laut.de-Kritik

Multiplikation statt Addition - Pharrell und Rick Rubin sei Dank.

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Was im Lehrplan jeder Grundschule steht, gilt nun auch für die Diskografie von Ed Sheeran: Nach der Addition kommt Multiplikation, nach "+" kommt "X". Das neue Album des 23-Jährigen dürfte seinem Namen alle Ehre machen und die ohnehin schon beeindruckenden Verkaufszahlen des Vorgängers noch mal vervielfachen.

"I See Fire", zumindest auf der Deluxe Edition enthalten, entpuppte sich dabei als denkbar beste Promo. Um den Titelsong eines Hobbit-Films lässt sich nur schwer herumkommen. Das Stück präsentierte sich zudem wesentlich organischer und weniger gekünstelt als "Smaugs Einöde" selbst. Für einen Platz auf der Standardausgabe von "X" reichte es trotzdem nicht.

Diese wird vom seichten Singer/Songwriter-Pop bestimmt, der schon das Debüt des Briten auszeichnete - jedoch mit einer deutlich urbaneren Note. Getreu dem Motto "Never change a winning (Produzenten-)team" setzt Sheeran erneut auf Jake Gosling, aber auch auf zwei Neuzugänge, die wohl jede erfolgsorientierte Mannschaft gebrauchen kann: Rick Rubin und Pharrell Williams.

Letzterer verpasst der Single "Sing" einen fetten, unüberhörbaren Pharrell-Stempel und lässt Sheeran reißerisch durch die flotten Strophen timberlaken. Nur eine Frage der Zeit, bis sämtliche AC-Radiostationen auf der ganzen Welt ihre Abspiellisten um "Sing" ergänzen und Williams so den nächsten omnipräsenten Welthit und Dauerbrenner bescheren.

Der könnte aber genauso gut in "Runaway" lauern. Hier gewinnt der perfekt konzipierte Strandbar-R'n'B von Pharrell endgültig die Oberhand, lässt dem Hauptdarsteller aber noch genug Platz für Westerngitarre und Gesang. Anno 2014 kann diese Hitmaschine mit der geballten, aber auch gewohnten Makellosigkeit der Produktionen zwar kaum noch überraschen. Was Williams in den letzten zwölf Monaten aber quasi am Fließband liefert, beeindruckt dennoch.

Nicht, das Rick Rubin keinen ähnlichen Riecher für den ganz großen Wurf besäße. Zusammen mit Benny Blanco haucht er Sheeran in "Don't" mehr Black Music ein, als es jemals zu erwarten war. Zu Handclaps, Piano-Loops und wuchtiger Bassline singt dieser aus der Sicht eines Hintergangenen, der für seine Geliebte wohl nichts weiter als einen "friend with benefits" darstellte. Die Abrechnung folgt sogleich: "Don't fuck with my love."

Wenig später entdeckt Sheeran gar den Mike Skinner in sich und rappt mit deutlich britischen Akzent schlicht von "The Man" - demjenigen, für den ihn seine Freundin verlassen hat. Zugegeben, jeden rappenden Engländer mit den Streets zu vergleichen, wird keinem der Betreffenden gerecht, zumal Ed Sheeran den Witz und die Emotionalität der mittlerweile aufgelösten Combo aus Birmingham nie erreicht. Schlecht schlägt er sich in "The Man" trotzdem nicht.

Die restlichen der insgesamt zwölf Songs stehen wesentlich deutlicher im Zeichen des Vorgängers "+". Während der Opener "One" mit gezupften Stahlseiten gleich zu Beginn für große Gefühle sorgen soll, schlägt "I'm A Mess" dezent rockigere Töne an. Die größten Bestrebungen, die Nachfolge des Megaerfolgs "A-Team" anzutreten, offenbaren jedoch das von Rick Rubin produzierte "Tenerife Sea" und "Photograph". Zwei Stücke, die ebenso wie Sheerans Durchbruchssingle das richtige Verhältnis von ruhiger Sinnlichkeit und Passagen mit hohem Wiedererkennungswert mitbringen - perfekt fürs Airplay.

