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Platz 13: Songs of Innocence (2014)

Konnten Chris Martins Coldplay U2 den Rang ablaufen, weil aus Dublin City keine Hymnen mehr kamen? Möglich. Aber 2014 sprach sowieso keiner über U2s Songs. Sondern über den Promo-Move, ein komplettes Album gratis aber auch ungefragt einer halben Milliarde iTunes-Nutzern in die Bibliothek zu pressen. Wen es stört, befand Bono, habe halt "das Blut, den Schweiß und die Tränen von ein paar irischen Typen im Spam-Ordner." Doch so einfach war es nicht. Die Fremdbestimmung über den eigenen Speicherplatz führte zu Aufständen unter iPhone-Nutzer*innen und zwingt Apple letztlich dazu, eine Anleitung zum Löschen des Albums zu veröffentlichen. Sogar Bono-Freund Herbert Grönemeyer fühlte sich genötigt, die Respektlosigkeit gegenüber hart arbeitenden Kollegen anzuprangern. Die Aktion würde der Entwertung von Musik Flügel verleihen.

Sprach Apple-Chef Tim Cook zunächst noch vom größten Album-Release aller Zeiten, ruderte er schon bald kleinlaut zurück. Selbst Bono gestand, dass er niemals in den Verdacht von Playlist-Übergriffigkeit kommen wollte. Doch bei einer reichweitentechnisch im Live Aid-Dunstkreis spielenden Werbeaktion (1,5 Milliarden TV-Zuschauer 1985) und fürstlichem Honorar (Apple zahlte angeblich 100 Millionen US-Dollar) kann man schon mal schwach werden. Zumal das fünf Jahre zuvor veröffentlichte Album "No Line On The Horizon" ein kommerzieller Flop war, was U2 bekanntlich immer besonders hart trifft. Dennoch zählt "Songs Of Innocence" mit 26 Millionen gedownloadeten Exemplaren zu den 40 erfolgreichsten Alben aller Zeiten.

Achso, die Musik. Touches no new ground. Natürlich nicht. Produzent Danger Mouse ist diesmal dabei, One Republic-Sänger Ryan Tedder und noch ein paar andere. Sie beißen sich am größtenteils lahmen Material die Zähne aus. Tedder verrät in einem Interview, dass es bei U2 völlig normal sei, 70 Versionen eines Songs anzufertigen. Spoiler: Viel gebracht hat's nicht. Nicht nur Hymnen fehlen, selbst ein "Beautiful Day" schütteln sie nicht mehr aus dem Handgelenk. "The Miracle (Of Joey Ramone)", was musikalisch natürlich nichts mit dem Ramones-Sänger gemein hat, eröffnet das Album handzahm, "Every Breaking Wave" klingt mehr nach Coldplay, die wie U2 klingen wollen.

Einzige Lichtblicke sind dank des Refrains "California (There Is No End To Love)" mit der bonoesken Zeile "There is no end to love", das an die Straße seiner Kindheit gerichtete "Cedarwood Road" und die sublime Elektroballade "Sleep Like A Baby Tonight", bei der seine Stimme an einer Stelle wie einst in "Lemon" absurd hohe Ebenen erreicht. Nach der Joey-Hommage soll sich "This Is Where You Can Reach Me Now" auch noch vor The Clash verneigen, Joe Strummer musste es zum Glück nicht mehr hören.

Anspieltipps:

"California (There Is No End To Love)", "Cedarwood Road", "Sleep Like A Baby Tonight"

Besser weiträumig umfahren:

"The Miracle (Of Joey Ramone)", "Every Breaking Wave", "Iris (Hold Me Close)", "Raised By Wolves", "This Is Where You Can Reach Me Now"

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