Porträt

laut.de-Biographie

Daft Punk

"A bunch of daft punk" - so äußert sich der britische Melody Maker zu den ersten musikalischen Gehversuchen von Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter. Beide lernen sich 1987 in Paris an der Schule kennen und gründen in jungen Teenagerjahren ihre erste Rockband namens Darlin'. Mit dabei war damals noch ein gewisser Laurent Brancowitz - der Gitarrist feiert Jahre später mit Phoenix weltweite Erfolge. Darlin' bringen es bis zur Auflösung zwar auf gerade mal vier Songs und zwei Gigs, aber ihr einziger Release und dessen miese Bewertung im oben genannten Musikmagazin bescheren dem Duo den Namen ihres nächsten Projektes: Daft Punk.

Vorchecking: Dolly Parton, Daft Punk, Milli Vanilli
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Anfang der 90er entdecken Homem-Christo und Thomas Bangalter den Sound der Clubs. Das Duo greift nun zu Drummachines und Synthies. Der neue Sound führt 1993 beim kleinen Independent-Label Soma aus Glasgow zu einem Plattenvertrag. Der Erfolg der ersten Single "The New Wave" bleibt noch bescheiden. Dieser Umstand ändert sich mit dem zweiten Release schlagartig: "Da Funk" verkauft sich mehr als 30.000 Mal und bei den Majorlabels beginnt ein regelrechtes Pokern um die Band. Der Track, dem Michel Gondry ein cooles und schräges Großstadt-Video verpasst, soll dem Alternative-Publikum den Weg auf den Housefloor ebnen. 1996 bekommt Virgin den Zuschlag, allerdings mit der Einschränkung, dass keinerlei Fotos mit den Gesichtern des Duos erscheinen dürfen. Thomas und Guy-Manuel haben keine Lust auf Superstardom.

Das erste Album "Homework" erscheint Anfang 1997 und wird zu einem Hauptauslöser der French House-Welle. Der Albumname rekuriert auf Bangalters Schlafzimmer, in dem die Platte aufgenommen wird: Täglich wird das Bett zur Seite geschoben und Equipment aufgebaut. "Homework" verkauft sich wie geschnitten Brot, mehr als 1,7 Millionen Exemplare weltweit bedeuten u.a. Platin in Frankreich und Gold in England. Daft Punk gelingt wie zuvor The Prodigy und den Chemical Brothers der Spagat zwischen Clubszene und Mainstream. Nebenbei sprechen sie auch das Alternativepublikum an. Mit "Revolution 909", "Burnin'" und "Around The World" sind drei weitere Hitsingles enthalten. Eine Welttour folgt, bei der Daft Punk ihre Stücke live regelrecht auseinandernehmen und neu zusammensetzen.

Nachdem der erste Erfolg abebbt, gehen es Daft Punk langsamer an. Thomas veröffentlicht mit seinem Nebenprojekt Stardust die Single "Music Sounds Better With You", die ähnlichen Erfolgs- und Kultstatus wie "Homework" erreicht. 1999 kommt die Video-Collection "D.A.F.T.: A Story About Dogs, Androids, Firemen and Tomatoes" auf den Markt. Ende 2000 folgt das erste musikalische Lebenszeichen Daft Punks. Die unerwartet poppige Single "One More Time" wird von Radiostationen und Musik-TV begierig ausgestrahlt.

Im März 2001 dann der Overkill: der Zweitling "Discovery" kommt in die Regale, und die halbe Welt stürzt sich auf die beiden Jungs aus Paris, um ihnen ein paar Statements zum Album zu entlocken. Es vereinigt Van Halen-mäßige Riffs und betont emotionale Vocals und Harmonien. Mancher Fan ist enttäuscht: Statt roughe Dancetracks abzufeuern, hauchen Daft Punk Robotniks Gefühle ein. "One More Time" avanciert dennoch zur erfolgreichsten Single des Duos und erobert gar die Mainstream-Clubs. Als der französische Präsident Jacques Chirac und auch sein Herausforderer Lionel Jospin den Song im Wahlkampf gegen den rechtsgerichteten Le Pen verwenden wollen, lehnen sie ab. Eine Vereinnahmung durch die Politik kommt nicht in Frage. In Zusammenarbeit mit dem japanischen Manga-Zeichner Leji Matsumoto und dem Regisseur Kazuhisha Takenoushi entstehen zudem animierte Videoclips zu den vier Singles des Albums.

