laut.de-Kritik

Alles, was Musik hassenswert macht.

Review von

Kurz war er da, der Funken Hoffnung. Die Regenbögen leuchteten heller, die Elfen sangen ihr schönstes Lied. Nach Fergies Ausstieg knüpften die Black Eyed Peas mit dem grundsoliden "Masters Of The Sun, Vol. 1" an den Sound ihrer ersten beiden Alben an. Die unzähligen Sünden waren nicht vergessen, aber die Zukunft erschien rosiger. Trug am Ende Fergie die Schuld für die schreckliche Entwicklung der Band? Zwei Jahre später kam "Translation" und beantwortete diese Frage mit einem laut gerülpsten "Nö".

Da "Masters Of The Sun, Vol. 1" überraschenderweise nicht an die Verkäufe anschließen konnte, ging man fünf Schritte zurück und sprang mit vollem Anlauf in den Dung, den man gerade noch hinter sich gelassen hatte. Deutlicher und verzweifelter als auf "Translation" klang ein Ruf nach Aufmerksamkeit und Kohle selten. Dafür mussten die Black Eyed Peas nur ihre Musik und jegliche Form von Stolz verkaufen. Das Interesse der Musikwelt blieb dennoch verhalten, die Zahlen deutlich hinter einst zurück. Doof gelaufen.

Eigentlich hatte man schon gehofft, dass sich es sich damit mit dieser Band erledigt hat. Leider erweisen sie sich als Wiedergänger, die immer dann ihre untoten Arme aus einer düsteren Ecke nach dir strecken, wenn du am wenigsten mit ihnen rechnest.

Nun also "Elevation", diese schlimmstmögliche Mischung aus all dem, das Musik hassenswert macht. Eingespielt von einer Band, die es als ihre Berufung ansieht, für uns auszukundschaften, wie schrecklich Musik werden kann. Erstaunlicherweise geht immer noch schlimmer als beim letzten Mal. Dabei schrecken sie nicht einmal vor dem Einsatz von Scatman John-Samples, Kirmesbeats und Anleihen an 1990er-Techno zurück. All dies in fünfzehn seelenlosen Songs, was sechzehn zu viel sind. Ein Album, dessen Tracks man im Bierkönig als zu niveaulos abweisen würde. Wer es schafft, "Elevation" ohne Pause durchzuhören, verdient die goldene "Layla" am Bande.

Ein Wunder, dass sich auf dieser Gülle, diesem Mist, diesem verfickten Drecksmüll auch noch Features finden. Doch sie versammeln sich auf "Elevation" wie die Schmeißfliegen. Die Schecks müssen wahrlich hoch gewesen sein. Denn auch für David Guetta, Nicole Scherzinger, Daddy Yankee, Nicky Jam, Ozuna und die anderen ist das hier klar unter ihrem üblichen Niveau. Bei Shakira könnte man einwenden, dass sie das Geld ja bald braucht, aber auch das entschuldigt nicht alles.

Auf einzelne Songs eingehen? Ja, bitte schön. "Simply The Best" ist scheiße. "Audios" ist scheiße. "Get Down" ist scheiße. "Dance 4 U" ist scheiße. "Don't You Worry" ist scheiße. "Fire Starter" ist gequollene Scheiße im Quadrat. Gern geschehen. Der beste Track ist "Double D'z", da er am kürzesten ist.

Bevor ich auch noch nur einmal in dieses Klärwerk der Musikgeschichte höre, höre ich lieber alle Culcha Candela-Alben. Gleichzeitig. Rückwärts. Tagelang könnte ich dasitzen und ihnen gebannt lauschen, mit einem strahlend glücklichen Lächeln im Gesicht. Und wenn einer sagt "Wie hältst du das aus?", da antworte ich bloß: "Ich habe 'Elevation' gehört. Danach stehst du alles durch." (Grüße gehen an Neal Page.)

Nicht einmal der Inhalt von Donald Trumps Kopf kann es mit der sinnlosen Leere der Lyrics der einzelnen Lieder aufnehmen. Ich könnte mir fünfzehn Nägel in den Schädel hämmern und hätte mehr Spaß am Leben. Ich habe gelernt, in allem Schlechten auch etwas Gutes zu sehen. Hier finde ich nichts. Am Ende bleibe ich mit einer Frage zurück: Wie kann es eigentlich sein, dass in einer Welt, in der es die Black Eyed Peas gibt, Nickelback immer wieder zur schlimmsten Band des Planeten gewählt werden?

Trackliste

  1. 1. Simply The Best
  2. 2. Muevelo
  3. 3. Audios
  4. 4. Double D'z
  5. 5. Bailar Contigo
  6. 6. Get Down
  7. 7. Dance 4 U
  8. 8. Guarantee
  9. 9. Filipina Queen
  10. 10. Jump
  11. 11. In The Air
  12. 12. Fire Starter
  13. 13. No One Loves Me
  14. 14. Don't You Worry
  15. 15. L.O.V.E.

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