laut.de-Kritik

Soul, Pop und Rock in intimer Atmosphäre.

Review von

Als äußerlich sichtbares Zeichen ihrer persönlichen und künstlerischen Reifung will Anastacia künftig auf die rosarote Brille verzichten, die für sie nicht nur Image-Accessoire, sondern Lebenseinstellung war/ist. "Kunst ist am besten, wenn Leid mit im Spiel ist" behauptet sie selbstbewusst und verweist auf große Schriftsteller, Dichter und Musiker, die ihre besten Werke unter seelischen Druck geschaffen haben. Aus Anastacias Mund drücken solche Aussagen nicht auf die Tränendrüse, und sie wollen auch keine mitleidige Empathie wecken. Im Gegenteil! Die als sympathisch, ehrlich, laut und fröhlich beschriebene Anastacia begreift ihr Schicksal als Chance.

Zur Erinnerung: Vor vier Jahren veröffentlicht Anastacia ihr Debütalbum "Not That Kind". Die zierliche Weiße mit der Stimme einer Big Black Mama entert im Sturm die Charts und singt sich in die Herzen und Beine der westlichen Welt. "Freak Of Nature" bestätigt zwei Jahre später ihren Ausnahmestatus. Sie platziert ihren Power-Soul in 10 Millionen Haushalten und sammelt eine Unmenge an Preisen, bevor im Januar 2003 eine schreckliche Nachricht die Musikwelt erschüttert: Anastacia bestätigt, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist.

Dank einer frühzeitigen Erkennung besiegt sie ihre Krankheit in der Rekordzeit von sechs Monaten. Von stoischer Lebensbejahung beseelt, weiß sie über diese Zeit zu berichten: "Ich konnte nicht sprechen, nicht denken und litt viele Qualen. Es war wirklich hart! Dennoch sehe ich immer die positiven Seiten. Ich muss das Leben einfach durch eine rosarote Brille sehen, auch wenn mein Blick in den vergangenen Monaten empfindlich getrübt wurde".

Im September 2003 spielt sie im Studio zusammen mit Glen Ballard (Alanis Morissette), Dallas Austin (TLC, Pink, Boyz II Men, Madonna) und Dave Stewart die ersten Songs für ihr neues Album ein. Ihre Erfahrungen verarbeitet sie in sehr persönlichen und nach innen gekehrten Texten, die eine intime Atmosphäre erlauben.

Im Kontrast zu dieser introvertierten Ernsthaftigkeit steht die kraftvoll nach außen gerichtete musikalische Orientierung. "Ich wollte eine Platte machen, die rockiger klingt, und das hat ziemlich gut funktioniert" gibt sie gut gelaunt zu. Die restlichen Zutaten sind von ihren Vorgängeralben bestens bekannt: Soul und Pop, ein goldenes Händchen für hammergeile Melodien, griffige Kompositionen und natürlich ihre Stimme mit einem Wiedererkennungswert von sagenhaften 100.

Für ihren Stilmix beklebt Anastacia gar eine Genre-Schublade mit einem neuen Namensschildchen. Nach eigener Aussage befindet sich auf ihrem selbstbetitelten dritten Album "Sprock"-Musik - eine amüsante Wortschöpfung aus Soul, Pop und Rock.

Obwohl sie im erdbetonten Umfeld aus verzerrten Gitarren und soliden Grooves die Kraft ihres voluminösen Organs nicht versteckt, versucht sie den Wagemut ihrer Stimme im Zaum zu halten. "Als ich mir meine alte Songs anhörte, bekam ich den Eindruck, dass ich es manchmal etwas übertrieben hatte mit der Power". Oversinging nennt sie das!

Anastacia ist sich der Veränderungen wohl bewusst und gespannt, wie die Fans auf das Album reagieren werden. "Es ist so, als ob man jemandem sein dunkelstes Geheimnis zeigt und hofft, dass man geliebt und verstanden wird. Wenn die Fans mich immer noch mögen, dann weiß ich, das alles okay ist".

Trackliste

  1. 1. Seasons Change
  2. 2. Left Outside Alone
  3. 3. Time
  4. 4. Sick And Tired
  5. 5. Heavy On My Heart
  6. 6. I Do (feat. Sonny Of P.O.D.)
  7. 7. Welcome To My Truth
  8. 8. Pretty Little Dum Dum
  9. 9. Sexy Single
  10. 10. Rearview
  11. 11. Where Do I Belong
  12. 12. Maybe Today

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