Der italienische Sänger Adriano Celentano veräppelte in seiner neuen Show "RockPolitik" Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und die Zensur. Ob die Satire-Sendung bei der staatlichen Rundfunkanstalt RAI 1 fort gesetzt wird, ist fraglich.

Rom (bin) - Wer als Journalist im Land der Pasta und Pizzen öffentlich Kritik an der Regierung äußert, riskiert oft seinen Job. Der Sänger Adriano Celentano, der in Deutschland u.a. durch seinen Hit "Azzuro" seit Jahrzehnten bekannt ist, schlägt diese Warnungen in den Wind. Da er auch als Moderator und Schauspieler große Erfolge in seinem Heimatland feiert, tritt Celentano mit einer neuen Satire-Talkshow "RockPolitk" ganz selbstbewusst vor die Kamera, schrieb der Spiegel.

Doch bevor der Star sich mit seiner Zensurkritik ins Rampenlicht wagte, ließ er sich vom staatlichen Sender RAI 1 die völlige Autonomie vertraglich zusichern. Auch die Gäste blieben bis zur ersten Ausstrahlung ein großes Geheimnis: Sicherheitsmaßnahmen, die sich durchaus gelohnt haben. Da die Köpfe des staatlichen italienischen Rundfunks von der jeweiligen Regierung bestimmt werden, verfügen die Politker über große Macht im TV-Bereich. Inpunkto Meinugsfreiheit verweist die US-Organisation Freedom House Italien deswegen auf die hinteren Plätze. Mit dem Zusatz "teilweise frei" teilt sich das Land Rang 77 mit der Mongolei.

Am vergangenen Donnerstag machte Celentano nun von seinem vertraglich gesicherten Recht ausgiebig Gebrauch. In einer alten Flugzeugfabrik sang der Schlager-Veteran seine Hits und verspottete in seinen Sketchen George W. Bush, Silvio Berlusconi oder die italienschen Linksparteien. Auch drei Journalisten, die wegen "kriminellen Gebrauchs der Meinungsfreiheit" (Zitat Berlusconi) ihres Amtes enthoben wurden, standen auf der Gästeliste. Nur einer von ihnen erschien und legte für den Auftritt sogar sein EU-Parlament-Mandat nieder.

Obwohl Celentano Einschaltquoten von 50 Prozent verzeichnen konnte, steht die Sendung nach wütenden Reaktionen seitens der Regierung auf der Kippe. Berlusconis Statement zur Show: "Celentano ist nur die letzte Episode eines Systems von Fernsehen und Presse, dass seit 2001 systematisch die Arbeit der Regierung und des Ministerpräsidenten attackiert." Lässt vermuten, dass Celentano die drei weiteren, geplanten Folgen von "RockPolitik" nicht mehr unbeobachtet produzieren kann.

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laut.de-Porträt Adriano Celentano

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