden, genau wie die Jungs. Dass das irgendwie noch in einem schlummert, ist ja klar.

Wo wir gerade bei verschiedenen Sounds sind, können wir auch direkt über das neue Album sprechen, das im September erscheint. "Tekkno" wird es heißen und da ist natürlich die erste Frage: ist der Name Programm?

Ja. Das Wort zieht sich schon durch das ganze Album.

Also können wir auf jeden Fall Techno-Sounds erwarten?

Ja, also ich meine, es sind ja jetzt schon einige Singles draußen, man kann sich ungefähr vorstellen, in welche Richtung das Album gehen wird. Ich glaube aber, dass wir auch noch ein, zwei Überraschungen parat haben. Es wird tatsächlich hier und da auch mal ein bisschen düsterer, mal ein bisschen ruhiger, also bunt gemischt.

Abgesehen von den Singles, die schon draußen sind, ist noch relativ wenig über das Album bekannt. Was können wir denn noch erwarten?

Ich fange jetzt einfach mal ganz allgemein an: Ein Album zu schreiben ist immer eine irre spannende Geschichte, weil du anfängst und zwei, drei Songs stehen hast. Dann kommt ein vierter dazu, der gefällt dir aber vielleicht nicht zu hundert Prozent. Dann wird der umgeschrieben oder verworfen. Am Ende des Tages hat man um die 30, 40 Songs geschrieben und davon schaffen es dann zehn bis zwölf auf das Album. Das Krasse an der Geschichte ist es, immer einen roten Faden zu finden. Also dass man vom ersten bis zum letzten Song das Album durchhört und sagt, das hat Sinn gemacht, das hat Spaß gemacht, das war kurzweilig, ich hatte nicht einmal das Gefühl, einen Song skippen zu müssen. Man fragt Freunde, Familie, Menschen, die Ahnung haben. Und dann formt sich eben so nach und nach dieses Produkt "Album". Was die Leute erwarten können, habe ich ja gerade schon erwähnt. Es ist natürlich Party, es ist aber auch ein bisschen Gänsehaut, ein bisschen was düsteres, ein bisschen was poppiges. Eine Art Schlager-Song wird auch dabei sein. Also es wird ein sehr verrücktes Album, auf jeden Fall.

Ihr spielt jetzt im Sommer auf einigen Festivals, im Herbst dann eine kleine Tour in Großbritannien und Frankreich, im Oktober und November Konzerte in den USA, wo ihr wirklich fast jeden Tag spielt und dann ab Februar die "Tekkno"-Tour durch ganz Europa. Also ein vollgepackter Terminkalender. Wann hat man denn da mal eine Pause für sich, um einfach auch mal runterzukommen?

Gute Frage. Jetzt gerade haben wir tatsächlich mal so knapp zweieinhalb Wochen, um die Seele baumeln zu lassen. Aber dieses Jahr ist schon extrem vollgepackt. Im Dezember geht es ja noch nach Australien, dazwischen auch immer Termine, die wahrgenommen werden müssen. Also es ist schon viel zu tun, aber wir sind auch super dankbar, weil die letzten zwei Jahre ja nicht allzu viel lief. Deswegen freuen wir uns total, dass wir wieder on the road sind, wieder in die ganzen glücklichen, verschwitzten Gesichter schauen und zusammen ausrasten können. Das macht schon echt Bock.

Auf was freust du dich am meisten auf Tour?

Eigentlich ist der geilste Moment an jedem Abend immer der, wenn du raus auf die Bühne rennst und deine 45 bis 90 Minuten Zeit hast, Vollgas zu geben. Da vergisst du irgendwie alles andere um dich herum.

Da wünsche ich euch natürlich viel Spaß dabei. Trotzdem heißt touren auch immer Stress. Deswegen wollte ich dich noch fragen: was ist für dich die beste Stress-Ausgleichs-Aktivität auf Tour?

Wir haben so ein kleines Entertainment-Rack, da ist ein Fernseher eingebaut, mit Playstation und Fifa und so. Wir sitzen dann ganz gerne mal da, schalten ab, zocken ein bisschen Fifa. Wobei das auch manchmal den ganzen Stress ein bisschen potenziert, da geht man auch mal schlecht gelaunt raus aus der Nummer (lacht). Aber im Großen und Ganzen ist das immer so etwas, das einen ein bisschen runterholt.

