Porträt

laut.de-Biographie

Bebe & Louis Barron

"Wir waren hocherfreut zu hören, dass die Leute uns sagten, dass die Tonarten in 'Forbidden Planet' sie daran erinnern, wie ihre Träume klingen." Bebe und Louis Barron gehörten zu den Pionieren der elektronischen Musik. Mit ihrem Hauptwerk, einem Soundtrack für den in Deutschland als "Alarm im Weltall" bekannten Science-Fiction-Film, verwischten sie die Grenze zwischen Musik und Soundeffekten. "Wenn unsere Schaltungen anfingen, Dinge zu tun, die existierenden Instrumenten auch nur entfernt ähnelten, haben wir sie einfach verworfen", erzählt Bebe Barron später The Score.

Bebe & Louis Barron - Forbidden Planet Aktuelles Album
Bebe & Louis Barron Forbidden Planet
Elektronische Klangwelten zwischen Musik und Soundeffekten.

Im Juni 1925 wird Bebe Barron als Charlotte May Wind in Minneapolis geboren. Sie studiert Musikwissenschaften, absolviert einen Bachelor in Spanisch, einen Master in Politikwissenschaften und verbringt einige Zeit in Mexiko. An der Universität von Minnesota lernt sie den fünf Jahre älteren Louis Barron kennen, der in Chicago Musik studiert hat. 1947 heiraten sie und ziehen gemeinsam ins Greenwich Village an der New Yorker Westside, wo sie sich ein Tonstudio einrichten. Später vergleicht sie die Stimmung unter den sich gegenseitig bestärkenden Künstlern mit dem Paris der 1920er Jahre.

Namhafte Schriftsteller wie Henry Miller, Tennessee Williams und Aldous Huxley besuchen die Barrons, um ihre Werke als eine Art Frühform des Hörbuchs einzulesen. Avantgarde-Komponisten wie John Cage finden bei ihnen eine Studioheimat. Und auch die Barrons selbst betätigen sich musikalisch, obwohl sie ihre Arbeit zunächst gar nicht als Musikproduktion einordnen. Aufbauend auf Gleichungen aus "Kybernetik - Regelung und Nachrichtenübertragung in Lebewesen und Maschine" des MIT-Professors Norbert Wiener baute Louis Barron Schaltkreise, die er manipulierte, um Klänge zu erzeugen.

"Louis war wirklich ein technisches Genie", zeigt sich Bebe Barron noch Jahrzehnte später davon beeindruckt, dass sich ihr Ehemann in einer Zeit vor Samplern und Synthesizern in die Grundlagen der Elektrotechnik einarbeitete. Mit Vakuumröhren, Widerständen, Kondensatoren und Halbleitern stellt er die Schaltungen zusammen, aktiviert und verstärkt sie, nimmt die Klangexperimente auf und manipuliert sie mit Delays oder Echo-Effekten. Bebe Barron kommt die Aufgabe der Komponistin zu. Sie sortiert die Aufnahmen, zerschneidet und verklebt die Magnetbänder in Handarbeit.

So künstlerisch erfüllend die Arbeit in der Avantgarde-Szene auch ausfällt, finanziell bringt sie dem Ehepaar nur wenig ein. Sie wenden sich Hollywood zu, wo mit dem Theremin bereits erste Produktionen mit elektronischen Klängen experimentieren. Nach ersten Arbeiten für die Kurzfilme "Bells Of Atlantis" und "Jazz Of Lights" erhalten sie das Angebot, Soundeffekte für ein Prestigeprojekt von Metro-Goldwyn-Mayer beizusteuern. "Forbidden Planet" sollte dem damals vom Ost-West-Konflikt geprägten Science-Fiction-Film eine progressiv optimistische Note verleihen.

Obwohl sie sich einer Umsiedlung nach Los Angeles verweigern, zeigt sich die Produktionsfirma von den ersten Aufnahmen der Barrons derart angetan, dass sie den ursprünglich vorgesehenen Harry Partch von dem Projekt abzieht und sie den ganzen Film vertonen lässt. "Forbidden Planet" avanciert gleich in mehrfacher Hinsicht zum Meilenstein. Dank vollständig elektronischem Soundtrack setzt er auch musikalische Maßstäbe. Das überschaubare Publikum goutiert ihr Werk, doch die Musikergewerkschaft lässt das Ehepaar als Komponisten aus dem Abspann streichen, womit auch der Oscar unerreichbar bleibt.

1962 ziehen sie doch noch nach Kalifornien, doch die Tür zum Filmgeschäft bleibt versperrt. Neben der ebenso machtvollen wie argwöhnischen American Federation of Musicians kommt noch ein Rechtsstreit mit MGM hinzu. "Wir standen auf zwei Black Lists. Niemand wollte etwas mit uns zu tun haben", erklärt Bebe Barron später rückblickend. Doch auch technisch halten sie nicht Schritt. Mit der modernen Digitaltechnik und den kommerziellen Synthesizern, die ihre analogen Schaltkreise per Knopfdruck imitieren, können sie mit ihrer mühevollen Kleinarbeit nur schwerlich konkurrieren.

Dennoch produzieren sie weiterhin elektronische Musik. Und auch nachdem es 1970 zur Scheidung kommt und Bebe Barron fünf Jahre später erneut heiratet, bleiben sie künstlerisch verbunden. Später gehört sie zu den Gründungsmitgliedern der gemeinnützigen Organisation SEAMUS, die sich der Förderung elektronischer Musik verschreibt. Im November 1989 verstirbt Louis Barron im Alter von 69 Jahren. Ein letztes Projekt entsteht 2000 auf Einladung der Universität von Kalifornien, Santa Barbara unter dem Titel "Mixed Emotions", bevor auch Bebe im Sommer 2008 in Los Angeles stirbt.

Das Werk von Bebe und Louis Barron mag überschaubar geblieben sein, ihr Einfluss als Pioniere der elektronischen Musik fällt enorm aus. 1998 setzt das Musikmagazin The Wire "Forbidden Planet" auf ihrer Liste der "100 Records that set the World on Fore (While no one was listening)". "Ich empfehle jedem - ob Musiker oder nur gelegentlichem Musikhörer oder jemandem, der sich für Filme interessiert - diesen Film anzusehen", gab auch Edelfan John Carpenter 2019 gegenüber der Red Bull Music Academy zu Protokoll, "Die Musik entführt sie in eine andere Galaxie, einen anderen Planeten, eine andere Zeit."

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