Mithilfe eines Albums voller Stille finanzierte sich die Band Vulfpeck eine Tour. Nun hat Spotify genug und verbannt "Sleepify" aus der Datenbank.

Los Angeles (mab) - Spotify unterbricht die Ruhe, die die deutsch-amerikanische Funk-Band Vulfpeck seit Anfang März im Streamingportal ausstrahlte. Mit "Sleepify" tricksten die Musiker dessen System aus: auf ihrem vierten Album befinden sich zehn Tracks von jeweils einer halben Minute Länge – und kein einziger Ton erklingt. Findige Namen dachten sich die Burschen für ihre Lieder auch aus. Die Titelliste beginnt mit "Z" und endet mit "Zzzzzzzzzz". Was dazwischen liegt, könnt ihr euch wahrscheinlich denken.

Doch wie verdient man mit fünf Minuten Stille Geld? Ganz einfach: man bittet seine Fans, das Album nachts in Dauerschleife laufen zu lassen. "Mach deinen Schlaf produktiv!", lautet das Motto von "Sleepify". Pro abgespieltem Song zahlt Spotify ungefähr einen halben Cent an die Urheber. Pro Nacht verdienen sie also rund vier Dollar, rechnen Vulfpeck in einem YouTube-Video vor. Die Rechnung ging auf. Bis Ende April beliefen sich die Spotify-Einnahmen für "Sleepify" auf knapp 18.000 Dollar.

Anfänglich stand Spotify diesem Geschäftsmodell noch recht gelassen gegenüber. "Das ist eine clevere Aktion, aber wir mögen Vulfpecks frühere Alben lieber", nahm es Sprecher Graham Jones mit Humor. "'Sleepify' erinnert doch sehr an John Cage." Jetzt wurde dem Streaming-Riesen der Wirbel um "Sleepify" wohl schlussendlich doch zu heftig. Spotify bat die Vulfpeck, das Album zu löschen.

Die Band kam der Aufforderung nach, schob aber gleich das Ersatzalbum "Official Statement" hinterher. Dieses umfasst drei Tracks und beginnt mit "#hurt", worin die Band den Sachverhalt erklärt: "Die Quintessenz ist, dass sie glauben, 'Sleepify' verstoße gegen ihre Richtlinien. Obwohl sie es lustig und schlau fanden, baten sie mich, das Album zu löschen." Im Anschluss folgen – wie könnte es anders sein – 30 Sekunden Stille, um die Geschehnisse in "#reflect" zu verarbeiten, bevor in "Parted Sea (Strong Pesach)" tatsächlich noch Musik erklingt.

Vorbild: John Cage - "4'33"

Um einen Eindruck vom inzwischen leider gesperrten "Sleepify" zu bekommen, eignet sich John Cages "4'33" recht gut. Warum "Sleepify" gegen ihre Richtlinien verstößt, John Cage aber nicht, konnte Spotify bislang übrigens nicht zufriedenstellend erklären.

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