Im September 2002 veröffentlichen Daft Punk ihr erstes Livealbum "Alive 1997": ein Gig in Birmingham. Bangalter wirkt im selben Jahr am Soundtrack des ultraharten französischen Szenefilms "Irreversible" mit. Ein dreiviertel Jahr später geben die Filterspezialisten ihr Filmdebüt auf dem Filmfestival in Cannes. "Interstella 5555" wird als animiertes House-Musical angekündigt und handelt von vier Musikern aus einer fernen Galaxie, die von einem bösen Manager gekidnappt werden, dann aber zur berühmtesten Band aufsteigen. Der Streifen, der hierzulande als DVD erscheint, knüpft an die "Discovery"-Videos an und entsteht wieder in Kooperation mit den beiden Japanern.

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Als Soundtrack zum 60-minütigen und vier Millionen Euro teuren Film fungiert das komplette Album. Paralell erscheint die Remix-Collection "Daft Club" mit Tracks, die zuvor nur Clubmitgliedern zugänglich waren. Im Juni 2004 wird bekannt, dass Daft Punk an einem Remix des Songs "Take Me Out" der schottischen Rock-Überflieger Franz Ferdinand arbeiten. So froh die Kunde zunächst klingt: Vorerst soll der Song nur als 12"-Maxi in Frankreich erscheinen. Zudem designen Bangalter und Homem-Christo für den Designermöbel-HerstellerHabitat einen stylishen Retro-Coffee Table mit rot-weißen Karos.

"Homework" (zwei Millionen Einheiten) und "Discovery" (2,6 Millionen) haben sich mittlerweile weltweit blendend verkauft - im März 2005 veröffentlichen die Franzosen ihr drittes, reguläres Studioalbum. "Human After All" klingt wieder rougher und positioniert sich stilistisch zwischen den beiden Vorgängern. Die Platte ruft ähnlich wie "Discovery" vier Jahre zuvor geteiltes Echo hervor - seit dem epochalen Debüt scheint von jedem Daft Punk-Release nicht weniger als die Revolution des Clubsounds erwartet zu werden.

Die zehn, unverkennbar nach Daft Punk tönenden Tracks zwischen House, Rock, Techno, Elektro und Pop verschmelzen wieder fette Beat-Loops mit Emotionen und werden innerhalb von sechs Wochen zwischen September und November 2004 im eigenen Pariser Studio eingespielt. Ansonsten gibt es wie gewohnt kaum Information, geschweige denn Fotos. Im Clip zur ersten Single "Robot Rock" behalten Bangalter und Homem-Christo, die das Video in Eigenregie produzieren, auch die Roboterhelme auf. "Wir folgen unserer eigenen Agenda - außerhalb der Formeln der Musikindustrie", betont das Duo in einem Interview 2003.

2006 feiern Daft Punk am 29. April beim legendären kalifornischen Coachella-Festival ihre umjubelte Bühnenrückkehr nach einem Jahrzehnt. Zuvor erscheint eine Best Of des kongenialen French House-Duos. Eine Remixalbum zu "Human After All" erscheint darüber hinaus exklusiv nur in Japan. Die High Tech-Performance-Helme, die ein kalifornisches Unternehmen extra fertigt, kosten in der Herstellung übrigens 14.000 Dollar pro Stück. Fans mit der ganz großen Geldbörse können sich einen Daft-Helm bei LED Effects bestellen. Das Unternehmen fühlt sich aufgrund vieler Anfragen gar zu genaueren Infos genötigt. Einziger Haken: Bei einer Lieferzeit von einem Jahr kostet das gute Stück am Ende 65.000 Dollar - dank der saftigen Copyright-Abgabe an Daft Punk.

Wenige Tage nach dem interstellaren Konzertereignis feiert zudem der zweite Film des Duos in Berlin seine Deutschland-Premiere. Uraufgeführt wird der Streifen im Mai 2006 beim Film Festival in Cannes. "Electroma", anderthalb Jahre zuvor in der Wüste Kaliforniens gedreht, führt das Gesamtkunstwerk des Duos visuell weiter. Der Realfilm erzählt die Geschichte zweier Roboter, die versuchen menschlich zu werden. Der Streifen kommt ohne Dialoge, dafür mit viel psychedelischer Musik aus den 70ern aus, betont Homem-Christo. "Electroma" sei ziemlich experimentell und "der surrealistischen Malerei näher als einem konventionellen Film".