"Loving can hurt, loving can hurt sometimes [...] It's the only thing that makes us feel alive" - besonders viel Raffinesse liegt zwar selten in den Zeilen, so stark wie in "Photograph" bedient sich der Sänger aber kaum aus dem Songwriter-Baukasten für Liebeslieder. Recht nett und einfühlsam verarbeitet der Brite allgemeine Gefühle und stellenweise auch persönliche Erfahrungen, wie etwa das mit Piano unterlegte "Afire Love".

So erfüllen die Lyrics ihren Zweck und ergeben mit den ähnlich durchschaubaren und eingängigen Soundgerüsten einen insgesamt runden Eindruck. "X" ist letztendlich präzise auf seine Zielgruppe zugeschnitten und macht dort eine gute Figur. Mehr aber auch nicht.

Trackliste

  1. 1. One
  2. 2. I'm A Mess
  3. 3. Sing
  4. 4. Don't
  5. 5. Nina
  6. 6. Photograph
  7. 7. Bloodstream
  8. 8. Tenerife Sea
  9. 9. Runaway
  10. 10. The Man
  11. 11. Thinking Out Loud
  12. 12. Afire Love

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4 Kommentare mit 16 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Ich hab ja am Anfang fäschlicherweise gedacht, der wäre Singer/Songwriter. Dabei ist er eigentlich ein RNB Sänger mit Gitarre. Mir geht seine stänide Medienpräsenz jedenfalls schon aufn Sack.

    • Vor 9 Jahren

      2 von 12 tracks klingen nach RNB richtig. Ist auf alle Fälle ein RNB Sänger. ;-)
      Was guckst du dir denn bitte an, dass du meinst er sei STÄNDIG in den Medien..Wenn dir seine Medienpräsenz schon auf den Sack geht, frag ich mich wie du mit wirklich nervenden Menschen klar kommen willst.
      Wenn Sheeran nicht sympathisch ist, ob man seine Musik nun mag oder nicht, weiß ich auch nicht...

    • Vor 9 Jahren

      Juhu ein eindeutiger Fanboy!!! Und ich höre Radio und schaue Fernsehen. Und du?

    • Vor 9 Jahren

      Also, ich hatte auch schonmal das Gefühl, regelrecht mit dem Typen überschüttet zu werden, da kann ich Sancho nur zustimmen.

    • Vor 9 Jahren

      Ich habe Sheeran in den vergangenen Monaten nicht einmal im Fernsehen gesehen :/

    • Vor 9 Jahren

      Keine Ahnung, vielleicht war das auch nur mal ein Tag oder ich war einfach mal übersensibel in Bezug auf langweilige Musik, aber ich kann mich erinnern, auch schonmal gedacht zu haben: "Könnt ihr mich jetzt bitte mal wieder mit dem in Ruhe lassen?"

    • Vor 9 Jahren

      sancho, deine schlussfolgerung ist peinlich, das weißt du selbst ;-) nur weil ich dir nicht zustimme, beudetet das nicht, dass ich ein "FANBOY" bin...
      ich weiß nur, dass er bei ner billigen pro7 casting show als gastjuror war. selbst schuld wenn du sowas guckst.
      und WENN ich ein fanboy von sheeran wär. das wär nicht halb so peinlich wie die tatsache, dass du ein beatrice egli fan bist...:/
      aber wenn man sich mal deine kommentare durchliest merkt man sowieso schnell wie du dein anscheinend beschissenes leben kompensierst.

    • Vor 9 Jahren

      Hoho jetzt wirds sogar persönlich, sehr schön. Ich lass es jetzt mal zu anlaysieren,was es über dich aussagt, wenn du sowas schon persönlich nimmst und antworte mal auf den Rest: Nein das mit Pro7 wusste ich nicht aber alleine bei Einslive haben die den einen Monat rauf und runter gespielt. Dann das Drama um seine Nicht-Nominierung bei den Oscars, jetzt die Kopfhörerwerbung mit ihm, sämtliche Berichte in Nachrichten über ihn und und und. Und glaub mir, auf seinem ersten Album fand ich viele Tracks richtig gut aber so langsam hängt er mir, aus oben genannten Gründen, zum Hals raus. Und wenn du dann einfach ankommst und meinst "Ätsch, stimmt nicht" wirkt das für mich erstmal verblendet.

