Bei einem Arte-Konzert stellt Morrissey sein neues Album "Low In High School" vor und hofft auf einen Chartseinstieg.

Berlin (jas) - Tosender Applaus. Lauter glückliche Gesichter und dann kommt er auf die Bühne im Berliner Schwuz: "It's a grey cloud over Berlin ... it is me". Mit diesem Satz begrüßt Morrissey die Zuschauer, die es gestern in die heiligen Hallen zur ARTE-Aufzeichnung "Berlin Live" geschafft haben.

Und dann geht es auch schon mit dem Motzi-Klassiker "Alma Matters" (1997) los. Die Fans in den ersten Reihen sind natürlich textsicher und auch bei den neuen Songs des kommenden Albums "Low In High School" (17. November) hat man den Eindruck, sie singen bereits alle Zeilen mit. Bei der bisher einzigen neuen Single "Spent The Day In Bed" ist das auch gar nicht so schwer.

Den Song kündigte er vor einigen Wochen ausgerechnet auf Twitter an. Ja, der Nostalgie-Verfechter ist 2017 auch in sozialen Netzwerken unterwegs. Und mit seinen jüngeren Aussagen machte er sich nicht nur Freunde. Aber an diesem Abend war das kein Thema und alle singen mit: "Stop watching the news / Because the news contrives to frighten you / To make you feel small and alone / To make you feel that your mind isn't your own."

Besucherin schreit "Fuck AfD!"

Gegen TV-Aufzeichnungen scheint Morrissey nichts zu haben. Er ist gut drauf und wie immer smart im Anzug gekleidet und Button. Seine Band hat er alle in "Return of the Black Panthers"-Shirts gesteckt. Bei "Speedway" von "Vauxhall And I" übergibt er das Mikro an seinen Keyboarder Gustavo Manzur und bearbeitet im Hintergrund den Schellenkranz. Später dürfen ihn die vorderen Reihen bei "Throwing My Arms Around Paris" ("Years Of Refusal") sogar berühren. Als er das Mikro zwischen zwei Songs mal ins Publikum hält, nutzt ein weiblicher Fan die Möglichkeit und brüllt "Fuck AfD, fuck German nazis", wohl in Anspielung auf Morrisseys jüngere Aussagen. Der Sänger reagiert cool: "Anybody else?"

Ansonsten weist er natürlich auf die Veröffentlichung von "Low In High School" hin und fügt ironisch an, dass er sich sehr über eine Chartsplatzierung freuen würde: "Platz 81 wäre toll, 82 auch". Fans wissen, dass er sich einerseits seit Jahren über Chartsnotierungen lustig macht, aber dennoch vor Freude platzt, wenn ihm ein Erfolg gelingt (zuletzt landete "Years Of Refusal" in Deutschland auf Platz 4).

Fleisch- und Pflanzenfresser glücklich vereint

Morrisseys Song-Repertoire ist reichhaltig. Allein elf Soloalben hat der Sänger bereits herausgebracht. An diesem Abend präsentiert er eine vielfältige Mischung. Vom bislang letzten Album "World Peace Is None Of Your Business" sind der Titeltrack, "The Bullfighter Dies" und "Istanbul" dabei.

Ein Highlight ist natürlich die Smiths-Hymne "Meat Is Murder", die passt einfach immer. Da grölen Fleisch- und Pflanzenfresser gemeinsam. Aber auch die neuen Songs "I Wish You Lonely" und "When You Open Your Legs" werden höflich bejubelt. Ein bisschen Weihnachtsstimmung kommt bei "Home Is A Question Mark" auf, dank Kling-Glöckchen-Percussions.

Auf der Aftershow-Party im Posh Teckel in Neukölln wurde dann die ganze Nacht noch fröhlich weiter gesungen und getanzt. Da sah man dann auch einige Konzertbesucher aus der ersten Reihe wieder. Hier gehts direkt zur Show auf arte.tv.

Setlist:

  1. Alma Matters
  2. I Wish You Lonely
  3. Speedway
  4. I'm Throwing My Arms Around Paris
  5. Istanbul
  6. Spent The Day In Bed
  7. Home Is A Question Mark
  8. My Love, I'd Do Anything For You
  9. World Peace Is None Of Your Business
  10. The Bullfighter Dies
  11. All The Young People Must Fall in Love
  12. When You Open Your Legs
  13. Meat Is Murder
  14. Back On The Chain Gang

Fotos

Morrissey

Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Morrissey,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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