Bangalter und Homem-Christo zeigen sich 2007 überhaupt recht aktiv. Im Juni spielen die Franzosen auch in Düsseldorf und Berlin live. Neben der Tour-Retrospektive "Alive", die am 16. November erscheint, kommt kurz zuvor eine Compilation namens "Discovered" in die Läden, die Artists vereint, deren Platten Daft Punk samplen. 2009 mündet das Schaffen des Duos schließlich in die Metamorphose der eigenen Bühnencharaktere. Für die Fortsetzung des 80er SciFi-Spektakels Tron komponieren Daft Punk die Filmmusik (Disney schiebt 2011 noch das Remixalbum "Tron: Legacy Reconfigured" auf den Markt, auf dem andere Größen den Soundtrack remixen). Mit ihren stylischen Masken sehen sie ohnehin so aus, als wären sie der düsteren Neon-Welt des Streifens entsprungen. Für die Präsentation einer Louis Vuitton-Kollektion steuern sie ebenfalls den Soundtrack bei.

2010 erfolgt der Ritterschlag vom französischen Kultusministerium: Daft Punk sind von nun an Träger des Ordre des Arts et des Lettres. Im Oktober kommen sie überraschend beim Phoenix-Auftritt im Madison Square Garden auf die Bühne. Auch in verschiedenen Videogames gehören Daft Punk-Songs längst zum Inventar. Für Frühjahr bzw. Mai 2013 ist das vierte Studioalbum des legendären Duos via Columbia/Sony angekündigt - seit 2008 arbeitet man daran in Los Angeles und Paris: Nile Rodgers, Pharrell, Paul Williams, Giorgio Moroder, Julian Casablancas oder Gonzales wirken auf "Random Access Memories" mit.

Denn zum ersten Mal verzichtet man quasi komplett auf Samples und bittet stattdessen Sessionmusiker und Promis ins Studio. Clever gesetzte Promo (z. B. Werbeclips bei Saturday Night Live oder Videotrailer und Plakate beim Coachella) machen den Rundling schon vor dem Erscheinen zu einem der Hypes 2013. Im selben Jahr produzieren Homem-Christo und Bangalter Kanye Wests "Yeezus" mit. Der Dokufilm "Daft Punk Unchained" zeichnet 2015 die Karriere des Duos nach. Ein Jahr später tauchen die Franzosen auf zwei The Weeknd-Songs auf - "Starboy" geht in den USA auf eins - für die beiden Franzosen, die mittlerweile über 12 Millionen Alben weltweit verkauft haben, das erste Mal.

Mit The Weeknd treten Daft Punk 2017 auch bei den Grammys auf - selbst haben sie bereits sechs davon im Schrank: einen für "Alive 2007" und ganze fünf Stück für "Random Access Memories". Ende April 2020 kündigt der italienische Horror-Regisseur Dario Argento in einem Interview an, Homem-Christo und Bangalter würden den Soundtrack zu seinem kommenden Film "Occhiali Neri" beisteuern, das Duo habe ihn selbst darum gebeten. Sollte die weltweite Corona-Pandemie nicht mehr dazwischen funken, könnten die Dreharbeiten im September beginnen. Das Ganze stellte sich dann als Ente heraus, der Film taugt auch nur als Abendfutter, wenn nichts Gescheites läuft.

Viel schlimmer: Im Februar 2021 geben die Franzosen ihre Auflösung bekannt, bzw. posten sie ein kryptisches Video, das ihre Sprecherin als Auflösungsankündigung bestätigt. Gründe werden keine bekannt. Zwei Jahre später, im April 2023, traut sich Thomas Bangalter mit einem Ballett-Klassik-Album namens "Mythologies" aus der Versenkung. Es bleibt das erste maßgebliche Zeichen einer der beiden nach Auflösung der Kombo.

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Live-Comback 2007 Extraterrestrischer Robotrock.

Extraterrestrischer Robotrock., Live-Comback 2007 | © EMI/Daft Arts (Fotograf: ) Extraterrestrischer Robotrock., Live-Comback 2007 | © EMI/Daft Arts (Fotograf: ) Extraterrestrischer Robotrock., Live-Comback 2007 | © EMI/Daft Live Ltd. (Fotograf: ) Extraterrestrischer Robotrock., Live-Comback 2007 | © EMI/Daft Live Ltd. (Fotograf: )

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