Die weltweit erfolgreichste legale Musikdownload-Plattform iTunes Music Store startete gestern auch in Deutschland. Nach Angaben Apples stehen weit über eine halbe Million Songs für je 99 Cent zum Download bereit - und schon gibt es erste Beschwerden.

London (aw) - Lange ließ der amerikanische Computerriese Apple die europäische Kundschaft warten. Nach dem US-Start im April 2003 stehen jetzt auch in Deutschland, Großbritannien und Frankreich die Ports der Downloadplattform iTunes Music Store für MP3-Fans offen. Seit gestern hat jeder Internetnutzer die Möglichkeit mit Hilfe der kostenlosen Software direkt auf ein Repertoire aus angeblich über 700.000 Musiktiteln zuzugreifen. Im Gegensatz zu den vielen bisherigen Anbietern setzt Apple auf Kräftebündelung: Alle fünf Majors und wenige Independent-Labels stellen einen Teil ihres Angebots unter dem iTunes-Banner online.

So kam es in Großbritannien und Frankreich mit wichtigen Indies wegen "unakzeptabler Vertragsbedingungen" bisher zu keiner Einigung, meldet der britische Guardian. Beispielsweise würden die Majors laut Beggars Banquet-Chef Simon Wheeler viel besser bezahlt. Bands wie The Tindersticks, aber auch Franz Ferdinand, Basement Jaxx oder The Whites Stripes findet man deshalb nicht im Angebot.

Kosten soll der Erwerb eines Musiktitels 99 Cent, ein komplettes Album schlägt mit 9,99 Euro zu Buche. Ein Preis auf amerikanischem Niveau, der allerdings lange auf Messers Schneide stand. Apple-Firmenchef Steve Jobs gelang es am Ende Musikindustrie und Verwertungsgesellschaften von der Wirksamkeit seiner Preisoffensive zu überzeugen.

Four Music, das Label der Hip Hopper Die Fantastischen Vier, äußerte schon kurz nach dem Start Kritik am Prozedere und distanzierte sich von "Art, Weise und Umfang" des Repertoires, meldet die Musikwoche. Die Zusammenstellung der Songs sei unvollständig und willkürlich. Zudem würden in den wenigsten Fällen komplette Alben angeboten und der Endkunde müsse für Intros oder Interludes sogar den vollen Einzeltitelpreis bezahlen.

Doch welche Rechte erwirbt der iTunes-User eigentlich an der Kasse des virtuellen Musicstores? Die Titel dürfen zwar flexibel genutzt werden, trotzdem gibt es Einschränkungen: Ein Song darf maximal auf fünf Computern gespeichert, dafür beliebig oft auf CDs gebrannt und auf iPods überspielt werden. Die hinderlichste digitale Fußfessel stellt allerdings das Format dar, in dem das kostbare Audiomaterial auf der heimischen Festplatte landet. Im Gegensatz zum qualitativ mittelmäßigen, dafür flächendeckend verbreiteten MP3-Format macht das hauseigene AAC-Komprimierungsverfahren den User von Apple abhängig. Der einzige mobile Player, der momentan das Abspielen von iTunes-Dateien unterstützt, ist der iPod des Konzerns mit dem Apfel als Logo.

Die Monopolisierung beginnt jedoch bereits am Rechner, wenn gängige Abspielsoftware ihren Dienst quittiert und den iTunes-Player erforderlich macht. Apple zufolge hat das virtuelle Musicstore trotz bislang 85 Millionen verkaufter Songs keinen Gewinn abgeworfen. Der Verkauf von iPod-Playern ist in den vergangenen zwölf Monaten dagegen exponentiell angestiegen und bescherte dem Unternehmen Rekordumsätze. Weitere Produkte die ein Abspielen von iTunes-Songs im Auto und mit der heimischen HiFi-Anlage möglich machen sollen, sind derzeit in Arbeit.

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