laut.de-Kritik

Barman lässt die Kunst mal beiseite.

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Da sind sie also wieder. Nach ihrem hochgelobten Kunstgebilde "The Ideal Crash" von 1999 melden sich die Alternative-Rocker dEUS mit einem etwas anderen Meisterwerk zurück. Damit hat nach 2004 wohl niemand mehr gerechnet. Wurde die damalige Tour doch nach wenigen Konzerten abgebrochen - das belgische Ensemble drohte erneut, sich aufzulösen. Zunächst wusste niemand so recht, wer an der neuen Platte nun mitarbeitet.

Nun hat Bandgründer Tom Barman ein echtes belgisches Staraufgebot um sich herum versammelt. Mit Stéphane Misseghers am Schlagzeug (Ex-Soulwax) und der belgischen Legende Mauro Pawlowski (Evil Superstars) als festem Gitarristen. Darüber hinaus verleiht Barmans Ex-Mitbewohner und Zita Swoon-Mitglied Stef Camil Karlens mit seiner Stimme einigen Songparts den letzten Pfiff.

"Pocket Revolution" wird es schwer haben, an den Erfolg von vor sechs Jahren anzuknüpfen. Vor allem wird garantiert der olle Fan daher kommen und sagen, "Oh, damals war doch alles besser. Wo ist die belgische Avantgarde und wo der schräge Geigentrash eines Klaas Janzoons?" Tja, weg sind sie, aber dafür sind dEUS wieder am Start, und für neue Experimente sollte man doch immer offen sein, oder? Auch bei seiner Lieblingsband. Dies dachte sich vielleicht auch Tim Barman und ließ die Kunst mal beiseite. Widmete sich lieber mehr dem Bluesgewand. Hörte von morgens bis abends Dylan und Konsorten. Der abrupte Stilmix, die Kunst des unerwartenden Stimmungswechsels ist geblieben, die Songstruktur sorgt für einen angenehm rockenden Wiedererkennungseffekt. Die variable Stimme Barmans verführt das sensible Gehör wie eh und je, haftet noch länger als "7 Days. 7 Weeks". Neben den ruhigen Phasen baut er seine Vocals gerne in abgehackten, teils flüsternden Sprechgesängen oder aber in moschusharten Rockerposen auf.

Ein abwechslungsreiches Hoch und Tief erwartet den Zuhörer auf "Pocket Revolution". Die ansteigende Euphorie, bei der man die Glückshormone förmlich sprießen hört, beginnt schon mit dem Opener "Bad Timing". Knarzende Synthies, schwungvolles Bassgetöse, Samples bis zur finalen Gitarren-Hysterie. Zwischendurch fällt die ekstatische Stimmung aber auch gerne mal auf den Tiefpunkt. "Include Me Out" ist eine der melancholischen Liebesklagen, die sich für immer unter die Haut pressen und die herbstlichen Regentropfen am Fenster sichtbar machen. Ganz nach ihrem Motto No More Loud Music, der Abschiedscompilation von 2001.

Die Revolution beginnt mit dem Song "Pocket Revolution". Nach harmonischer Einführung schwören dEUS auf einen Chor, der den Gospel-Rock in den Vordergrund rückt. Wunderbar wie die Antwerpener von einem Stück ins nächste mutieren und "Nightshopping" als "Highway To-Hell"-Rocker-Hymne ins variantenreiche Programm setzen. Die hypnotische Laut-Leise-Reglung kommt zum Höhepunkt ("Sun Ra"), um mit weiteren Orchester-Orgasmen und einem taktvollen Groove-Finale "Nothing Really Ends" einzuläuten.

Nicht nur in den 90ern hat diese belgische Rockmusik Akzente gesetzt. Auch im neuen Jahrtausend werden dEUS weiterhin junge Bands inspirieren und sie mit ihrem chaotischen Soundmix aus Rock und Folk positiv versauen.

Trackliste

  1. 1. Bad Timing
  2. 2. 7 Days. 7 Weeks
  3. 3. Start Stop Nature
  4. 4. If You Don't Get What You Want
  5. 5. What We Talk About
  6. 6. Include Me Out
  7. 7. Pocket Revolution
  8. 8. Nightshopping
  9. 9. Cold Sun Of Circumstance
  10. 10. The Real Sugar
  11. 11. Sun Ra
  12. 12. Nothing really ends

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