Ein Einbrecher am Bass und ein Mörder am Mikrofon: Die Häftlinge des Zomba-Gefängnisses liefern mit "I Have No Everything Here" ein preisverdächtiges Album ab.

Malawi (kol) - 1969 erhielt Johnny Cash einen Grammy für die "Best Male Country Performance" in dem Song "Folsom Prison Blues". Die Country-Ikone spielte das Stück live vor den Häftlingen der kalifornischen Haftanstalt in Folsom. Bei der diesjährigen Preisverleihung haben nun Künstler auf der anderen Seite der schwedischen Gardinen die Chance, mit dem angesehenen Musikpreis ausgezeichnet zu werden.

Das Zomba Prison Project setzt sich aus Insassen des Hochsicherheitsgefängnisses in Malawi zusammen. Der Einbrecher Stefano Nyerenda spielt Bass, dazu singt der verurteilte Mörder Elias Chimenya in der Sprache der Chewa. Das Album "I Have No Everything Here" wurde für den Grammy in der Kategorie Weltmusik nominiert.

Der US-amerikanische Musikproduzent Ian Brennan entdeckte das Talent der inhaftierten Musiker im Jahr 2013. Mit den Sträflingen und Gefängniswärtern nahm er über sechs Stunden Musik auf, von denen 20 Songs von 16 Künstlern auf dem für den Grammy nominierten Album landeten. In den Songs verarbeiten die Straftäter ihre kriminelle Vergangenheit. In "Jealous Neighbour" setzt sich Elias Chimenya mit dem Mord auseinander, für den er eine lebenslange Haftstrafe absitzen muss.

Die Musik helfe ihm dabei, sich zu entspannen und seine Situation zu akzeptieren, erzählt Chimenya im Interview. Ein ganzes Leben im Gefängnis könne er sich nicht vorstellen. Er möchte frühzeitig entlassen werden und eine Karriere als Musiker einschlagen. Falls das Zomba Prison Project den Grammy gewinnt, können die Häftlinge den Preis leider nicht persönlich in Los Angeles entgegennehmen.

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