Hand aufs Herz: wer ist der beste Fifa-Spieler bei euch?

Boah, das klingt jetzt leider Gottes ultra eingebildet, aber einfach allein um unseren werten Shit-Talk aufrechtzuerhalten, muss ich sagen: Ich.

Dann glaub ich dir das einfach mal so, ist ja auch niemand da, um zu widersprechen.

Ja, genau. Danke! (lacht)

Gut, letzte Frage: Ihr habt jetzt einiges vor, Tour, Konzerte, Album, wichtige Fifa-Battles – was sind danach die langfristigen Ziele? Was wünschst du dir für dich persönlich und die Band in Zukunft?

Rein persönlich wünsche ich mir, dass die Dynamik, die wir gerade haben und die sich auch immer weiterentwickelt, so bleibt. Und vielleicht sogar noch schöner wird. Das ist schon mal das erste, weil das so ein Stück weit auch einfach dafür sorgt, dass wir kreativ bleiben und die Songs schreiben, die wir schreiben und die Videos drehen, die wir drehen. Dann möchte ich – bei dem Erfolg den wir gerade haben – nicht, dass wir auf der Stelle stehen bleiben, sondern ich würde gerne noch höher hinaus. Das fängt an mit der "Tekkno"-Tour nächstes Jahr, unsere erste richtige Arena-Tour. Da wäre das naheliegende Ziel natürlich, das Ding weitestgehend auszuverkaufen. Das ist schon Ziel genug erst mal. Klar, wir wollen mehr und weiter, aber kleine Brötchen backen ist auch echt wichtig.

Dann erst mal vielen Dank für das Interview, hat Spaß gemacht.

Danke, kann ich nur zurückgeben. Hau rein!

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4 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Der Dude auf dem Thumbnail auf der Startseite sieht aus wie der Wendler.

  • Vor einem Jahr

    Ich finde das ein oder andere Lied der Band schon ganz cool. Allerdings enttäuscht mich das Interview doch sehr. Einmal davon abgesehen, dass die Mehrheit der Inuit, Yupik oder Inupiat offenbar gar nichts gegen den Begriff "Eskimo" hat, macht sich Electric Callboy mit dem historischen Revisionismus zu Getriebenen und entfernt sich für mich vom eigenen künstlerischen Anspruch. Entweder, man nimmt sich nicht so ernst. Oder man nimmt sich ernst, und lädt zum intellektuellen Austausch ein. In keinem Fall aber entfernt man alte Inhalte. Das ist nur destruktiv und nicht konstruktiv.

  • Vor einem Jahr

    Ich fand die Umbenennung damals schade, weil ich den alten Namen sehr gemocht habe. Er hatte einen gewissen Flow, der dem neuen Namen fehlt. Auf der anderen Seite kann ich die Entscheidung nachvollziehen, denn der Name hat in Nordamerika eine andere Wirkung als in Europa. Die gesellschaftlichen Verhältnisse jenseits des Atlantiks mag man gut oder schlecht finden. Man muss sie aber als gegeben zur Kenntnis nehmen. Der Name erzeugt nun mal Assoziationen. Es ist ähnlich, wie mit dem Streit ums Kiss-Logo in Deutschland in den 70ern. Da konnte die Band noch so beteuern, dass sie nichts mit Nazis zu tun hat, die Assoziation mit den Sieg-Runen wird in Deutschland immer bleiben. Das war nicht die Schuld von Kiss und auch nicht des Publikums, sondern wie man so schön sagt Geschichte. Und so wie Kiss haben schließlich die Jungs die Reißleine gezogen und einen Schnitt gemacht. Aus dem anfänglichen Bedauern über den Namenswechsel ist bei mir letztlich Akzeptanz geworden. Ich höre die Band ja wegen der Musik und nicht des Namens. LG!

  • Vor einem Jahr

    … und was in der deutschen Hip Hop-Landschaft stellenweise so abgeht, das ist einfach da und es redet kein Mensch darüber.…

    … Ihr habt ja gerade eine neue Single rausgebracht, "Fuckboi"…