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Platz 10: "Luxus", 1990

"Luxus" wird oft als eine von Grönemeyers künstlerisch schwächsten Platten beschrieben, der Sänger selbst merkt ihr "einen Hauch von Arroganz" an – und das auch noch bei einem Release zwei Wochen vor der deutschen Wiedervereinigung. Trotz, wegen oder gänzlich unabhängig von Arroganz und "Zwangsheirat" (Herberts O-Ton zur Wiedervereinigung) ist "Luxus" an sich ein spannendes Kleinod: Denn es klingt nach jeder Menge Spaß. Der Opener "Hartgeld" zeigt den so erschreckend authentischen Rock-Grönemeyer der Güteklasse "Vollmond", wie er auf der vorläufigen Höhe seines Erfolgs jede Form von Biederkeit einfach weggrölt – und wir reden hier immerhin von 700.000 BRD-Vorbestellungen.

"Luxus ist das, was uns zusammenhält" – und zudem ist es mit am besten gealtert: Die Gitarren dominieren, hier und da regieren noch E-Drums, das Piano findet seinen genauen Platz im Mix – und trotzdem gehts auf vielen Songs immer straight nach vorne. "Freunde", "Luxus" und auch "Deine Liebe klebt" schaffen es auch ohne langlebige Melodien, Hör- (und Spiel-) Spaß zu transportieren. Wo erst noch Wiedervereinigungszweifel artikuliert werden, ist "Marie" eine Ode an Grönemeyers Tochter, während "Video" wiederum auf zynische Art und Weise die Objektifizierung von Frauen im Rock'n'Roll- (Video-) Business geißelt.

"Gehetzt wird jeder / Der dem Rausch im Wege steht." Am Ende bleibt "Luxus" die Dekonstruktion purer Selbstgefälligkeit – ob nun eher die der Bundesrepublik oder jener von Grönemeyers eigenem Erfolgsbewusstsein, das vermag man mehr als 30 Jahre danach nicht mehr auseinanderzuhalten. Konstatieren lässt sich nur, wie die zweite musikalische Grönemeyer-Ära endet: in Saus und Braus.

Übrigens: Für ein Album, dem im Grunde wirkliche Hits fehlen, kommt "Luxus" auf Herberts "Blick zurück"-Tour 2012 erstaunlich gut weg: Bei der B-Seiten-Tour mit Sahnehäubchen-Setlist ist die 90er-Platte mit fünf Songs das am stärksten in der Setlist vertretene Album.

Anspieltipps:

"Hartgeld", "Ich Will Mehr"

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2 Kommentare

  • Vor einem Jahr

    Wirkliche Hits fehlen? „Deine Liebe klebt“ war ein Top-10-Hit, „Luxus“ immerhin Top 40, mit „Marie“, „Haarscharf“ und „Video“ gab es 3 weitere Single-Auskopplungen. Ich finde, dass dieses Album der Start von Grönemeyers musikalisch und textlich bester Phase war.

  • Vor einem Jahr

    Oh, Platz 10 für Luxus ist wirklich ein ziemlicher Tiefschlag. Eigentlich ist Luxus der Auftakt für Herbies beste Phase: Luxus, Chaos, Anders, Mensch... Danach wurde es schwächer.