laut.de-Kritik

Die Welt ist am Arsch, aber alle gucken weg.

Review von

Mit ihrem letzten Album "Lost Forever // Lost Together" haben die Architects der in den vergangenen Jahren doch mehr und mehr auf der Stelle tretenden Metalcore-Branche einen ordentlichen Adrenalinschuss verpasst. Anno 2016 wollen die Brightoner noch eine weitere Schippe drauflegen.

Musikalisch eigentlich kaum denkbar, präsentierte sich doch der Vorgänger bereits mit einer Wucht sondergleichen. Auch thematisch blieben im Architects-Universum eigentlich keine Fragen mehr offen. Wer in punkto Umweltschutz, Tierschutz und Co. nicht aktiv mit anpackt, der hat die Zeichen der Zeit, in der sich mehr Schatten als Licht breitmacht, immer noch nicht erkannt.

Die Architects doppeln ihr Tun aber gerne. Wenn es sein muss, hauen sie auch in zehn Jahren noch auf die Kacke. Es sei denn, es ändert sich etwas. Momentan sieht es aber nicht danach aus. So bekommen alle Kriegstreiber, Verdrängungskünstler und Polit-Egomanen mal wieder ordentlich ihr Fett weg.

Bereits während der ersten Minuten brüllt und schreit sich Sam Carter den angestaunten Frust über den Zustand des Planeten aus der Seele. "Maybe we passed the point of no return. Maybe we just wanna watch the world burn" und "I know you know, that we've been living a lie", schnoddert der Frontmann ins Mikrofon, während sich der Background wie eine Musik gewordene Wand aus Wut und Verzweiflung hinter sein Aushängeschild stellt.

"Nihilist" brettert mit dem Kopf durch die Wand, ehe die Band mit dem anschließenden "Deathwish" fast schon alle Trümpfe gleichzeitig ausspielt. Verkopft und vertrackt schallen die Rhythmen durch die Boxen. Wabernde Synthies gesellen sich dazu, vorneweg marschieren brachiale Riffs und Sam Carters markantes Organ.

Kommt noch mehr? Aber hallo! Mehr Synthies ("Phantom Fear"), mehr Riffs ("Downfall"), mehr Wutanfälle ("Gone With The Wind"): Aus einer Schippe werden ein Dutzend. Die Architects spielen sich förmlich in einen Rausch. Die Liebe ist hinfort ("All Love Is Lost") und die Götter haben sich auch schon lange verabschiedet. Die Welt ist am Arsch. We all know … aber alle gucken weg: nach Ansicht der Band das derzeit größte Dilemma der Gegenwart.

"A Match Made In Heaven" bringt schließlich alles auf den Punkt. Der Eckpfeiler des Albums rattert wie ein Bulldozer vorneweg, lässt sich von niemandem aufhalten und bewirbt sich mit Nachdruck um den Titel des Mathcore-Highlights des Jahres.

Doch es geht weiter, Schlag auf Schlag. Keine Atempause. Düsterer denn je und mit detailverliebt arrangierten Haken und Ösen schüttelt auch der Rest des Albums jeden Blinden aus seinen rosaroten Tagträumen.

Das fast schon monumentale "Memento Mori" zündet schließlich den letzten Böller. Es knallt ganz gewaltig. Immer und immer wieder. Sage und schreibe acht Minuten lang. Epischer Mathcore? Und wie! Ich will mehr, kann mich nicht satthören, brauche noch eine Dosis. Ein Hoch auf den Repeat-Button. An dem klebe ich heute fest. Alles auf Anfang. Danke, die Herren!

Trackliste

  1. 1. Nihilist
  2. 2. Deathwish
  3. 3. Phantom Fear
  4. 4. Downfall
  5. 5. Gone With The Wind
  6. 6. The Empty Hourglass
  7. 7. A Match Made In Heaven
  8. 8. Gravity
  9. 9. All Love Is Lost
  10. 10. From The Wilderness
  11. 11. Memento Mori

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