Wegen schwerer Bedenken der EU-Kommission haben die Musikkonzerne EMI und Time Warner die Anmeldung ihres Fusionsvorhabens zurückgezogen. Brüssel will aber im Gegenzug die Übernahme von Warner durch AOL genehmigen.

Brüssel (ebi) - Der britische Musikkonzern EMI und der amerikanische Medienkonzern Time Warner haben am Mittwoch ihren Fusionsplan vorerst aufgegeben, um einem Verbot zuvor zukommen. Beide Firmen wollen nun über andere Formen der Zusammenarbeit sprechen und ihre Pläne gründlich überdenken.

Nachdem das Vorhaben im Januar bekannt wurde, hatte Brüssel am 14. Juni das Prüfungsverfahren eingeleitet. Die Bedenken richteten sich vor allem gegen eine marktbeherrschende Stellung des neuen Giganten in den Bereichen des Online-Musikvertriebs und des Urheberrechts. Nach der geplanten Fusion hätten mit Warner/EMI, BMG, Sony und Universal nur noch vier Multis fast 80% des europäischen Marktes kontrolliert. 1999 hatten sich bereits Universal und Polygram zusammen geschlossen.

In den vergangenen Wochen planten beide Majors die Fusion durch verschiedene Zugeständnisse an EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti zu retten. So wollte sich EMI offenbar von Virgin Records und anderen Unterlabels in Frankreich, Spanien, Griechenland und Dänemark trennen, um die Marktanteile zu reduzieren. Time Warner wollte den Musikverlag Chapell abstoßen.

Wie die SZ berichtet, macht Brüssel nun im Gegenzug den Weg für den Zusammenschluss von AOL und Warner zum weltgrößten Medienkonzern frei. Die geplante Fusion von EMI und Time Warner, die mit 45 Milliarden Mark bewertet wurde, war in diese Großfusion eingebunden, aber rechtlich getrennt geprüft worden. AOL-Vorstandschef Steve Case hat der EU-Kommission offenbar Konzessionen hinsichtlich der wirtschaftlichen Transparenz des Unternehmens gemacht.

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