Nach einer Analyse des Marktforschungsunternehmens Webnoize sind im August über die neuen Internetbörsen mehr Audiofiles getauscht worden, als jemals bei Napster. Für den Boom der illegalen Downloads und des CD-Brennens macht Tim Renner, Chef von Universal Music die schlechte Qualität der Musik mitverantwortlich.
Washington (kh) - Im August wurden über die vier größten neuen Musiktauschbörsen mehr MP3-Files verschickt, als es im letzten Monat des filterfreien Napsters der Fall war. Das Marktforschungsinstitut Webnoize ermittelte, dass die Internetnutzer 3,05 Milliarden Musikdateien im vorherigen Monat tauschten. Die vier beliebtesten Tauschbörsen erzielten gemeinsam dieses Volumen. Am größten ist FastTrack mit 970 Millionen getauschter Dateien, das über die Anwendungen Morpheus, Kazaa oder Grokster genutzt werden kann. Danach folgen Audiogalaxy (910 Millionen), iMesh (640 Millionen) und Gnutella (530 Millionen).
Matt Bailey von Webnoize sagte, dass das Angebot von Musik im Internet größer sei als jemals zuvor, obwohl die Musikindustrie mit großen juristischen Anstrengungen gegen Napster vorgegangen sei. Die neuen Anbieter von Tauschplattformen seien noch schwieriger zu bekämpfen als ihr Vorgänger. Dies liegt meist an der dezentralen Struktur der Anbieter. Selbst wenn das Morpheus-Portal stillgelegt würde, könnten die Nutzer weiter Dateien mittels FastTrack austauschen, so MusicCity Networks Chef Steve Griffin. Eine andere Taktik ist das Verlegen der Server ins Ausland, um den Zugriff der amerikanischen Justiz zu erschweren. So ist Kazaa in den Niederlanden beheimatet und Grokster hat sich die Karibikinsel Nevis ausgesucht. Es werde ein sehr langwieriger Prozess, diese Tauschbörsen zu schließen, außerdem seien bis dahin schon wieder neue Anbieter entstanden, so die Prophezeiung von Bailey.
Angesichts dieser Prognose scheint die Strategie der Musikindustrie, juristisch gegen die illegalen Internet-Börsen vorzugehen und Kopierschutzsysteme für CDs zu installieren, nicht erfolgversprechend zu sein. Diese Ansicht vertritt auch Tim Renner von Universal Music Deutschland. Für ihn ist der Umsatzrückgang der Plattenindustrie kein rein technisches Problem. Auf der Konferenz BerlinBeta sagte er, dass die Musik zur Wegwerfware verkommen sei. Das liege auch am Qualitätsverlust in der Musikindustrie und der "Powerplay"-Radios. Als neue Zielgruppe sollte man die über 25-Jährigen ins Auge fassen. Ihnen wäre es zu mühsam Kopierschutzsysteme zu knacken. Im Gegensatz zu der älteren Konsumentengruppe hätten die Jugendlichen wenig Geld und viel Zeit und würden daher alles daran setzten, die Schutzmaßnahmen zu umgehen.
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