laut.de-Kritik

Noch immer die beste Alternative zu Depeche Mode.

Review von

"Relocated" - "umgezogen", der Name ist Programm. Obwohl "Sensor", das Comebackalbum von Camouflage, vor drei Jahren eigentlich nur gute Kritiken einfuhr, sah das damalige Label Universal am Ende seine Kapazitäten doch erschöpft. Zwar gab es Bauzaun-Plakatierung und vereinzelte Fernsehspots, aber die Verkaufszahlen der Platte standen hierzu letztlich wohl in keiner so günstigen Relation.

"Relocated" erscheint nun bei SPV. Der Weg geht also von Berlin nach Hannover, eine Strecke, die immerhin schon unser Ex-Kanzler bravourös meisterte. Und da Camouflage alles andere als den Ruhestand im Visier haben, braucht es den Fans da auch nicht angst und bange sein. "Relocated" setzt den frischen wie mutigen Weg des Vorgängers in weiten Teilen fort, fährt hier und da experimentelle Kanten auf, beinhaltet aber auch wieder eingängige Single-Kandidaten.

Eigentlich alles vorhanden, um in die Charts zu gehen. Komischerweise ist das der ersten, recht druckvollen Single "Motif Sky" noch nicht gelungen. Wobei es gerade die Singles von Camouflage sein dürften, die viele Außenstehende im Glauben bestärken, die Band sei noch immer das 80er Jahre-Überbleibsel, das mal diesen "Love Is A Shield"-Hit hatte und deren Musik somit nur noch Schwarzkittel interessant finden. Dabei etablierten sich Sänger Meyn und die Keyboarder Maile und Kreyssig gerade im Schatten der Charts als ernst zu nehmende, immer auf der Höhe der Zeit agierende Songwriter.

Nachzuhören im düster-elegischen, herrlich reduziert instrumentierten "Real Thing" (gesungen von Kreyssig) oder im hitverdächtigen "Passing By". Beides Songs, die selbst den ewigen Leitbildern Depeche Mode gut zu Gesicht stünden (was bei "Passing By" auch daran liegt, dass deren "It's No Good" soundtechnisch nicht weit weg ist). Bei discotauglichen Nummern wie "We Are Lovers" und "Dreaming" fehlt es mir dagegen ein wenig an Spannung, ein Problem, das ich 2003 schon bei "Me And You" hatte. Für mich sind Camouflage in den ruhigeren Momenten einfach stärker.

Dass sich "The Pleasure Remains" in der BPM-Schlagzahl und der führenden Melodielinie an Depeche Modes "Precious" zu orientieren scheint, ist insofern verzeihlich, als der Song genug Eigenständigkeit und Klasse aufweist, um sogar die eher schwächliche Vorlage zu toppen. Zu den Highlights zählt auch "Confusion", erneut von Kreyssig gesungen, der hier eine verdammt gute Figur abgibt.

Mit "How Do You Feel?" liefert die Band sogar so etwas wie eine Electronic Folk-Ballade ab, Chorgesang inklusive. Wenn zum Abschluss zahllose Glöckchen erklingen, evoziert dies fast schon die Vorstellung eines funkelnden Sternfirmaments. See the stars they're shining bright, everything's alright tonight. Mit Camouflage ist nach wie vor zu rechnen.

Trackliste

  1. 1. Memory
  2. 2. We Are Lovers
  3. 3. Motif Sky
  4. 4. Real Thing
  5. 5. Passing By
  6. 6. Confusion
  7. 7. The Perfect Key
  8. 8. Stream
  9. 9. Dreaming
  10. 10. The Pleasure Remains
  11. 11. Bitter Taste
  12. 12. Something Wrong
  13. 13. Light
  14. 14. How Do You Feel?

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