    • Vor 9 Jahren

      Aber jetzt mal im Ernst. Diese Art Musik läuft halt bei Einslive rauf und runter. Da ist ne Single von Sheeran kein Einzelfall. Es gibt Stücke die laufen seit 20 Jahren auf Sendern rauf und runter..das nervt wirklich.
      Und Werbung nervig zu finden ist jetzt nichts unnormales, das hat nichts mit dem Künstler bzw. seiner Musik zu tun. Jeder halbwegs bekannte Tuppes macht Werbung, ist jetzt nichts unnormales. Da nervt mich eher Frikadellen-Werbung von Pilawa ;-)
      Ich versteh zwar im Ansatz was du meinst, aber das gibts einfach bei zig Leuten, die wesentlich nerviger als Person sind und deren Musik wirklich unhörbar ist.
      Ich fänds interessanter zu lesen, was du am Album oder an der Rezension zu kritisieren hast, als, dass dich ein Mainstream-Musiker in Mainstream-Medien nervt.

    • Vor 9 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 9 Jahren

      Mir ist jetzt das Wort eingefallen: Was dich nervt nennt man Promo. Ist bei Neuerscheinungen ziemlich verbreitet bei Musikern ;-) Irgendwie muss man die Leute ja zum kaufen bringen/zwingen. Würdest du sicher nicht machen, wenn du ein bekannter Musiker wärst. Wär ja gut fürs Geschäft.

    • Vor 9 Jahren

      Also um dich richtig zu verstehen, nur weil das viele machen, solls mich bei einem nicht stören?

    • Vor 9 Jahren

      Bloß blöd, wenn die Promo so nervt, dass sie genau das Gegenteil erreicht.

    • Vor 9 Jahren

      Sancho, jetzt muss ich dich doch mal fragen. Und das ist kein Wortspiel: Ist dir ein gewisser Whoranzone bekannt?

    • Vor 9 Jahren

      jumdunlop, Radio, insebsondere 1Live zu hören, ist kein Argument, wenn man seinen Musikgeschmack verteidigen will. ;)

    • Vor 8 Jahren

      Also Sancho und Santiago müssen ja exzesive Hasser sein :) denn so wie es aussieht kam die Promo bei so ziemlich allen außer bei euch gut an ;-) ... ich mein er ist mittlerweile der mit den meist verkauften Alben in den UK ich denk da wird es seine Fans und ihn selbst relativ wenig kümmern ob da zwei Grieskrame dabei sind, die keinerlei Geschmack besitzen. Wenn ihr auch nur ein Funken von Ahnung vom Musikbusiness haben würdet, würde euch Differenzierung viel einfacher fallen ;-)

    • Vor 8 Jahren

      Persönlicher Geschmack und Ahnung haben wenig bis nichts miteinander zu tun. Mir kann etwas gefallen, ohne dass es gut ist, oder etwas missfallen, obwohl es gut ist. Von meinem d.E. schlechten Geschmack auf meine Ahnung im "Musikbusiness" zu schließen, ist also ein non sequitur.

  • Vor 9 Jahren

    Wobei mit Rick Rubin auch Clipping, Verzerrung und reichlich Pegel einzug hält.

  • Vor 9 Jahren

    Ich verstehe den Hype nicht um den Knaben. Ist sicherlich nicht grauenhaft, aber von einem bestimmten Zielpublikum bin ich eigentlich einen weitaus schlechteren, berechenbaren "Geschmack" gewohnt. Naja, soll jeder glücklich mit werden.

  • Vor 9 Jahren

    wieso sagst du mir das? sancho hat geschrieben, er laufe da rauf und runter und ich meinte, das es nunmal so ist.
    erst einmal alles lesen ;-)