Nicht nur VIVA Zwei-Fans sind genervt vom neuen Sender, auch Stefan Raab und sogar das Managermagazin machen sich über das jüngste Kind Dieter Gornys lustig.

Köln (vbu) - "Hallo Viva-Plus-Community, ich bin euer Host für Cologne."

Aha. Mein Host sitzt also in Cologne. Wieso meiner? Und wieso Cologne? Oder liegt das jetzt nicht mehr in Deutschland?

Es ist doch zum Mäusemelken: Da gibt es endlich einen vernünftigen Musiksender in Deutschland, der auch mal Musik jenseits des 3-Minuten-Chartskompatiblen spielt, und dann kommt ein laut herum posaunender Herr Gorny mit Sätzen wie "Je mehr Grimmepreise VIVA Zwei gewinnt, desto niedriger werden die Einschaltquoten".

Es ist wie es ist: In der freien Wirtschaft zählt nun mal nur der Unterschied zwischen roten und schwarzen Zahlen und auf Grund der niedrigen Einnahmen von VIVA Zwei ist es den Geldzählern der VIVA Media AG wohl zu bunt geworden. Schon im Frühjahr 2001 hat man das Ende des außergewöhnlichen Senders angekündigt. Man hat Partner für ein neues Konzept gefunden und seit Montag, 13 Uhr ist der neue Kanal auf Sendung und im Netz zu begutachten. Dort erntet er alles andere als Lorbeeren. Interaktiv wie sonst nix sollte er werden ... Und dann funktionierte beim Start die Hälfte der Links auf der Site nicht. Immer wieder Fehlermeldungen.

Dann der erste Live-Stream oder wahlweise die ersten TV-Bilder: "seichte Kotzpopmusik", peinliche Moderatoren, die statt Informationen nur uninteressanten Blödsinn über ihre momentane Situation erzählen ("ich liege hier auf der Erde und das in meinem Gesicht ist kein Käfer sondern ein Mikro"!). So sieht also Information, Interaktivität und Internationalität anno 2002 aus.

"So jung, crazy und gut drauf, dass sie eher den Disney Club moderieren könnten", kommentieren die Zuschauer. Die Moderatoren müssten sich halt noch entwickeln, man hätte ja auch für den Aufbau des Senders nur drei Monate Zeit gehabt, wehrt sich Geschäftsführer Dominik Kaiser. Das Ziel, noch vor MTV der zweitgrößte Sender in Deutschland zu werden, erreiche man eben nicht mit schrägen Alternativprogrammen, sondern mit der "wenig nischenträchtigen Mischung aus massenkompatiblen Stars" unterstützt ihn der Ober-Gorny.

Chartstauglichkeit ... da stehen Vermutungen nahe, dass VIVA Plus von den Geschäftspartnern AOL Time Warner, Vivendi Universal und der EMI Group als indirekter Werbekanal genutzt wird. Die anfangs überdimensionalen "Scrawler" (wehe, jemand sagt noch mal Laufband!) namen angeblich nur wegen technischer Probleme den Großteil des Bildschirms ein. Im Moment ist auf diesen erst wenig Inhalt bzw. wirkliche Information zu lesen. Doch das Programm soll laufend optimiert werden, ab April wird es neue Shows geben.

Nachdem VIVA Zwei Fans eher ungelenke Demos im Mediapark in Köln organisiert haben, hat der Sender auch schon den Spott Stefan Raabs auf sich gezogen: Er verlieh dem VIVA-Baby die Rote Laterne: "VIVA Plus ist noch peinlicher als Neun Live".

Tschüss Kompetenz, tschüss Experiment, Schluss mit Außergewöhnlichem. Wir befinden uns anscheinend in dem Jahrzehnt, in welchem das Fernsehen versucht, die deutsche Leitkultur mit Glattschliff und inhaltslosem Gequatsche zu retten. Und wem das nicht passt, der begebe sich auf dem schnellsten Weg zur VIVA Zwei Resistance. Oder er schaue weiter resigniert eine Mischung aus GIGA, Neun Live, Home Shopping Kanal und einem bissel VIVA.

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Um 13 Uhr ist es so weit. Der wohl alternativste Musiksender wird zum angeblichen "CNN des Musikfernsehens".

Viva Plus CNN des Musikfernsehens

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